Gestern hatte ich das “Vergnügen” mir den aktuellen Vortrag von Erich von Däniken anzuhören: “Götterdämmerung”. Und wie versprochen kommt hier mein (ausführlicher) Bericht (Note: an english version of this article can be found at Aardvarchaeology).
Der Saal im Volkshaus Jena war erstaunlich gut gefüllt. Ich schätze, dass etwa 650 bis 700 Zuhörer anwesend waren. Schon irgendwie ein seltsames Gefühl mit all diesen Leuten in einem Raum zu sein und zu wissen, dass wohl die Mehrheit von ihnen an das glauben wird, was Däniken heute erzählen wird.
Die Theorie
“Heute geht es um etwas grundsätzliches!”, mit dieser Ankündigung beginnt Däniken seinen Vortrag. Und er erwähnte auch gleich selbstsicher seine zweifelhafte Reputation “Über mich erzählt man allen möglichen Unsinn”. Dann verkündete er, dass er zuerst mit ein wenig “Theorie” beginnen müsse. “Die Wissenschaftler” glauben nämlich nicht, was er erzählt – und das muss er richtig stellen. Übrigens sprach er den ganzen Vortrag immer nur von “den Wissenschaftlern” oder den “schlauen Männern” ohne die Kritiker beim Namen zu nennen – im Gegensatz zu seinen Unterstützer die er ausführlichst vorstellte. Die ungläubigen Wissenschaftler jedenfalls meinen, dass 1) Außerirdische nicht existieren, dass sie 2) vollkommen anders als die Menschen aussehen würden und selbst wenn es sie gäbe, 3) niemals zur Erde kommen könnten weil die Distanzen zu groß sind.
Diese Aussagen will Däniken entkräften und sprach daher zuerst über Raumfahrt. Nach der kryptischen Aussage dass es “Triebwerke der Zukunft geben wird” erklärte er wie wir schon mit heutiger Technik zu den Sternen reisen könnten. Man müsste nur (50 Shuttle-Flüge pro Jahr sollten reichen) genug Material für ein großes Raumschiff in den Orbit bringen und dort zusammenbauen – am Besten ein rotierendes mit künstlicher Gravitation. Dieses Raumschiff könnte dann 2% der Lichtgeschwindigkeit erreichen und damit in 500 Jahren 10 Lichtjahre weit reisen. Auf so einem Generationenschiff würden die Menschen dann durchs Weltall reisen, leben und sterben und alles für den Bau eines zweiten Schiffs vorbereiten. Wenn sie dann nämlich einen bewohnbaren Planeten gefunden haben wird gleich das nächste Generationenschiff losgeschickt – usw. Mit diesem System könnte man die Milchstrasse innerhalb von 10 Millionen Jahren komplett besiedeln, meint Däniken.
Auch für die Ähnlichkeit zwischen Menschen und Außerirdischen hat Däniken eine Erklärung: Panspermie! Diese durch Svante Arrhenius (und später durch Fred Hoyle) bekannt gewordene Theorie besagt, dass das Leben auf der Erde aus dem Weltraum stammt. Laut dieser Theorie können sich einfachste Lebensformen auch im Weltall behaupten und beispielsweise mit Meteoriten auf die Erde kommen. Däniken betont extra, dass Arrhenius ein Nobelpreisträger war (er hat den Preis allerdings für andere Leistungen bekommen) – obwohl der eigentlich nicht von Außerirdischen spricht. Da hätte er sich lieber den Nobelpreisträger Francis Crick als Autorität aussuchen sollen: der ist nämlich ein Anhänger der gerichteten Panspermie. Außerirdische hätten gezielt Lebenskeime ins All gesandt, um so Leben auf so vielen Planeten wie möglich zu verbreiten. Das behauptet auch Däniken und da die Evolution unter ähnlichen Bedingungen auch angeblich immer ähnlich verläuft, ist es kein Wunder, wenn die Außerirdischen uns ähneln. Wo die ursprüngliche Zivilisation herkommt, kann aber auch Däniken nicht sagen. Er wirft allerdings noch einen seltsamen und unpassenden Satz in die Runde in dem er behauptet, dass “Schwarze Löcher Energie aussenden und ein neuer Urknall entsteht”. Keine Ahnung was er damit sagen wollte.
