Michael Kunkel nimmt auf Wahrsagercheck.de und dem zugehörigen Blog schon seit Jahren die Prognosen der diversen Astrologen, Wahrsager und Seher unter die Lupe.
Das Jahresende ist dort immer eine sehr arbeitsreiche Zeit – denn da steht die große jährliche Überprüfung an: stimmten die Vorhersagen, die für das vergangene Jahr getroffen wurden?
Da die Antwort meistens “Nein” lautet, sind die Propheten verständlicherweise nicht sehr begeistert von Kunkels Analysen. Nun will sogar einer von ihnen, Malkiel Rouven Dietrich (der sich auch “Lestat” nennt), juristisch dagegen vorgehen, dass man seine geplatzen Vorhersagen erwähnt. Kunkel wurde aufgefordert, alle direkten Zitate aus Dietrichs Vorhersagen und alle Verlinkungen zu den entsprechenden Seiten zu entfernen (nichtmal speichern darf Kunkel die Texte von Dietrich).
Freundlicherweise kam Kunkel diesen Wünschen nach – verzichtete aber trotzdem nicht darauf, in seinem Blogeintrag darzulegen, dass Dietrichs Vorhersagen falsch waren. Dies scheint wohl auch das eigentliche Problem zu sein – denn gestern verkündete Dietrich, dass er die Angelegenheit nun von seinem Medienanwalt prüfen lassen will.
Ich bin absolut kein Jurist – aber es gibt immerhin ein Zitatrecht. Und wenn ein Astrologe seine Vorhersagen frei zugänglich im Internet veröffentlicht, dann muss er auch damit rechnen, dass er zitiert wird. Vielleicht liest ja eine Juristin oder ein Jurist mit, und kann Bescheid sagen, ob hier wirklich ein Verstoß gegen das Urheberrecht vorliegt.
Mir scheint es aber eher so zu sein, dass Dietrich verärgert ist, dass man ihn an seine falschen Prognosen erinnert. Immerhin “wurde ihm die Kunst des Wahrsagens schon in die Wiege gelegt” und seine Familie “beschäftigt sich seit sieben Generationen mit der Astrologie und dem Kartenlegen”. Außerdem hat er ein “dreijähriges Vollzeitstudium der astrologischen Wissenschaften (sic!)” absolviert und “besitzt die Gabe, in einer leichten Trance einen exakten Schicksalsweg des Fragenden zu sehen”. Bei so einem Lebenslauf ist es natürlich ärgerlich, wenn einem öffentlich nachgewiesen wird, dass es mit der Prognosefähigkeit doch nicht immer so ganz klappt. Es scheint sich wieder mal der Eindruck zu bestätigen, dass viele Anhänger esoterischer Disziplinen Kritik eher schlecht vertragen.
Hier einem Blogger gleich mit dem Anwalt zu drohen ist natürlich keine recht gute Idee von Dietrich gewesen. So etwas funktioniert im Web 2.0 kaum (das konnte man erst kürzlich beobachten, als der Bundestagsabgeordnete Lutz Heilmann (Die Linke) Wikipedia verklagte).
Ich bin jedenfalls gespannt, wie die Sache weitergeht. Und Michael Kunkel wünsche ich viel Erfolg mit seinem Blog und weiterhin gutes Gelingen bei der Überprüfung der Propheten!
Nachtrag: Mittlerweile wird zu diesem Thema auch bei Stefan-Niggemeier diskutiert. Und Herr Dietrich hat dort sogar einen Kommentar abgegegen.
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