“Esoterik im Biomarkt” – Ja, und? wird sich vielleicht mancher fragen. Dass es zwischen der grünen Bio- bzw. Vegetarier/Veganer-Szene und der Esoterik sehr viele Überschneidungen gibt, ist ja leider bekannt. Warum eigentlich? Führt einen der Umwelt- bzw. Tierschutzgedanke automatisch zu einer wissenschaftsfeindlichen Einstellung? Das ist aus meiner Sicht unsinng – wenn man irgendwie die Umweltprobleme in den Griff kriegen will, dann geht dass nur mit Wissenschaft! (Außerdem ist nicht jeder Veganer gleich auch ein Eso-Spinner 😉 )
Man braucht sich also nicht wundern, wenn man im Bioladen auf Esoterik trifft. Aber was ich im großen Biosupermarkt in Heidelberg-Handschuhsheim gefunden habe, hat selbst mich überrascht.
Der Supermarkt selbst war ok. Schön groß, viele verschiedene Sachen und der obligatorische Tisch mit Eso-Produkten war relativ klein. Richtig heftig wurde es aber dann hinter der Kasse, dort wo in normalen Supermärkten die “Ich suche/Ich verkaufe”-Zettel hängen. Schön übersichtlich an der Wand fand man dort über hundert Fächer, alle bestückt mit verschiedensten Prospekten und Flugblättern mit esoterischen Inhalt:
Und das hier zeigt nur ein kleinen Ausschnitt des kompletten Angebots. Da sind teilweise echt heftige Sachen dabei.
Zu den harmloseren gehört z.B. die Ankündigung eines Vortrags von Annette Kaiser zum Thema “Evolution wohin?”. Frau Kaiser ist
Volkswirtin und transkonfessionelle und integral arbeitende spirirtuelle Lehrerin.
Sie arbeitet außerdem
für längere Zeit in der Entwicklungsarbeit und engagierte sich in der “Frauenfrage”
(Ich habe keine Ahnung, warum “Frauenfrage” hier in Anführungszeichen gesetzt wurde).
Frau Kaiser hat auch noch jede Menge anderen Kram gemacht (Sufismus, Qigiongm, T’ai,…). Und sie hat etwas seltsame Ansichten über die Evolution:
“Evolution ist weder ziellos noch zufälligh; sie hat eine Richtung. (…) Heute bahnt sich auf der Erde ein bedeutender evolutiver Umbruch an. Menschen entschließen sich, ihr Leben der bewußten Weiterentwicklung des evolutiven Prozesses zu widmen.”
Tja – wer mehr darüber hören will, kann das am 14 Juni im Deutsch-Amerikanischen Institut in Heidelberg machen.
Dann ist da noch Gabriele Eckert. Die hat die “Chinese Quantum Method” erfunden. Chinesisch! Und Quanten!! Das muss ja einfach was tolles sein! Aus der Lektüre der Broschüre bin ich leider nicht schlau geworden. Dort findet sich nur esoterisches Geschwurbel wie dieses:
“Die Chinesische Quanten Methode
kombiniert die Grundlagen der menschlichen Energiekonzepte mit 5000
Jahren alten chinesischen und orientalischen Weisheiten und mit den
Erkenntnissen der neuesten Quantenfeldtheorie. Daraus wurde das
weltweit fortschrittlichste Heilungskonzeptgeformt.
Die Chinesische Quantum Methode
vereint die vielschichtigen Ebenen unseres Seins: Es werden die
physische, mentale, emotionale, psychische, spirituelle, astrologische,
und karmische Ebene sowie das kollektive Bewusstsein und viele andere
Dinge berücksichtigt. Die genauen energetischen Ursachen eines
unerwünschten Zustandes werden aufgespürt und aufgelöst.”
Äh… ja. Ansonsten erfährt man noch, das Frau Eckert die Gründerin von “HyperVoyager – International Organization for Quantum Methods” ist und die übliche Esoterik-Ausbildung hat. Was genau jetzt das “Quantum”-Element der CQM darstellt, erfährt man leider nicht. Aber es scheint darauf hinauszulaufen, dass die Patienten irgendwie befummelt werden, um “Energieblockaden” zu lösen und die “Blockaden zu transformieren”:
Dann gibts noch jede Menge Anekdoten von Leuten, die CQM super finden: “Das ist die Wahrheit! Danke, dass ich dieses Wissen nun mit anderen teilen kann. (M.M. General Manager)”
Sehr schön fand ich auch das Kleingedruckte:
“Chinese Quantum Method ist kein Ersatz für eine medizinische oder therapeutische Behandlung.”
So ein Hinweis fehlt leider auf dem Flyer der Naturheilpraxis Dr. Bausemer (der “Dr.” ist übrigens nur ein “Dr. phil”). Dort konnte man am 28. März einen Vortrag zum Thema “Mit Wärme gegen Krebs” anhören. Dr. Bausemer ist übrigens laut Flyer auch “Lehrbeauftragter der Universität Heidelberg” (glücklicherweise aber am Institut für Sportwissenschaft und nicht an der medizinischen Fakultät).
Jede Menge Broschüren gab es auch zum Thema Feng-Shui. Eine davon, die von Eva-Katharina Scharowski, fand ich besonders interessant. Schon im Titel wird mit
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