Prinzipiell ist soweit noch alles in Ordnung. Die Idee der Generationenschiffe und der Panspermie sind – wenn auch sehr unwahrscheinlich – theoretisch möglich. Wenn die Menschen es wollten, könnten wir tatsächlich so ein Generationenschiff bauen. Das wäre zwar wahnsinnig kompliziert und aufwendig und unvorstellbar teuer – aber machbar. Auch die Panspermie-Theorie ist vielleicht korrekt.
So richtig schräg wird es dann aber im nächsten Teil des Vortrags.
Alte Überlieferungen
Nachdem klargestellt wurde, dass Außerirdische tatsächlich existieren könnten, will Däniken nun beweisen, dass sie uns regelmäßig besuchen. Denn das tun sie – um nach dem Rechten zu sehe, uns Menschen etwas beizubringen und evolutionär ein bisschen auf die Sprünge zu helfen. Dafür bringt Däniken “Indizien die man nicht widerlegen kann”.
Im folgenden Teil kommt das was Däniken am besten kann: alte religiöse Texte und archäologische Belege so uminterpretieren, dass sie zu seinen Thesen passen. In schneller Folge wirft er nun Bilder an die Wand – meistens so schnell, dass mir kaum genug Zeit bleibt, um mir ausreichend Notizen für eine spätere Überprüfung zu machen.
Er beginnt mit Stonehenge. Däniken meint, es würde viele Theorien darüber existieren, was Stonehenge sein solle und “die mit dem Kalender ist die blödeste davon”. Laut Däniken sei Stonehenge ein maßstabsgetreues Modell des Planetensystems – komplett mit Asteroidengürtel, den die Menschen damals natürlich noch nicht kennen konnten. Leider war das Bild dazu wieder so schnell verschwunden, sodass ich es noch nicht geschafft hatte, herauszufinden was er damit genau meinte. Laut Däniken würden noch 16 weitere prähistorische Modelle des Sonnensystems auf der Welt existieren.
Dann folgten die berühmten Linien und Kreise. Däniken zeigte Landkarten mit verschiedenen Orten, die sich alle durch eine Linie verbinden lassen. An diesen Orten finden sich prähistorische Bauwerke und die Tatsache, dass sie alle auf einer Linie liegen, ist ein Beweis für außerirdischen Einfluss. Jetzt wurde Däniken ein bisschen wirr. Er erzählte von Überlegungen wie man den Außerirdischen unsere Existenz klarmachen könne. Dazu gab es anscheinend früher mal die Idee, große Kornfelder in Dreiecksform anzulegen. Wenn man das aus dem All beobachtet, ist klar, dass hier eine Intelligenz am Werk war. Den gleichen Zweck sollen wohl die mysteriösen “Linien” erfüllen.
Mir ist das allerdings nicht ganz klar. Auch Außerirdische müssen sich an die Naturgesetze halten und können nicht so einfach Teleskope bauen mit denen sich Kornfelder auf der Erde aus einigen Lichtjahren Entfernung beobachten lassen. Und die “Linien” von Däniken sind ja auch keine großen Striche in der Landschaft sondern nur gedachte Verbindungen einiger Orte – das lässt sich noch viel schlechter beobachten. Wenn, dann müssten sie schon im Orbit um die Erde sein um das zu sehen – und dann wäre der Aufwand gar nicht mehr nötig. Und überhaupt: ich dachte, es wären die Außerirdischen gewesen, die den Menschen beim Bau dieser Anlagen geholfen hätten. Wozu müssen die etwas ins Weltall signalisieren?
