a = 2009 mod 19 = 14 (2009 dividiert durch 19 ergibt 105; der Rest ist 14)
b = 2009 mod 4 = 1
c = 2009 mod 7 = 0
k = 2009 div 100 = 20

Nun werden 2 weitere Zahlen berechnet:

p = k div 3
q = k div 4

Für 2009 bedeutet das:

p = 20 div 3 = 6
q = 20 div 4 = 5

Daraus berechnet man zwei weitere Parameter:

M = (15 + k – p – q) mod 30
N = (4 + k – q) mod 7

Diese Formeln gelten speziell für den gregorianischen Kalender, den wir heute benutzten. Im julianischen Kalender ist M = 15 und N = 6. Für 2009 ergibt sich also:

M = (15 + 20 – 6 – 5) mod 30 = 24 mod 30 = 24
N = (4 + 20 – 5) mod 7 = 19 mod 7 = 5

2 Zahlen fehlen noch, bevor das Osterdatum berechnet werden kann:

d = (19*a + M) mod 30
e = (2*b + 4*c + 6*d + N) mod 7

In unserem Beispiel ergibt sich

d = (19*14 + 24) mod 30 = 290 mod 30 = 20
e = (2*1 + 4*0 + 6*20 + 5) mod 7 = 127 mod 7 = 1

Und mit d und e ergibt kann man nun endlich das Osterdatum bestimmen. Ostersonntag ist am

(22 + d + e)ten März

Für 2009 ist das also der

(22 + 20 + 1)te = 43. März 2009

Dieses Datum gibt es natürlich nicht. Für Zahlen größer als 31 zählt man einfach im April weiter. 32. März wäre also der 1. April, 33. März der 2. April, usw. Der 43. März 2009 entspricht dann dem 12. April 2009 – und das ist genau der Tag, an dem wir dieses Jahr Ostern feiern!

Ganz perfekt ist die Formel von Gauss aber nicht – es gibt einige Fälle, in denen sich nicht stimmt und Korrekturen angewandt werden müssen. Bekommt man als Ergebnis z.B. den 26. April (das wäre im Jahr 1981 der Fall gewesen), dann findet Ostern am 19. April statt. Ist das Ergebnis der 25. April, findet Ostern am 18. April statt. Diese Korrekturen werden in einer modifizierten Formel, die 1997 von Heiner Lichtenberg entwickelt wurde, berücksichtigt..

Wissenschaft

Eine Literatursuche zum Thema “Ostern” in astronomischen Datenbanken fördert teilweise sehr interessante Artikel zu Tage. Neben vielen Arbeiten zur Astronomie der Osterinseln und dem “Easter Event” 2001, als man erhöhte Werte des Sonnenwinds gemessen hatte, gibt es viele interessante Arbeiten zur Berechnung des Osterdatums. Hier ist eine kleine Auswahl:

  • Ein gewisser William Noble schreibt 1899 in einem Brief an die Zeitschrift “The Observatory” (The Observatory, 22, p. 340): “The
    perusal of Mr. Cowell’s interesting and elaborate paper […] suggests to
    me to ask the question: Why should easter continue to be a movable
    festival after all? A more eminently unscientific arrangement than the
    existing one would be hard to devise. […] I should be really glad to
    know what objection can exist to making Easter-Day a fixed festival,
    falling upon one definite Sunday in every year, and so obviating all
    necessity for the elaborate calculations entailed on us by mere
    ecclesiastical tradition and prejudice.”
    Tja, leider scheint sein
    Aufruf zu einem fixen Osterdatum nicht viel Gehör gefunden zu haben –
    die “kirchlichen Traditionen und Vorurteile” sind ja auch
    bekanntermassen sehr schwer loszuwerden…
  • 1944 schreibt George Walker in “Popular Astronomy” einen Artikel über “Rare Dates for Easter” (Popular Astronomy, 52, p. 139).
    Dabei untersucht er die Häufigkeit der Osterdaten und stellt fest, das
    manche nur sehr selten auftreten. Am seltensten findet Ostern am 22.
    März statt (im Schnitt nur einmal alle 210 Jahre). Es folgt Ostern am
    25. April – das findet nur einmal alle 133 Jahre statt. Und Ostern am
    23. März (so wie im Jahr 2008) ist das drittseltenste Datum und kommt
    nur einmal in 105 Jahren vor (und das ist auch gut so – wer will schon
    ständig Ostern bei Eis und Schnee feiern…).
  • Aber auch heute noch beschäftigen sich Wissenschaftler mit dem
    Osterdatum. Ovidiu Vaduvescu hat 2004 einen neuen Algorithmus zur
    Berechnung von Ostern veröffentlicht. Dabei legte er mehr Wert auf die
    astronomischen Gesichtspunkte und weniger auf die religiösen und
    hoffte, so die unterschiedlichen Osterdaten der katholischen und
    orthodoxen Kirchen zu vereinen. Die Arbeit ist auf dem preprint-Server arxiv frei verfügbar.

