Da es Amazon heute nicht geschafft hat, mir meine Bücher zu liefern (für was gibt es denn die Option Premiumversand dann eigentlich?) musste ich auf meine eigene Bibliothek zurückgreifen.
Das war aber auch kein Fehler – denn auch wenn ich “Der entzauberte Regenbogen. Wissenschaft, Aberglaube und die Kraft der Phantasie” von Richard Dawkins schon kenne, ist es trotzdem immer wieder ein Vergnügen, dieses Buch zu lesen!
Diesmal ist mir gleich zu Begin ein schönes Zitat aufgefallen. Dawkins bezeichnet Esoterik und Parapsychologie als
“(…) Missbrauch des legitimen Gefühls des Staunens (…), das eigentlich von echter Naturwissenschaft genährt werden sollte.”
Das ist eine sehr gute Beschreibung der ganzen Esoterik- und Pseudowissenschaftsmisere. Der Mensch ist grundsätzlich neugierig und liebt das Geheimnisvolle. Diese Eigenschaft wird von den verschiedenen esoterischen und pseudowissenschaftlichen Disziplinen (wohl nicht immer absichtlich) ausgenutzt.
Eigentlich ist unser Universum an sich und alles was es enthält faszinierend genug, um den Wunsch der Menschen nach Faszination und Staunen zu befriedigen. Jeder der z.B. einmal ein Buch über moderne Kosmologie gelesen hat, wird mir zustimmen, dass die Realität interessanter und geheimnisvoller ist, als alles, was sich irgendein Esoteriker ausdenken könnte.
Aber viele Menschen sehen diese Seite der Naturwissenschaften nicht. Für sie ist alles was mit Wissenschaft zu tun hat, uninteressant, kompliziert, gefühllos, kalt, entmenschlicht, usw. Die vorherrschende Stimmung reicht von einfachem Desinteresse bis hin zu dezidierter Wissenschaftsfeindlichkeit. Eigentlich absurd, denn mehr als alles andere ist unsere moderne Welt durch Wissenschaft geprägt und entstanden. Da sollte man eigentlich meinen, dass sich mehr Menschen dafür interessieren, worauf ihre Welt und ihr Alltag eigentlich basiert.
Aber, ganz im Gegensatz dazu, wollen viele Menschen auch gar nicht erst Bescheid wissen bzw. Antworten auf Fragen erhalten. Das sind Leute, die (wie Dawkins schreibt)
“(…) sich im Rätselhaften aalen und sich verraten fühlen, wenn man ihnen eine Erklärung liefert.”
Genau dieser Einstellung will “Der entzauberte Regenbogen” entgegen wirken. Der Titel bezieht sich auf ein Gedicht von John Keats, in dem dieser sich darüber beschwert, dass Newton durch seine optischen Experimente die Entstehung eines Regenbogens erklärt hatte und diesem Naturschauspiel damit sein Wunder und seine Erhabenheit genomme habe:
“Do not all charms fly
At the mere touch of cold philosophy?
There was an awful rainbow once in heaven:
We know her woof, her texture; she is given
In the dull catalogue of common things.
Philosophy will clip an Angel’s wings,
Conquer all mysteries by rule and line,
Empty the haunted air, and gnomed mine–
Unweave a rainbow, as it erewhile made.”
Wie falsch dieser Vorwurf ist, wird klar, wenn man Dawkins Buch liest. Gut erläutert hat diese Problematik hat auch der große Physiker Richard Feynman. Als ihm vorgeworfen wurde, dass ein Naturwissenschaftler, der eine Blume untersucht, deren Schönheit nicht würdigen könnte, antwortete er:
“Die Schönheit, die sie für dich hat, entgeht mir keineswegs. Aber ich sehe auch eine tiefere Schönheit, die sich anderen nicht ohne weiteres erschließt. Ich sehe die komplizierte Wechselbeziehungen in der Blüte. Die Blüte ist rot gefärbt. Sie hat eine Farbe – bedeutet das, dass sie sich in der Evolution entwickelt hat, um Insekten anzulocken? Damit haben wir eine neue Frage. Können Insekten Farben sehen? Haben sie ein Gespür für Ästhetik? Und so weiter. Ich verstehe nicht, wie eine Blüte an Schönheit verlieren soll, wenn wir sie untersuchen. Es kommt immer nur Schönheit hinzu.”
Genau das ist der Punkt! Wissenschaft und Erklärungen nehmen der Welt nichts von ihrem Reiz! Sie sorgen nur dafür, dass wir unsere Umwelt besser verstehen und ihre Schönheit, ihren Zauber tiefer und besser würdigen können! Wer die Wissenschaft ausschließt, der bringt sich selbst um einen gewaltigen Kosmos voller Wunder und Faszination!
Kommentare (48)