Für Däniken scheint die Sache jedenfalls klar zu sein und er bringt munter weitere Beispiele. Im ganzen antiken Griechenland finden sich anscheinend Dreiecke; Repräsentationen des goldenen Schnitts und Kreise: man muss nur die Positionen bestimmter alter Städte verbinden. Auch hier folgen die Folien zu schnell aufeinander, als dass ich mir alles merken hätte können. Ein Beispiel konnte ich allerdings schnell noch abzeichnen: nimmt man Knossos auf Kreta als Mittelpunkt, dann könne man angeblich einen Kreis ziehen auf dem Sparta und Epidaurus liegen. Abgesehen davon, dass ich dieser Tatsache prinzipiell nicht allzu viel Bedeutung zugemessen hätte, ist das ein typisches Beispiel für die Dänikensche Pyramidologie: wenn man lang genug sucht, dann findet man immer irgendwelche Orte die in bestimmten geometrischen Mustern angeordnet sind. Wenn man Pyramiden oder andere Baumerke vermisst, kann man die erhaltenen Zahlen immer irgendwie so kombinieren, dass bestimmte Naturkonstanten dabei herauskommen – usw.
Für Däniken sind die diversen geometrischen Muster jedenfalls höchst bedeutend. Und die “schlauen Menschen die immer nur daher quatschen sollen einfach mal einen Zirkel und eine Karte von Griechenland nehmen und das Staunen neu lernen!”. Das macht Däniken während seines Vortrags öfter: er fordert das Publikum auf, alles nachzulesen bzw. nachzurechnen. Alles sei ganz einfach von jedermann überprüfbar; niemand müsse sich auf sein Wort verlassen. Das klingt zuerst recht vertrauenserweckend – aber Däniken sagt sowas bevorzugt immer dann, wenn eine Nachprüfung gar nicht so einfach ist, wie man zu glauben meint (dazu später mehr).
Aber da ich ja ein “schlauer Mensch” bin, viel “daher quatsche” und auf jeden Fall “das Staunen neu lernen” möchte, habe ich das mit der Karte von Griechenland natürlich überprüft. Obwohl – eigentlich gäbe es dafür ja gar keinen Grund. Dänikens Bilder waren doch schon so klar und eindeutig – was soll man da noch überprüfen? Ich konnte leider kein Foto machen – aber bei ihm sah das in etwa so aus (die Karten stammen von Google Maps):
Tja – nichts mehr mit “exakt auf einer Kreislinie”. Aber das ist typisch für Pseudowissenschaften. Wenn man lang genug sucht und probiert findet man schon irgendetwas, das einigermaßen passt. Und wenn es nicht ganz so passt, dann kann man es leicht passend machen. Ich unterstelle Däniken hier ja nicht mal eine absichtliche Täuschung. Aber wenn man was gefunden hat, dass die eigene Theorie zu untermauern scheint, dann verzichtet man in der Pseudowissenschaft auch gerne mal auf eine genauere Prüfung.
Die Götter sind Außerirdische
Nun packte Däniken die alten religiösen Überlieferungen aus. Von den Ureinwohnern Nord- und Südamerikas, über die alten Inder, bis hin zur Bibel präsentiert er Beispiel aus alten Texten, die seiner Meinung nach genau beschreiben wie Außerirdische vor vielen Jahrtausenden die Menschen besuchten.
Däniken erzählt von den Überlieferungen der Hopi-Indianer, die daran glauben, dass ihre Götter irgendwann einmal wiederkehren werden und er erzählt lange von Arjuna aus dem hinduistschen Mahabarata. Der sei nämlich von den außerirdischen Lehrern zu ihrem Mutterschiff in den Erdorbit gebracht worden. Und anhand der Angaben in den alten indischen Texten konnte Däniken das Raumschiff exakt rekonstruieren. So sah es aus:
Wow! Also ich kann leider kein Sanskrit und kann den Text im Original nicht nachlesen. Aber irgendwie bezweifle ich, dass das alles dort so exakt beschrieben wird. Dieses Bild stammt übrigens aus einer minutenlangen Filmsequenz in der noch ein paar andere große Raumschiffe zu sehen sind.
Danach kommt Däniken auf die Apokryphen zu sprechen: die Texte, die von den bösen Kirchenvätern nicht in die Bibel aufgenommen wurden. Däniken ist generell nicht gut auf Religion anzusprechen und brachte immer wieder die eine oder andere Spitze gegen sie bzw. ihre Anhänger.