Ich wünschen allen Leserinnen und Lesern ein schönes Osterfest!

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Kommentare (11)

  1. #1 Tanja
    6. April 2009

    Danke für diesen Artikel! Ich freue mich ja immer, wenn ich eine weitere Bildungslücke schließen kann – ich hatte keine Ahnung, dass die Berechnung des Osterdatums so aufwändig ist. Aber zugegebenermaßen habe ich bisher auch nie darüber nachgedacht :D.

  2. #2 isnochys
    6. April 2009

    Egal was ich anstelle, ich kann nichtmehr “Erster!” bei deinen Artikeln rufen!
    Machst PZ ordentlich Konkurrenz!
    :))

    Jedenfalls wollte ich nur sagen, dass der 12. April doch auch Yuri’s Night ist.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Yuri%E2%80%99s_Night

    🙂

  3. #3 Florian Freistetter
    6. April 2009

    @isnochys: Naja – PZ hat letztens seine Zugriffszahlen veröffentlicht. Von den über 2 Millionen Seitenaufraufen im Monat, die Pharyngula hat, bin ich doch noch etwas entfernt 😉

    Und über Yuri’s Night kommt heute oder morgen von mir noch ein extra Artikel. Der ist schon länger geplant.

  4. #4 Elena
    6. April 2009

    Sehr interessant zu erfahren, wie das Oster-Datum berechnet wird. Vielen Dank für deine Mühe.

  5. #5 Filzo
    7. April 2009

    Man kann mit diesem Algorithmus natürlich auch die Osterdaten vergangener Jahre berechnen; allerdings nur zurück bis ins Jahr 1582. Wer errät, wieso, der bekommt ‘nen Keks 🙂

  6. #6 isnochys
    7. April 2009

    Für die Lösung gibts ein Internets umsonst:
    https://de.wikipedia.org/wiki/1582

    😉

  7. #7 Florian Freistetter
    7. April 2009

    @Filzo: Das hab ich sogar im Artikel erwähnt 😉 Die Formeln gelten für den julianischen Kalender. Für den gregorianischen muss man M=15 und N=6 einsetzen.

  8. #8 Ronny
    7. April 2009

    Lol, wieder mal ein Beispiel für den Satz: Warum einfach wenns auch kompliziert geht. Aber ich vermute mal das erhöht die mystische Komponente 🙂

  9. #9 Filzo
    7. April 2009

    @Florian: Ich wollte auch nur ein wenig angeben 😉

  10. #10 Elke
    10. April 2009

    Und ich frage mich wo der Vollmond und Neumond berechnet wird.

    Gruß aus Neuseeland wo an diesem Ostern Vollmond ist.

  11. #11 Markus
    3. August 2010

    Zitat:”Und ich frage mich wo der Vollmond und Neumond berechnet wird.
    Gruß aus Neuseeland wo an diesem Ostern Vollmond ist.”

    Stichwort : MEEUS (bei GOOGLE)

    bei Bedarf in der DELPHI-PRAXIS (www.delphipraxis.net)
    unter Astro-Daten suchen