Ich hatte ja eigentlich vor, in nächster Zeit mal nicht über Homöopathie zu schreiben. Das ist immer so deprimierend und die Diskussionen darüber ähneln sich auch immer wieder.
Aber dann schaue ich in den Online-Standard und sehe diesen Artikel. Das manche Standard-Redakteure Homöopathie für etwas ganz Tolles halten, ist ja bekannt. Aber bei diesem Artikel fehlen mir echt die Worte. Wie kann so etwas den Weg in eine “Qualitätszeitung” finden?
Das die Studie, im Auftrag einer gewissen “Dr. Peithner KG, einem Vertreterunternehmen für Ganzheitsmedizin“, zu dem Schluß kommt, das die Hälfte aller Österreicher homöopathische Mittel benutzt, überrascht mich schon gar nicht mehr (ich bin fast froh, dass es “nur” 50% sind).
Aber der Rest des Artikels ist so frei von jedem vernünftigen Denken, dass ich mich nur noch wundern kann.
Ein paar Zitate:
“Homöopathie wird vor allem gegen Grippe, Husten oder Schnupfen genutzt”
Ja klar, ne Erkältung verschwindet auch ohne Medikamente wieder. Das hier die wirkungslosen Homöopathika “wirken” glaube ich gerne.
“Bei bei Gelenks- und Kreuzschmerzen, häufig durch Sport verursacht, sind Globuli und Co wenig gefragt”
Wen überrascht das? Genauso wenig wird Homöopathie vermutlich bei Blinddarmentzündungen und Knochenbrüchen helfen…
“Während Homoöpathie im Breitensport wenig genutzt wird, ist sie im Spitzensport sehr etabliert. Der Grund: Viele Medikamente aus der Schulmedizin stehen auf der Anti-Doping-Liste und kommen daher für die Behandlung der Profis nicht mehr infrage.”
… und es macht sich niemand Gedanken, warum das so ist? Vielleicht kann man sich mit Homöopathie deshalb nicht dopen, weil die Globuli keine Wirkung haben? Aber die Wirkungslosigkeit wird hier anscheinend als positive Eigenschaft verkauft.
“Wichtig sei vor der Medikamentenverordnung eine ausführliche Anamnese. Denn für die homöopathische Arzneimittelfindung sei es besonders wichtig, genau die Beschwerden des Patienten zu kennen.”
Ach – und die echten Ärzte müssen die Beschwerden ihrer Patienten nicht kenne, oder wie?
“Damit die homöopathischen Mittel auch richtig wirken, gilt: Niemals in nächster Nähe von elektromagnetischen Feldern lagern. “Stellt man die Globuli zum Beispiel auf die Mikrowelle oder tut sie zum Handy in die Handtasche sind sie nach einer Stunde unwirksam”, wies Peithner hin”
Zu diesem Satz würden mir so viele Fragen einfallen, dass ich mich kaum entscheiden kann, welche ich zuerst stellen soll. Ich lasse es lieber und frage:
Wie kommt so ein Artikel in die Zeitung? Auch wenn hier wieder mal nur eine Pressemitteilung der APA kopiert wurde – irgendjemanden muss das doch zumindest gelesen haben? Und sich dabei irgendwas gedacht haben?
Ich spare es mir aber, diese Frage an die Standard-Redaktion zu richten. Die haben ja schon beim letzten Mal darauf verzichtet, mir zu antworten.
Ähnliche Artikel: Medikamente aus Hundekot, Homöopathie für Babys, Zwei Drittel der deutschen Kinder bekommen homöopathische Medikamente, 13 Fragen an die Homöopathen, Homöopathie-Propaganda für Kinder, Homöopathie aus der Apotheke, Anthroposophische Streukügelchen gegen Erkältung, Abstimmen über Homöopathie, Gastbeitrag: Homöopathie auf Ö1 und der Kinderuni Wien, Homöopathie an der Kinderuni: Antwort der Verantwortlichen, Homöopathie, Placebos und Quantenunsinn, Homöopathie am LKH Klagenfurt, Homöopathie auf dem Prüfstand, Homöopathie-Propaganda in der Qualitätszeitung, Erste deutsche Homöopathie-Professur ins Leben gerufen
Kommentare (90)