Das Buch Henoch beispielsweise erzählt von Henochs Tour durch den Himmel wo ihm Engel alles Mögliche zeigen. Die Engel waren natürlich Außerirdische und der Himmel ein Raumschiff. Däniken meint sogar anhand dieses Buches könne er allen außerirdischen “Lehrern” Namen und Fachgebiet zuordnen.
Der nächste Text den Däniken vorstellt, ist wieder ein wunderbares Beispiel für die selektive Art und Weise wie er seine “Indizien” präsentiert. Es geht um die “Apokryphen des Abraham”. Dort wird von Abraham erzählt, wie er als Junge von Außerirdischen entführt und auf ihr Raumschiff gebracht wurde. Bei seinen Ausführungen deutet Däniken durch seine Art zu sprechen immer wieder an, dass es sich um exakte Zitate aus dem Text handelt. Und die klingen wirklich beeindrucken. Abraham sah Wesen die “hatten nicht eines Menschen Atem” – sie trugen nämlich Raumanzüge mit Atemmasken. Auf dem Raumschiff ging es ihm nicht gut, er “wünschte wieder auf die Erde nieder zu fallen” – also muss er ja wohl im Weltraum gewesen sein. Am Ende von Dänikens Ausführungen konnte man gar nicht anders als den Eindruck zu haben, hier würde tatsächlich eine außerirdische Entführung beschrieben. Selbst ich war ein wenig beeindruckt und hab mich gefragt, was dieser Text wohl zu bedeuten hat. Denn selbst Däniken wäre vermutlich nicht so dreist, das alles einfach zu erfinden.
Und auch hier hat er wieder darauf hingewiesen, dass jeder das alles leicht selbst nachprüfen kann. Man kann ja einfach nachlesen was dort geschrieben steht. Das habe ich natürlich probiert. Das war aber wieder nicht so einfach, wie Däniken es aussehen lässt.
Erstmal sind die “Apokryphen des Abraham” keine wirklichen Apokryphen und daher auch nicht in den gängigen Kompilationen zu finden. Nach ein bisschen Recherche war klar, dass es sich bei dem Text um die “Apokalypse des Abraham” handeln muss – eine Pseudoepigraphie aus dem ersten Jahrhundert. Der Text ist im Original verloren und nur in Altkirchenslawisch überliefert. Ich habe aber noch eine englische Übersetzung gefunden. Wo Däniken seine angeblichen deutschen Zitate her hat, kann ich nicht sagen – er meinte in seinem neuen Buch wären alle Quellen exakt aufgeführt. Liest man den englischen Text, dann erkennt man die Stellen wieder von denen Däniken gesprochen hat:
“And it came to pass when I heard the voice pronouncing such words to me that I looked this way and that. And behold there was no breath of man. And my spirit was amazed, and my soul fled from me. And I became like a stone, and fell face down upon the earth, for there was no longer strength in me to stand up on. (Kapitel 10, 1-2)”
Für Däniken ist hier die Begegnung mit einem Außerirdischen beschrieben. In seinen Ausführungen hat er außerdem den Eindruck erweckt, die Geschichte würde nur aus dem Inhalt bestehen den er dem Publikum vorsetzt. In Wahrheit sind die von Däniken erwähnten Sätze über den ganzen Text verstreut und verlieren im Kontext und dem englischen “Original” enorm an Bedeutung was die Behauptung, einer außerirdischen Entführung angeht. Er hat sich hier ganz offensichtlich ein paar Sätze rausgesucht und sie kreativ seiner Theorie angepasst – so wie weiter oben bei den mysteriösen Kreisen und Linien in Griechenland.
Da mein Altkirchenslawisch leider ein bisschen eingerostet ist, kann ich hier keine tiefergehende Analyse durchführen – aber auch so ist klar, dass hier sehr viel von Dänikens Phantasie im Spiel ist und wenig eigentliche Fakten.
