Wenn ich über Astrologie, Homöopathie, Esoterik, Pseudowissenschaft und ähnliches blogge, dann bekomme ich immer wieder mal Kommentare zu lesen, die mir nahelegen, solche Themen doch nicht auch noch durch einen eigenen Blogartikel zu würdigen. Jede Erwähnung würde doch nur noch mehr Publicity für die Esoteriker bedeutetn und die eingefleischten Anhänger könnte man durch seriöse Argumente sowieso nicht überzeugen.
Darf man also nun über Esoterik bloggen?
Oder besser gefragt: “Darf man bei Scienceblogs über Esoterik und Pseudowissenschaft bloggen?”. Denn natürlich soll jeder schreiben können, wozu er oder sie Lust hat. Aber bei den ScienceBlogs geht es um Wissenschaft – und bei Astrologie, Homöopathie & Co handelt es sich definitiv nicht um Wissenschaft!
Meine Meinung dazu ist klar (und ich habe sie auch schon in verschiedenen Kommentaren kund getan): Man darf nicht nur über solche Themen bloggen, man soll über solche Themen bloggen!
Gerade Wissenschaftler sollten sich zu Wort melden. Zum Beispiel zum angeblichen Weltuntergang am 21.12.2012. Hier wird von den Esoterikern hemmungslos mit wissenschaftlichen Begriffen und wissenschaftlichen Ergebnissen hantiert. Planetenbahnen, braune Zwerge, Asteroiden, Sonnenflecken, Sonnenwind, etc – alles wird in die pseudowissenschaftlichen Theorien eingebunden. Und wer von der echten Astronomie wenig Ahnung hat, lässt sich dann vielleicht auch leicht durch die wissenschaftlich klingenden Ausführungen beeindrucken.
Umso wichtiger wäre es, dass sich auch die Leute zu Wort melden, die sich tatsächlich mit Planeten, Sonnenflecken, etc beschäftigen. Ja, die Gläubigen lassen sich dadurch nicht beeindrucken – aber die Zweifelnden und die durch die Panikmacher verunsicherten sind wahrscheinlich froh, wenn sich im Internet auch seriöse Informationen zu diesen Themen existieren.
Außerdem gehört – meiner Meinung nach – die Wissensvermittlung genauso zur Arbeit eines Wissenschaftlers wie die eigentliche Forschung. Und wenn man den Menschen vermitteln will, was Wissenschaft ist, dann sollte man ihnen auch nahebringen, was keine Wissenschaft ist.
Sicherlich, es ist manchmal nervig und zeitraubend, sich mit dem ganzen Unsinn auseinandersetzen. Aber “Unsinn” auf den ersten Blick ist eben meistens nur für Fachleute – Laien können das nicht so einfach unterscheiden.
Die Beschäftigung mit esoterischen und pseudowissenschaftlichen Themen ist auch wichtig, um der um sich greifenden Wissenschaftsfeindlichkeit etwas entgegenzusetzen. Denn so gut wie alle esoterischen “Theorien” oder “alternativmedizinischen Therapien” stehen in direktem Widerspruch zur echten Wissenschaft. Da ist es auch nicht verwunderlich, wenn sich deren Proponenten oft aktiv gegen Wissenschaft aussprechen. Überläßt man diesen Leuten das Feld, dann muss man sich auch nicht wundern, wenn sich immer weniger Menschen für Wissenschaft interessieren und immer mehr die Wissenschaft regelrecht als Feind ansehen.
Passend zu diesem Thema habe ich heute auch einen Artikel von PZ Myers gefunden, der bei den amerikanischen Kollegen von Scienceblogs.com bloggt. Er beschwert sich über die vermehrt auftretenden pseudowissenschaftlichen Werbeanzeigen z.B. beim Discovery-Channel oder gar den ScienceBlogs selbst. Dort wird u.a. für das Kreationistenmuseum in Kentucky geworben.
Myers schlägt nun nicht Ignoranz als Strategie vor, sondern genau das Gegenteil! Er meint, jeder sollte diese Werbeangebote aufrufen und sich z.B. die dort angebotenen Gratisbroschüren bestellen. Und dann natürlich darüber berichten:
“We’ll give them publicity, all right, but it will be the harshest,
nastiest, meanest publicity possible — we will do everything we can to
make sure that when someone googles their organization or their
booklet, all that comes back is a mountain of snarling contempt.It’ll be fun.”
Da kann ich nur zustimmen! Ich werd mich mal umsehen, was es hier in Deutschland so an Gratisbroschüren gibt. Vielleicht ist da ja was interessantes dabei 😉 Hier hab ich schon ein schönes Heftchen mit dem Titel “Gibt es eine seriöse Astrologie?” gefunden. Das klingt lustig 😉
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