Wenn man im Bildungsbereich etwas verändern will, dann muss man auch die Menschen auf seine Seite ziehen, die außerhalb der Universitäten stehen. Und die erreicht man nicht, wenn man sich in der Uni verschanzt! Die Zeitungen mögen ja über die Besetzung berichten – aber bei den restlichen Menschen verstärken diese Berichte höchstens das schlechte Image der Studenten und werden kaum Sympathie für deren Proteste erzeugen.
Und dann wird das ganze noch durch solche Pressenaussendungen begleitet:
“Bildungsstreik und Besetzung sind Aktionsformen, die sich bewusst an
die Formen des Arbeitskampfes anlehnen, der auch immer einen Bildungs-
und Freiraumaspekt umfasst. Gerade der Streikbegriff soll politische
Inhalte transportieren und die Beteiligten aus gewohnten Verwertungs-
und Reproduktionszusammenhängen lösen.”
Das klingt wie hundert Jahre alter Sozialismus und spricht vielleicht linke Politikwissenschaftler an – der Rest der Welt wird mit “Arbeitskampf” und “Verwertungs-
und Reproduktionszusammenhängen” wohl eher wenig anfangen können.
Geht raus aus der Universität! In die Fußgängerzone, den Paradies-Park, die Goethe-Galerie (bzw. entsprechende Orte in anderen Städten) und erzählt dort den Leuten über die Probleme in der Bildung! Es wird solange keine Unterstützung von universitätsfernen Personen kommen, solange diese Leute nicht wissen, was an den Unis eigentlich abläuft!
Wenn ich den Streik organisieren müsste, dann würde ich Studenten aller Fakuläten über die ganze Stadt verteilen und sie bitten, dort – im öffentlichen Raum; mitten unter den Menschen – öffentliche Vorlesungen und Diskussionen abzuhalten. Sie sollten den Menschen von ihrer Wissenschaft erzählen und davon, wie diese Wissenschaft jeden – auch die, die nichts mit der Universität zu tun haben – jeden Tag beinflusst. Sie sollten den Menschen erzählen, welche Probleme es geben wird, wenn diese Wissenschaft nicht mehr gemacht werden kann und warum die aktuelle Situation auf den Universitäten genau dazu führen wird/kann.
Solange die Studenten den Protest nur innerhalb der Universität austragen, wird sich nichts ändern. Die Universität und die, die unzufrieden sind, müssen raus an die Öffentlichkeit! Dann kann sich vielleicht was ändern.
Weitere Infos:
- Bundesweiter Bildungsstreik 2009
- Auch die Thüringer Blogzentrale findet den Streik nicht optimal umgesetzt
- Ein Blog zum Bildungsstreik in Thüringen
- Pro und Contra Bildungsstreik im Akrützel, der Jenaer Studentenzeitung
- #bildungsstreik bei Twitter
- JenaTV hat einen Bericht zum Streik:
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