Zum Abschluss des religiösen Teils kommt natürlich noch die berühmte Hesekiel-Geschichte. Auch hier wird ein Prophet von Außerirdischen entführt und zu einem Raumhafen gebracht, den er dann vermessen soll, auf das die späteren Generationen genau Bescheid wüssten dass Außerirdische da waren. Meint zumindest Däniken. Er hat auch vor 30 Jahren einen “geheimen” Vortrag bei der NASA gehalten und dort von Hesekiel erzählt. Ein NASA-Ingenieur, Joseph Blumrich, war davon so angetan, dass er ausgehend vom Text aus der Bibel das entsprechende Raumschiff rekonstruiert hat. Auch hier wurde “kein Zentimeter vergessen oder hinzugefügt” wie Däniken betont – alles basiere rein auf dem biblischen Text.
Hier ein Ausschnitt aus dem relevanten ersten Kapitel des Hesekiel-Buchs:
“Und ich sah: und siehe, ein Sturmwind kam von Norden her, eine große Wolke und ein Feuer, sich ineinander schlingend, und ein Glanz rings um dieselbe; und aus seiner Mitte, aus der Mitte des Feuers her, strahlte es wie der Anblick von glänzendem Metall.
Und aus seiner Mitte hervor erschien die Gestalt von vier lebendigen Wesen; und dies war ihr Aussehen: Sie hatten die Gestalt eines Menschen.
Und jedes hatte vier Angesichter, und jedes von ihnen hatte vier Flügel. Und ihre Füße waren gerade Füße, und ihre Fußsohlen wie die Fußsohle eines Kalbes; und sie funkelten wie der Anblick von leuchtendem Erze.
Und Menschenhände waren unter ihren Flügeln an ihren vier Seiten; und die vier hatten ihre Angesichter und ihre Flügel.
Ihre Flügel waren verbunden einer mit dem anderen; sie wandten sich nicht, wenn sie gingen: Sie gingen ein jeder stracks vor sich hin.
Und die Gestalt ihres Angesichts war eines Menschen Angesicht; und rechts hatten die vier eines Löwen Angesicht, und links hatten die vier eines Stieres Angesicht, und eines Adlers Angesicht hatten die vier.
Und ihre Angesichter und ihre Flügel waren oben getrennt; jedes hatte zwei Flügel miteinander verbunden, und zwei, welche ihre Leiber bedeckten.
Und sie gingen ein jedes stracks vor sich hin; wohin der Geist gehen wollte, gingen sie; sie wandten sich nicht, wenn sie gingen.
Und die Gestalt der lebendigen Wesen: Ihr Aussehen war wie brennende Feuerkohlen, wie das Aussehen von Fackeln. Das Feuer fuhr umher zwischen den lebendigen Wesen; und das Feuer hatte einen Glanz, und aus dem Feuer gingen Blitze hervor. Und die lebendigen Wesen liefen hin und her wie das Aussehen von Blitzstrahlen”
In diesem Stil geht das noch ein bisschen weiter. Aber für Blumrich und Däniken ist es anscheinend eindeutig das dieser Text nichts anderes beschreibt als exakt dieses Raumschiff:
Beeindruckend! Vor allem die Phantasie von Blumrich beeindruckt hier – denn ohne die hätte er dieses Raumschiff aus obigem Text wohl kaum “rekonstruieren” können. Der Hesekiel-Text mag zwar ein wenig seltsam klingen – aber es gibt wesentlich vernünftigere Interpretationen dazu als die mit dem Raumschiff (hier z.B.).
Auch die Abmessungen des Tempels die von Hesekiel beschrieben werden lassen laut Däniken eine “exakte” Rekonstruktion zu. Und heraus kommt natürlich eine Lande- und Wartungsstation für das Raumschiff. Für Däniken sind das jetzt keine Indizien mehr sondern “Beweise” für die Anwesenheit Außerirdischer auf der Erde.
Witzig ist dann noch Dänikens Kritik an den Theologen mit der er diesen Teil seines Vortrags beendet. Bei der Übersetzung und Kompilation der religiösen Texte spricht von einer “Verfälschung der alten Texte” und von “zusammengebogenen Texten damit sie zu den Vorstellungen der Autoren passen”. Ich musste mir ein Lachen verkneifen 😉
Warum das alles?
