Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn, der Universität Köln und der Universität Cornell haben in unserer Milchstrasse die Moleküle Äthylformiat C2H5OCHO und n-Propylzyanid C3H7CN entdeckt.
Das klingt jetzt erstmal nicht so wahnsinnig beeindruckend – ist es aber, wenn man bedenkt, dass sich diese Moleküle nicht irgendwo auf einem Planeten befinden, sondern “mitten im Nirgendwo”, zwischen den Sternen. Dass dort vielleicht mal das eine oder andere Atom mit einem Kollegen kollidiert und ein simples Molekül bildet, kann man sich ja noch vorstellen. Aber wie können dort solche komplexen Moleküle wie die jetzt entdeckten entstehen?
Solche Moleküle entstehen auch nicht wirklich im absolut leeren Raum, sondern in interstellaren Gaswolken. Im aktuellen Fall hat man eine große Wolke im Sternentstehungsgebiet Sagittarius B2 untersucht. Dort befindet sich auch ein junger Stern, dessen Strahlung man untersucht hat. Jedes Atom (und jedes Molkül) “blockiert” nun einen characteristischen Teil der Strahlung des Sterns – und anhand dieser Spektrallinien kann man herausfinden, was sich in der Wolke befindet.
Das ist natürlich nicht so leicht wie es klingt. Je weniger von einem bestimmten Atom/Molekül vorhanden ist, desto schwächer ist auch die Linie. Außerdem wird die Strahlung der komplexen Moleküle über mehrere Linien verteilt. Sie zu identifizieren kann ziemlich knifflig sein – vor allem weil man in der ganzen Wolke etwa 3700 Spektrallinien gefunden hat.
Und wie haben sich diese komplexen Moleküle nun gebildet? Moleküle können nicht nur durch Kollisionen von Gasatomen entstehen, sondern auch durch chemische Reaktionen an Staubteilchen, die sich ebenfalls in der Wolke befinden. Die Forscher vom MPIfR haben nun herausgefunden, dass sich die komplexen Moleküle nicht Atom für Atom bilden sondern sich aus Stücken “vorgefertigter” einfacherer Moleküle zusammensetzen können. Diese wurden vorher an den Staubteilchen gebildet.
Einer der beteiligten Forscher, Robin Garrod (Universität Cornell) meint dazu:
“Es gibt anscheinend keine Begrenzung
für die Größe der Moleküle, die durch diesen Prozess
erzeugt werden können — wir erwarten sogar noch
komplexere Moleküle, wenn wir sie überhaupt nur entdecken
können.”
Das ist natürlich eine interessante Behauptung. Denn diese astrochemischen Prozesse sind aus verschiedensten Gründen von Bedeutung. Das, was im interstellaren Raum an komplexen Molekülen herumschwirrt, kann irgendwann auch mal auf der Oberfläche eines Planeten landen. Manche Wissenschaftler vermuten, dass vielleicht auch so die ersten Bausteine des Lebens auf die Erde gelangt sind. Man sucht zwar schon seit einiger Zeit nach Glyzin (NH2CH2COOH), der einfachsten Aminosäure (und ein wichtiger Bestandteil fast aller Proteine) – hat bis jetzt aber noch nichts gefunden. Von der Komplexität her ist Glyzin allerdings durchaus mit den jetzt gefundenen Molekülen zu vergleichen – man darf also hoffen!
Ach ja, der Rum! Eines der beiden entdecketn Moleküle, Äthylformiat, hat einen typischen Rumgeruch… (Manche Medien behaupten auch, Himbeeren hätten ihren Geschmack dem Äthylformiat zu verdanken. Kann das vielleicht ein Chemiker verifizieren? Dann könnte man sich in Sagittarius B2 ja nen netten Cocktail mixen 😉 ).
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