Um die Wahrscheinlichkeit zu berechnen, dass ein Flugzeug bzw. ein Auto von einem Asteroiden getroffen wird, verwendeten Poveda und seine Kollegen folgende Parameter:
- Die Größenverteilung der erdnahen Asteroiden
- Die Kollisionwahrscheinlichkeit eines erdnahen Asteroiden mit der Erde pro Jahr
- Die Auswirkung der Atmosphäre auf die Durchmesser und die Geschwindigkeiten der fallenden Meteoroiden
- Der Anteil der Erdoberfläche, die von Autos bzw. Flugzeugen bedeckt wird.
Abhängig von der Zusammensetzung der Asteroiden verwendeten Poveda et al. folgende Größenverteilungen:
N(>d) = 5.3 x 1010 d -5/2 falls die Asteroiden zu gleichen Teilen aus kohligen Chondriten und Steinasteroiden bestehen bzw. N(>d) = 3.8 x 1010 d -5/2 falls die Steinasteroiden in der Mehrheit sind. N(>d) ist dabei die Anzahl von Asteroiden mit einem Durchmesser größer als d.
Für die Kollisionswahrscheinlichkeit wurde ein Wert von 1990 (berechnet von Eugene Shoemaker) verwendet. Sie betrug 4.2 x 10-9 pro Jahr (also ein deutlich kleinerer Wert als der von Helfand. Die Abbremsung der Asteroiden durch die Atmosphäre in Abhängigkeit vom Durchmesser wurde ebenfalls berücksichtigt und die Anzahl der Autos bzw. Flugzeuge wurde aus statistischen Daten aus dem Jahr 1994 berechnet. Demnach werden 4800 km² der Erdoberfläche von Autos eingenommen. In Wahrheit ist der Wert sicher kleiner, den nicht alle Autos stehen unter freiem Himmel. Korrigiert man die Zahl entsprechend, kommt man auf etwa 1600 km². Für die fliegenden Flugzeuge wurde ein Wert von insgesamt 2.5 km² abgeschätzt.
Für die Zahl der Kollisionen eines Asteroiden mit einem Auto/Flugzeug pro Jahr – nc – ergibt sich dann folgende Formel:
Dabei ist N wieder die Zahl der Asteroiden mit einem Durchmesser größer als d, PE ist die Kollisionswahrscheinlichkeit eines Asteroiden mit der Erde und f ist der Anteil der Autos/Flugzeuge an der Erdoberfläche.
Daraus berechnen sie folgenden Werte:
- Ein Meteorit, der größer als 10 cm ist kann ein Auto etwa alle 16 Jahre treffen.
- Ein Meteorit, der größer als 1 cm könnte ein Auto irgendwo auf der Welt sogar etwa einmal im Monat treffen! Da hier die Relativgeschwindigkeit zwischen Auto und Meteorit sehr klein ist, lassen sich solche Ereignisse allerdings schwer identifizieren.
- Eine Kollision eines Meteoriten, der größer als 1 cm ist mit einem fliegenden Flugzeug sollte etwa alle 30 Jahre eintreffen.
Diese Ergebnisse sind halbwegs konsistent mit den Abschätzungen bei Cosmic Variance – obwohl die Daten von Poveda et al. natürlich mittlerweile veraltet sind (und natürlich generell sehr ungenau – das schreiben die Autoren in ihrem Artikel auch selbst).
Man kann also mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass der Air France Flug 447 nicht von einem Asteroiden zum Absturz gebracht worden ist. Wie Phil Plait schon angemerkt hat, gibt es hier andere Gründe, die wesentlich wahrscheinlicher sind. Aber die Rechnungen zeigen, dass so ein Ereignis nicht unmöglich und auch nicht extrem unwahrscheinlich ist.
Poveda, A., et al. (1999). The expected frequency of collisions of smallmeteorites with cars and aircraft Planetary and Space Science, 47 (5), 715-719 DOI: 10.1016/S0032-0633(98)00147-0
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