Laut Däniken sind das Botschaften an die Zukunft. Die Außerirdischen haben “eindeutige Beweise” zurückgelassen und wollten dass sie erst gefunden werden, wenn die Menschheit bereit dafür ist. Wir Menschen müssen nun nach den Beweisen suchen und werden deswegen von den Aliens auf diese “Schnitzeljagd” (so nannte es Däniken) geschickt. Längst hätten wir die Beweise finden können – wenn den die Menschen (bzw. die Wissenschaftler) nicht so schrecklich ignorant wären. Aber Däniken lässt sich nicht beirren und erleuchtet die Ungläubigen: “Herr Däniken, dass wussten wir alles gar nicht!” ist laut ihm die Antwort, die er “jedesmal” bekommt, wenn er Wissenschaftlern seine Theorien vorträgt. Die verkopften Forscher stecken so tief in ihrer Welt und schauen nie über den Tellerrand – solange bis Däniken sie auf das Offensichtliche hinweist.
Dann macht sich Däniken daran, die große Frage zu beantworten: “Wo ist der Beweis versteckt?”. Leider verlässt er sofort nach dieser Frage das Thema um nie mehr darauf zurückzukommen (Ich würde sowas ja auf der Rückseite des Mondes verstecken. Einfach in großes Buchstaben “Hallo! Wir waren da!” in die Oberfläche einbrennen. Das können wir dann erst lesen wenn wir weit genug sind um Raumsonden um den Mond herum schicken zu können. Muss gleich mal schauen ob ich dazu in der Bibel was finde 😉 )
Däniken will jetzt über den Maya-Kalender sprechen. Die haben nämlich 2 verschiedene Kalendersysteme. Einmal gibt es den Haab-Kalender – der wird für alltägliche Zwecke verwendet und hat 365 Tage, fast so wie unser Kalender mit 365,25 Tagen. Dann gibt es einen Kalender für rituelle Zwecke mit 260 Tagen (Tzolkin). Laut Däniken ist das wieder ein eindeutiges Anzeichen für außerirdischen Einfluss: denn warum sollte man sonst einen Kalender mit 260 Tagen haben? Die beiden Kalender laufen parallel und alle 52 Jahre stehen beide wieder auf Null. Dann gibt es aber auch noch den long-count: ein weiterer Kalender den die Mayas für astronomische Berechnungen bzw. für Geschichtschreibung nutzen, um auch Ereignisse die länger als 52 Jahre in Vergangenheit oder Zukunft lagen eindeutig beschreiben zu können. Aus diesem System ergeben sich Epochen, die jeweils 5125,36 Jahre dauern.
Und die aktuelle Epoche des Maya-Kalenders endet am 21.12.2012. Däniken interpretiert das folgendermaßen: Am Beginn der letzten Epoche – der vermutlich auf den 11. August 3114 v.Chr. gefallen ist – sind die Außerirdischen auf der Erde gelandet. Und wenn nun die Epoche in 4 Jahren zu Ende geht, werden sie wiederkommen! Däniken weist aber auch gleich auf eventuelle Umrechnungsprobleme bei den Kalendern hin – sollte am 21.12.2012 also nichts Außergewöhnliches passieren dann ist das noch lange keine Widerlegung seiner Theorie.
Schlechte Astronomie
Däniken ist sich aber trotzdem sehr sicher, dass der 21. Dezember 2012 ein ganz besonderes Datum darstellt. Und dafür bringt er astronomische “Beweise”. Er erzählt dem Publikum von der Präzession der Erde. Damit beschreiben Astronomen die sich ändernde Orientierung der Erdachse.
Heute zeigt sie (im Norden) in etwa auf den Polarstern. Die Erde “eiert” aber ein bisschen – so wie der Kreisel im Bild rechts. Grund dafür ist die Gravitationskraft die der Mond auf die Erde ausübt. Die Erdachse läuft dabei einmal in etwa 25800 Jahren im Kreis.
