Wer aber zu einfältig ist, um die astronomische Wissenschaft zu verstehen, oder zu kleinmütig, um ohne Ärgernis für seine Frömmigkeit dem COPERNICUS zu glauben, dem gebe ich den Rat, er möge die Schule der Astronomie verlassen, ruhig nach Gutdünken philosophische Lehren verdammen und sich seinen Geschäften widmen. Er möge von unserer Wanderung durch die Welt abstehen, sich zu Hause zurückziehen und dort sein Äckerlein bebauen. Er möge aber seine Augen, mit denen allein er ja sieht, zu dem sichtbaren Himmel erheben und sich mit vollem Herzen ganz dem Dank und Lob Gottes des Schöpfers hingeben, wobei er überzeugt sein darf, daß er Gott keine geringere Verehrung erweist, als der Astronom, dem Gott die Gabe verliehen hat, daß er mit dem Auge des Verstandes schärfer sieht und über seine Entdeckungen auch seinerseits seinen Gott feiern kann und will.
Zum Schluß wendet er sich noch den Aussagen der Heiligen der Kirche zu:
Soviel über die Authorität der Hl. Schrift. Auf die Meinung der Heiligen aber über diese natürlichen Dinge antworte ich ich mit einem einzigen Wort: In der Theologie gilt das Gewicht der Authoritäten, in der Philosophie aber das der Vernunftsgründe.
Richtig, Herr Kepler! In der Wissenschaft zählen keine großen Namen – dort zählen Fakten!
Am Ende der Einleitung schreibt Kepler noch einmal kurz über die Schwierigkeiten, die er bei seiner Arbeit hatte und wie er die Probleme schließlich doch lösen konnte:
Nicht eher nahm meine ermüdende Arbeit ein Ende, als bis ich eine vierte Stufe zu den physikalischen Hypothesen legte; durch höchst mühsame Beweise unter Verarbeitung von sehr vielen Beobachtungen fand ich, daß der Weg des Planeten am Himmel kein Kreis ist, sondern eine ovale, vollkommene elliptischeBahn.
Kepler beendet die Einleitung mit dem Hinweis auf eine graphische Übersicht über die einzelnen Kapitel und Argumente.
Schließlich folgen noch kurze Zusammenfassung der 70. Kapitel des Buches, die ich aber hier überspringen werde um beim nächsten Mal gleich mit dem ersten Kapitel der eigentlichen “Astronomia Nova” beginnen zu können.
Bisherige Artikel zur Astronomia Nova: Die Einleitung (1), Die Einleitung (2)
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