Viele Forscher halten die Migrationshypothese für wahrscheinlicher – aber auch hier gibt es verschiedene konkurrierende Variationen. Einige gehen davon aus, dass der große Planet früher eine sehr exzentrische (also stark elliptische) Bahn hatte, die sich dann durch Wechselwirkungen mit interplanetarem Material (Staub, Gas, Kleinkörper) schnell zu einer kreisförmigen, sternnahen Bahn geändert hat. Und diese Hypothese würde für solche Planeten keine Trojaner zulassen! (Damit Trojanerplaneten stabile Bahnen haben können, darf die Bahn des größeren Partnerplaneten nicht zu exzentrisch sein).
Nun lassen sich praktischerweise Trojanerplaneten dann am einfachsten nachweisen, wenn sie sich ihre Bahn mit einem “Hot Jupiter” teilen. Würde man bei so einem Planeten einen kleineren Trojanerpartner entdecken, dann wäre die oben beschriebene Art der Migrationshypothese falsifiziert.
Gute Gründe also, um nach Trojanerplaneten zu suchen. Ich selbst hatte eigentlich vor, ein Forschungsprojekt zu genau diesem Thema zu beginnen. Zuerst wollte ich durch theoretische Simulationen diejenigen Sterne identifizieren, bei denen die Chancen am besten stehen, Trojanerplaneten zu entdecken. Und danach genau diese Sterne auch wirklich beobachten um so meine Vorhersagen entweder zu bestätigen oder zu falsifizieren. Selbst wenn ich keinen Trojanerplaneten entdecken würde, hätten wir immer noch jede Menge neue theoretische und experimentelle Daten gewonnen, die für spätere Arbeiten wichtig sein können.
Ich habe das eigentlich für ein recht gutes und interessantes Thema gehalten – die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fand das Projekt aber dann leider doch nicht so gut und hat mir vor ein paar Wochen mitgeteilt, dass sie eine Förderung abgelehnt.1
Tja – so läufts in der Forschung… aber man konnte in den letzten Jahren beobachten, dass auf diesem Gebiet immer mehr geforscht wird und dass sich auch immer mehr Wissenschaftler beteiligen. Als wir damals in Wien begonnen haben, uns damit zu beschäftigen, wurde das von vielen Kollegen als unnütze Spielerei betrachtet. Trojanerplaneten seien eine nette theoretische Konfiguration – aber in der Realität könne es sowas wahrscheinlich nicht geben und selbst wenn, würde man sie wohl in naher Zukunft kaum entdecken. Mittlerweile wissen wir, dass es sie sehr wohl geben kann und das wir auch (jetzt schon) in der Lage sind, sie zu entdecken, wenn sie existieren.
Ich würde mich wirklich freuen, wenn so eine Entdeckung gemacht werden würde! Vielleicht ein erdähnlicher Exoplanet, der sich die Bahn um seine Sonne mit einem Gasriesen teilt. Man stelle sich vor, wie es wäre, auf so einer seltsamen Welt zu Leben. Die Raumfahrt müsste dort eine interessante Angelegenheit sein…
Aber das ist noch nicht einmal die seltsamste Konfiguration, die sich Himmelsmechaniker ausdenken können. Es gibt noch welche, die sind noch viel außergewöhnlicher! Doch dazu dann mehr in einem anderen Artikel.
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