Aber: Wissenschaft soll (zumindest meiner Meinung nach) nicht nur allein dem Erkenntnisgewinn dienen. Sie soll die Menschen auch faszinieren und inspirieren. In dieser Hinsicht ist Wissenschaft genauso wertvoll wie Kunst, Musik oder Literatur. Ein Bild von Van Gogh bringt uns keine neuen Erkenntnisse über die Natur oder das Universum. Aber seine Existenz ist für die Menschheit unzweifelhaft wichtig und nützlich.
Genauso kann die bemannte Raumfahrt die Menschen viel stärker faszinieren und mitreißen als nur der Flug einer unbemannten Raumsonde. Will man, dass sich die Menschen wieder mehr für Wissenschaft, für Raumfahrt und für unser Universum und das All interessieren, dann ist es unumgänglich, dass die Menschen sich auch selbst ins All begeben!
Wir Menschen sind von Natur aus Forscher und Entdecker! Alles Wissenswerte über die Berggipfel des Himalaya könnte man problemlos auch durch Satelliten oder andere automatische Methoden erlangen. Trotzdem ist es für viele wichtig, dass Menschen selbst dort waren und diese Berge erklommen haben.
Neben diesen eher philosophischen Betrachtungen spielt aber natürlich auch die Forschung selbst eine wichtige Rolle. Man kann vieles durch Roboter erledigen lassen – aber eben nicht alles. Manches können nur Menschen machen und manches können sie besser machen. Das gilt besonders, wenn man etwas langfristiger denkt. Irgendwann werden die Menschen vielleicht die Rohstoffe im Asteroidengürtel abbauen wollen (bzw. müssen). So ein Vorhaben ist aber ohne bemannte Basen auf Mond und Mars nicht denkbar! Wenn wir irgendwann einmal unseren eigenen Hinterhof im Sonnensystem verlassen wollen, dann müssen wir uns Stützpunkte außerhalb der Erde schaffen. Vom Mond oder vom Mars aus lassen sich Raummissionen (wegen der dort herrschenden geringeren Schwerkraft) viel leichter durchführen.
Aber auch jetzt schon gäbe es gute Gründe, sich z.B. auf dem Mond anzusiedeln. Eine wissenschaftliche Forschungsstation, die sich dort befindet, könnte großartige neue Erkenntnisse bringen. Nicht nur wegen all der physikalischen Forschung, die sich bei niedriger Schwerkraft leichter durchführen lässt. Astronomische Großteleskope könnte man beispielsweise dort viel leichter und größer bauen. Und die niedrigen Temperaturen in der Mondnacht und vor allem die fehlende Atmosphäre würden Beobachtungen möglich machen, die von der Erde aus niemals durchgeführt werden könnten.
Das sind nur ein paar Beispiele, warum bemannte Raumfahrt auch rein aus wissenschaftlicher Sicht immer wichtig bleiben wird. Wir haben ja auch bemannte Stationen in der unwirtlichen Antarktis – und die ist im Winter wahrscheinlich genauso unzugänglich wie der Mond. Trotzdem erachten wir es als unumgänglich, das dort Menschen forschen und nicht nur Maschinen!
Ultimativ wird den Menschen nichts anderes übrig bleiben, als die Erde zu verlassen. Eine sich ändernde Umwelt, Naturkatstrophen oder nur die wachsende Zahl an Menschen wird es irgendwann nötig machen, andere Planeten zu besiedeln. Das mag erst in fernster Zukunft passieren – aber je eher wir anfangen, desto leichter und besser wird es dann gehen!
P.S. Über das Thema wird auch gerade bei der taz gestritten.
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