Gestern war Albert Einsteins Geburtstag, der Tag, an dem Pluto seinen Namen von einem 11-jährigen Mädchen verliehen bekam … und natürlich der Pi-Tag!
Zu diesem Anlass bin ich in das niedersächsische Nörten-Hardenberg gereist; quasi die Pi-Metropole Deutschlands. Dort lebt und arbeitet Bilian Proffen, langjähriges Mitglied der Freunder der Zahl Pi und außerdem künstlerisch sehr begabt. Im Lauf der Zeit hat er seine Faszination für die Kreiszahl überall in Nörten-Hardenberg dokumentiert. Vor seinem Laden an der Hauptstrasse beginnt ein Pi-Pfad. So wie die Stars in Hollywood sich auf Gehwegplatten verewigt haben, hat Billian die Nachkommastellen der Zahl Pi in den Bürgersteig eingelassen. Dieser Pfad zieht sich durch die ganze Innenstadt von Nörten-Hardenberg – und auch die am Weg liegenden Geschäftsleute finden die Idee toll und bestellen z.B. schon mal eine spezielle “πzza”-Gewehgplatte (Vermutlich um die pilgernden Pi-Fans, die auf dem Weg durch Nörten-Hardenberg nur auf den Boden blicken, in ihr Restaurant zu locken).
Auch gestern wurden wieder einige neue Platten offiziell eingeweiht (getauft wurde natürlich nicht mit Champagner, sondern mit “πls”).
Nächste Station des Nörten-Hardenberger Pi-Treffens war das Hallenbad. Das weist gleich zwei Besonderheiten auf. Einmal ist es das erste und einzige Hallenbad Deutschlands, das genossenschaftlich geführt wird (so verhinderte man die drohende Schließung). Und dann ist da noch die Fassade, die von Billian ebenfalls pi-mäßig verziert wurde: codiert nach den Nachkommastellen der Zahl Pi schmückt ein buntes Farbmuster das Dach.
Dort im Hallenbad trafen sich auch alle angereisten und örtlichen Pi-Fans zum Mittagessen (es gab natürlich πzza). Danach ging es zum Hardenberg Schloß; in den Wald. Da wartete ein Fotografen-Team von GEO und scheuchte uns lange durch die die mit Zahlen behangenen Bäume, um schöne Bilder für den Geo-Bericht zum Pi-Tag zu erhalten.
Dann gab es Kaffee und Kuchen in Bilians “Galerie Grünspan“. Dort konnten noch einige weitere schöne Stücke im Pi-Design bewundert werden. Und es wurde ein neuer Pi-Botschafter ernannt: ich 😉
Nachdem ich vor versammelten Publikum, den anderen Pi-Botschaftern und dem Vize-Präsidenten der “Freunde der Zahl Pi” nochmals meine Kenntniss der ersten 100 Nachkommastellen von Pi demonstrieren durfte (musste), bin ich nun offiziell ein Botschafter der Zahl Pi. U.a. darf ich nun auch Aufnahmsprüfungen abnehmen – wer als Lust hat, Mitglied bei den Freunden der Zahl Pi zu werden und uns zeigen will, dass er oder sie 100 Nachkommastellen beherrscht, kann sich gerne an mich wenden!
Am Nachmittag trafen wir uns dann alle auf einem Feld, um den “Pi-Moment” (um 15:92 = 16:32) passend zu begehen. In einem 100 Meter durchmessenden Kreis stellten sich die eingetroffenen Pi-Freunde und Schaulustigen auf; jeder mit einem bunten Luftballon ausgestattet. Natürlich wurde hier bei Farbauswahl und Aufstellung wieder darauf geachtet, dass die Farben in der passenden Codierung den Nachkommastellen von Pi entsprechen. Pünktlich wurden alle Luftballons dann steigen gelassen.
Für den Abend standen dann noch die Aufnahmsprüfungen einiger neuer Mitglieder auf dem Program. Ich musste aber leider meinen Zug zurück nach Jena erwischen und konnte hier nicht mehr dabei sein.
Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt, auf den GEO-Artikel und vor allem die Fotos, für die die Pi-Freunde in Einzel- und Gruppensitzungen gefühlte zwei Stunden posieren mussten.
Und wer sich nun ein bisschen wundert, dass so viele Leute so viel Theater um eine Zahl machen: Ein bisschen Beschäftigung mit der scheinbaren Sinnlosigkeit hat noch niemanden geschadet. Nicht alles im Leben muss einen Zweck haben! Immerhin war auch Friedrich Schiller ein Gegner des zwanghaften Sinns. In seiner Schrift “Über die ästhetische Erziehung des Menschen” schreibt er (im 15. Brief) das der Mensch nur im zweckfreien Spiel zu sich selbst finden kann:
“(…)der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt”
Oder, um den nicht ganz so prominenten Gründer der “Freunde der Zahl Pi”, Albert Washüttl, zu zitieren:
“Die Sinnlosigkeit zeigt uns, worum es letztendlich in unserem
Leben ankommt: nicht darum, einer Aufgabe oder Verpflichtung
nachzukommen, ein Los zu tragen oder nach Befreiung zu streben (wie es
so manche Religion dem Menschen aufbürden will), sondern einfach nur um
eines: nämlich das Leben zu leben, hier und jetzt! es zu
genießen und sich daran zu erfreuen, in guten wie in schlechten Dingen.
Der Sinn, nach dem die Menschheit stets strebte, würde uns nur
einengen. Das Nichtfindenkönnen dieses vermeintlichen Sinnes erfüllte
so viele ernsthaft Suchende mit Enttäuschung, Schmerz und
Trostlosigkeit. Die zurückgewonnene, nun akzeptierte Sinnlosigkeit
macht uns frei!”
Und übrigens hat auch der Kongreß in den USA den 14. März in einer Resolution zum nationalen Pi-Tag ernannt. Unter anderem deswegen, um Lehrer und Schüler anzuregen, sich mehr mit der Mathematik zu beschäftigen.
“Whereas mathematics and science can be a fun and interesting part of a
child’s education, and learning about Pi can be an engaging way to
teach children about geometry and attract them to study science and
mathematics”
Und das ist ja nun sicherlich keine schlechte Sache.
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