Die richtige Vorgehensweise wäre hier, entweder im vorraus klar zu stellen, welche Konstellation bei einem Erdbeben zu erwarten wäre und diese dann bei zukünftigen Ereignissen zu überprüfen oder zu verwerfen. Oder sich ein vernünftiges Sample aller aufgezeichneten Erdbeben herzunehmen, und die ebenso vernünftig auf das gehäufte auftreten bestimmter Konstellationen hin zu untersuchen. Aber da wird man wahrscheinlich zu dem gleichen Ergebnis kommen, wie bisher, als man Untersuchungen dieser Art anstellte: es gibt keine Möglichkeit, durch Planetenpositionen etwas vorherzusagen.
Wünschen macht Dinge nicht wahr
Mit Problemen dieser Art haben übrigens nicht nur Esoteriker und Pseudowissenschaftler zu kämpfen. Auch jeder Wissenschaftler wird solchen Situationen früher oder später begegnen. Ich erinnere mich zum Beispiel noch an eine meiner wissenschaftlichen Arbeiten über das Planetensystem von Beta Pictoris. Unser Ziel war es damals u.a. zu erklären, warum in der Asteroiden/Staubscheibe, die den Stern umgibt, bei drei bestimmten Abständen größere Staubkonzentrationen zu finden sind. Ich war ziemlich froh, als ich nach kurzer Zeit eine sehr elegante Lösung gefunden hatte, die haargenau das erklärte, was sie erklären sollte: ein Planet bewegt sich durch Scheibe und erzeugt “links” und “rechts” seiner Bahn durch seine Gravitationskraft zwei der drei Anhäufungen. Und die von ihm aus ihrer Bahn geworfenen Asteroiden sammeln sich weiter draußen und bilden die dritte Anhäufung. Die Zahlenwerte stimmten genau und ich war schon kurz davor, ein entsprechendes Paper einzureichen. Dann hat sich ein Kollege die Arbeit nochmal angesehen und gefragt, ob ich eigentlich erklären kann, warum die rausgeworfenen Asteroiden sich genau dort ansammeln, wo wir es uns gewünscht hatten. Ein bisschen genervt habe ich die Sache überprüft – und festgestellt, dass ich auf einen Effekt des Simulationsprogramms reingefallen bin. In Wahrheit hatten sich die Asteroiden ganz woanders angesammelt – aber meine Wahl der Parameter und meine Darstellungsweise der Ergebnisse haben zufällig genau den Effekt produziert, den wir uns gewünscht hatten. Das Paper wanderte also in den Müll und wir fingen nochmal von vorne an 😉 Am Ende hatten wir dann ein trotzdem ein Ergebnis und ein neues Paper – das sich als richtig gut herausstellte.
Man sollte sich daher immer vor Augen halten, dass unsere Sinne uns gerne täuschen. Und nicht nur die: auch auf unser Denken und unseren “Hausverstand” dürfen wir uns nur bedingt verlassen. Man sollte sich daher immer fragen: Ist das wirklich so? Oder hätte ich nur gerne, dass es so ist?
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