Aus Amerika hört man ja immer wieder Mal recht seltsame Sachen; besonders dann, wenn es um die Gesetzgebung geht. So wird in Oklahoma gerade probiert, Richard Dawkins per Gesetz daran zu hindern, dort Voträge zu halten. Und in Illinois macht man Pluto per Gesetz wieder zu einem Planeten:
“RESOLVED, BY THE SENATE OF THE NINETY-SIXTH GENERAL ASSEMBLY OF THE
STATE OF ILLINOIS, that as Pluto passes overhead through Illinois’
night skies, that it be reestablished with full planetary status, and
that March 13, 2009 be declared “Pluto Day” in the State of Illinois in
honor of the date its discovery was announced in 1930.”
Wie kommen die auf so ein absurde Idee? Nun, Clyde Tombaugh, der Entdecker von Pluto, kommt aus Illinios:
“WHEREAS, Clyde Tombaugh, discoverer of the planet Pluto,
was born on a farm near the Illinois community of Streator; and
WHEREAS, Dr. Tombaugh served as a researcher at the
prestigious Lowell Observatory in Flagstaff, Arizona; and
WHEREAS, Dr. Tombaugh first detected the presence of Pluto
in 1930;”
Natürlich kann man stolz darauf sein, wenn so ein Entdecker aus dem eigenen Staat kommt. Aber Tombaughs Entdeckung wird ja nicht weniger Wert, nur weil Pluto jetzt ein Zwergplanet ist und kein Planet mehr. Wissenschaftliche Fakten kann man nicht per Gesetz schaffen!
Aber die Resolution des Senats zeugt sowieso von nicht allzuviel wissenschaftlichen Verständnis:
“WHEREAS, Dr. Tombaugh is so far the only Illinoisan and
only American to ever discover a planet;”
Hmm – das werden die höchst erfolgreichen Exoplaneten-Sucher aus Amerika nicht gerne hören. Geoff Marcy hat 70 der ersten 100 Exoplaneten entdeckt; Paul Butler und Debra Fischer können ebenfalls beeindruckende Erfolge vorweisen. Und Greg Laughlin, der auf systemic über seine Arbeit bloggt und auch kein Unbekannter in der Exoplaneten-Szene ist, hat sogar an der Universität von Illinois studiert.
Die Entscheidung aus dem Jahr 2006, als die Internationale Astronomische Union eine Neudefinition des Begriffs “Planet” diskutierte und beschloß, war tatsächlich umstritten. Aber man stritt sich weniger um den Status von Pluto sondern eher darum, ob die neue Definition in ihrer Gesamtheit sinnvoll ist oder nicht.
Auch wenn viele Menschen es – hauptsächlich aus “sentimentalen” Gründen – immer noch lieber hätten, wenn Pluto ein Planet wäre, dann ändert das doch nichts an der astronomischen Realität. Und die zeigt uns, dass Pluto eben nicht die Eigenschaften hat, die wir von den anderen Planeten in unserem Sonnensystem kennen. Hätte man 1930, als Pluto entdeckt wurde schon gewusst, was wir heute über die äußeren Bereiche des Sonnensystems wissen, dann wäre Pluto auch nie als Planet eingestuft worden.
Wenn wir Pluto nicht mehr als Planet bezeichne, heisst das ja auch nicht, dass er jetzt “weniger wert” wäre. Pluto ist genauso interessant wie zuvor und wird genauso stark erforscht. Erst vor wenigen Tagen hat man wieder Faszinierendes über seine Atmosphäre herausgefunden und noch viel mehr werden wir erfahren, wenn die Raumsonde New Horizons in einigen Jahren ihr Ziel erreicht hat und die ersten richtigen Aufnahmen von Pluto und seinen Monden liefern wird.
(via Bad Astronomy)
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