Im Zuge der Geburtstagsfeierlichkeiten bei Astrodicticum Simplex habe ich ganz übersehen, dass auf der HubbleSite gestern dieses geniale Bild veröffentlicht wurde (ich kann jedem übrigens nur empfehlen, den rss-Feed zu abonnieren – eigentlich ist jedes Bild dort sehenswert):
(hier ist eine sehr große Version des Bildes).
Was sieht man hier? Galaxien – jede Menge Galaxien (es sind auch ein paar Sterne im Bild, die man aber sehr schnell an den kreuzförmigen “Strahlen” erkennt – ein Artefakt der Hubble-Kamera – alles andere sind Galaxien) – das Bild deckt einen Bereich von 7,7 Millionen Lichtjahren ab. Das sind die etwa 70 Trillionen Kilometer aus dem Titel – und übrigens auch etwa 728 Quinquillionen Ångström (das tut zwar nichts zur Sache – aber ich wollte das Wort “Quinquillion” einmal benutzen 😉 ). Und diese Galaxien kollidieren miteinander!
So wie alles im Universum, sind auch Galaxien keine isolierten Objekte.
Planeten gruppieren um einen Stern zu einem Planetensystem. Milliarden
Sterne bilden eine Galaxie, so wie unsere Milchstrasse. Und Galaxien
befinden sich in sg. Galaxienhaufen – gravitativ aneinandergebunden
Galaxien. Unsere Milchstrasse ist z.B. Teil der “Lokalen Gruppe” –
ein Galaxienhaufen, der aus der Milchstrasse, der Andromedagalaxie und
an die 40 Zwerggalaxien besteht (man vermutet aber, dass einige hundert
Zwerggalaxien Teil der Gruppe sind):
Auf dem Hubble-Bild sieht man nun gleich vier Galaxienhaufen,
die miteinander kollidieren! Das darf man sich allerdings nicht wie bei
einer Massenkarambolage im Strassenverkehr vorstellen. Die Galaxien
“kollidieren” zwar mit enormen Geschwindigkeiten – aber im Prinzip
besteht eine Galaxie ja aus viel leerem Raum mit Sternen dazwischen und
ein Galaxienhaufen aus viel leerem Raum mit Galaxien. Tatsächlich
Kollisionen zwischen Sternen sind also trotzdem unwahrscheinlich. Aber
natürlich werden die gravitativen Wechselwirkungen zwischen den
Objekten einiges durcheinander bringen.
Zum Beispiel das Gas: so eine Galaxie besteht ja nicht nur aus Sternen
alleine, sondern auch aus jeder Menge interstellarem Gas (und dann
gibts ja auch intergalaktische Materie zwischen den einzelnen
Galaxien). Dieses Gas verteilt sich viel großräumiger und wird
tatsächlich kollidieren und sich dabei aufheizen und Röntgenstrahlung
abgeben. Diese Strahlung hat das Weltraumteleskop Chandra, beobachtet und die Daten sind im Bild rot (Gas mit niedriger Temperatur) und blau (hohe Temperatur) wiedergegeben.
Die Aufnahme dieses kollidierenden Haufens (der offiziel übrigens “MACS
J0717.5+3745” heisst und 5,4 Milliarden Lichtjahre entfernt ist) wird sicher noch einige wichtige Erkenntnisse
liefern. Durch die Messung der Geschwindigkeit der Galaxien, kann man
schließen, wie stark sie gravitativ beeinflusst werden. Dann kann man
den so gemessenen Einfluss mit der Masse der sichtbaren Galaxien
vergleichen. Wenn sich dann zeigt, dass diese Masse zu gering ist, um
den beobachteten Einfluss auszuüben, kann man Rückschlüsse auf die
Verteilung der dunklen Materie im Galaxienhaufen ziehen (so, wie man es
beispielsweise beim Bullet-Cluster
schon gemacht hat). Bei der Menge an Galaxien, die bei dieser
Vier-Haufen-Kollision umeinander kreisen wird man jede Menge wichtige,
neue Daten gewinnen können. Ich bin gespannt…
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