Nun behauptet Däniken, dass genau am 22.12.2012 um 00:00 die “Präzession endet”. Sie laufe danach zwar wieder weiter – aber zu diesem Zeitpunkt ist die Erdachse auf eine ganz spezielle Art und Weise ausgerichtet: sie zeigt exakt auf das Zentrum der Milchstraße! Und von dort (auch das steht in den alten Texten) sind die Außerirdischen ja zu uns gekommen. Der ablaufende Maya-Kalender und die Ausrichtung der Erdachse sind untrügliche Beweise dafür, dass die Außerirdischen am 21.12.2012 wieder zur Erde zurückkehren werden “um neu zu ordnen was sie schufen”.
Hui! Klingt beeindruckend – ist aber leider völlig falsch. Das Zentrum unserer Milchstraße befindet sich von der Erde aus gesehen im Sternbild Schütze. Dieses Sternbild liegt an der Ekliptik. Die beschreibt die scheinbare Bahn der Sonne, die wir am Himmel sehen bzw. entspricht der Bahn der Erde um die Sonne. Das Zentrum der Milchstrasse liegt also von der Erde aus gesehen in etwa in der Nähe der Ebene, die durch die Erdbahn definiert wird. Däniken behauptet also, dass in knapp 4 Jahren auch die Erdachse in dieser Ebene liegen wird und auf das Zentrum zeigt!
Was würde das bedeuten? Wenn die Erdachse in der Erdbahnebene liegt, dann wären wir in derselben Situation wie heute der Planet Uranus. Die Hälfte des Jahres würde also eine Hemisphäre der Erde immer der Sonne zugewandt sein, in der anderen Hälfte des Jahres wäre sie immer von der Sonne abgewandt. Wir hätten also ein halbes Jahr lang Tag und ein halbes Jahr lang Nacht! Das kann aber glücklicherweise nicht passieren – denn unsere Erdachse liegt nicht in der Bahnebene – sie ist 66,5 Grad ihr gegenüber geneigt und kann daher unmöglich, zu keinem Zeitpunkt auf das Zentrum der Milchstrasse zeigen. Um die Erdachse so extrem zu neigen müssten wir vorher schon mit einem anderen Planeten zusammenstoßen!
Däniken jedenfalls ist fest von seiner falschen Aussage überzeugt. Er zeigt sogar eine Animation in der man das Ablaufen des Maya-Kalenders und die Bewegung der Erdachse beobachten kann und genau sieht wie sie am Ende auf das Zentrum der Milchstrasse zeigt.
Verbreitet die Botschaft!
Genauso grandios wie dieser astronomische Blödsinn ist auch der Schluss seines Vortrags. Däniken befürchtet einen “Götterschock”, eventuell “millionenhaften Selbstmord”. Und das alles nur, weil die Menschen auf die Ankunft der Außerirdischen nicht vorbereitet sind. Aber man kann das ändern! Man muss nur genügend Menschen von seinen Theorien erzählen und sie davon überzeugen. Allerdings lassen sich vielleicht viele nicht überzeugen und halten alles für Unsinn? Das ist kein Problem – denn Däniken hat ja gerade heute Abend gezeigt dass alle seine Behauptungen belegt und überprüfbar sind. Aber vielleicht haben die Zuhörer schon wieder einiges vergessen – er hatte ja auch nicht so viel Zeit und hat viele Fakten gebracht. Aber auch das ist kein Problem. Denn es gibt ja eine DVD des Vortrags! Die kann man kaufen und sich in Ruhe noch mal alle Indizien und Beweise für die bevorstehende Wiederkehr der Äußerirdischen ansehen. Dazu sollte man am besten ein paar Freunde einladen. Und wenn die die Botschaft dann ebenfalls ein paar Freunde verteilen – usw. – dann ist die Menschheit am 21. Dezember 2012 gut genug auf die dramatische Landung der Außerirdischen vorbereitet.
Ich habe dann doch darauf verzichtet mir die DVD für 20 Euro zu kaufen. Ich hatte ja mein Notizbuch und erfülle jetzt hier natürlich auch gerne den Auftrag und verbreite das, was ich beim Vortrag gehört habe 😉
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