In den langen Diskussion, die hier in letzter Zeit über Astrologie geführt wurden, kam immer wieder mal der Hinweis, dass man die Astrologie nicht ganz so ernst nehmen soll. Wenn jemand unbedingt daran glauben möchte, dann soll er doch – tut doch niemandem weh.
Abgesehen davon, dass dieses Argument generell unrichtig ist, gibt es nun ein passendes Beispiel, das zeigt, wie der Glaube an Astrologie auch völlig unbeteiligte Menschen schädigen kann: eine österreichische Firma vergibt Jobs nur an Bewerber mit passenden Sternzeichen.
In den Salzburger Nachrichten erschien am Samstag eine Stellenanzeige mit folgendem Text:
“Wir suchen Personen ab 20 Jahren für nebenberufliche Tätigkeit im Verkauf/Management mit folgenden Sternzeichen: Steinbock, Stier, Wassermann, Widder oder Löwe.”
Tja… es lebe die Gegenaufklärung! Dass viele große Firmen sich gerne mal von Astrologen beraten lassen, ist ein offenes Geheimnis. Aber meistens geht man damit nicht so direkt an die Öffentlichkeit, wie in diesem Fall. Das dies nun so zwanglos gemacht wird, zeigt, wie weit sich die Gesellschaft schon von Wissenschaft und Vernunft entfernt hat.
“Wir haben eine Auswertung gemacht und haben uns die besten Mitarbeiter in ganz Österreich angeschaut – und die waren fast immer eines der fünf [Sternzeichen]. Und dann haben wir gesagt: Da bleiben wir bei dem System und holen uns wieder die Besten.”
Das meint die verantwortliche Person der besagten Firma. Ich weiß leider nicht, um wen es sich da genau handelt – ansonsten würde ich gerne mal nachfragen, wie diese “Auswertung” den im Detail aussieht. Es liegt der Verdacht nahe, dass hier jemand wenig Ahnung von Statistik handelt (bzw. generell wenig Ahnung – wie sonst kommt man überhaupt auf die Idee, so eine Auswertung zu machen).
Und anscheinend ist das, was hier gemacht wird, auch noch rechtens. Angela Riegler, eine Expertin der Arbeiterkammer Salzburg meint:
“Wenn ich mich als Unternehmen jetzt an bestimmte Sternzeichen richte und sage: Ich will beispielsweise nur Fische haben, dann ist davon auszugehen, dass innerhalb dieser Gruppe von Menschen, die im Sternzeichen Fische geboren sind, Alte und Junge sind, Frauen und Männer et cetera. Es wäre zwar auch eine Einschränkung, aber keine Diskriminierung.”
Ich bin ja nun kein Experte für Arbeitsrecht – aber wenn ich, obwohl ich genauso gut qualifiziert wäre wie ein Mitbewerber, den Job nur deswegen nicht bekomme, weil ich am falschen Tag geboren bin und das falsche Sternzeichen habe… dann klingt das für mich sehr nach Diskriminierung.
Es bleibt zu hoffen, dass sich diese Praxis auf dem Arbeitsmarkt nicht durchsetzt. Ich kann die Astrologie- und sonstigen Berater schon direkt vor mir sehen, wie sie nun darauf warten, Lehrgänge und Kurse an den Arbeitsämtern durchführen zu können. Und wenn ich mir die österreichische Politik so ansehe, dann ist es nicht völlig unwahrscheinlich, dass sich bald vielleicht sogar hochoffiziell die Arbeitsvermittlung an den Sternzeichen orientiert.
Vielleicht findet sich ja jemand, der von dieser Diskriminierung (ich halte das immer noch eher für eine Diskriminierung als für eine Einschränkung) betroffen ist und die Sache gerichtlich klären lässt. Das wäre auf jeden Fall ein sehr interessanter Prozess.
Nachtrag: Christian hat Näheres über die Hintergründe zu dieser Geschichte herausgefunden:
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