In den letzten Tagen häufen sich die spektakulären Entdeckungen in anderen Planetensystemen. Kepler hat die Atmosphäre eines Exoplaneten “gesehen” und im System HD 172555 konnte man eine gewaltige Kollision zwischen zwei großen Himmelskörpern nachweisen.
Dramatisches dürfte sich auch im System WASP-17 abgespielt haben – denn der dort entdeckte Planet bewegt sich “falsch herum” um seinen Stern!
Wenn Planeten entstehen, dann entstehen sie aus der gleichen, sich drehenden Staub- und Gasscheibe wie auch der zentrale Stern. Deswegen drehen sich Planet und Stern auch in die gleiche Richtung um sich selbst: in der selben Richtung, in der sich auch der Planet um den Stern dreht.
Bei WASP-17b ist das aber anders. Die Entdeckung dieses Planeten wurde vorgestern bekannt gegeben. Der Planet ist etwa halb so schwer wie Jupiter – aber deutlich größer. Es handelt sich also um ein Objekt mit einer sehr geringen Dichte.
Das ist aber nicht das einzige ungewöhnliche an WASP-17b. Er bewegt sich entgegengesetzt der Rotationsrichtung um den Stern – er hat eine sg. retrograde Bahn. Der Grund dafür ist in der Vergangenheit des Planetensystems zu suchen.
Bild: NASA (künstlerische Darstellung)
Kurz nach der Entstehung geht es in einem Planetensystem noch wesentlich wilder zu. Viele Protoplaneten schwirren herum und Kollisionen zwischen großen Objekten sind häufig. So einer Kollision haben wir auf der Erde die Existenz des Mondes zu verdanken und auch bei HD 172555 hat so ein Zusammenstoß stattgefunden.
Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass man auch bei WASP-17 auf Spuren so einer Kollision stößt. Bzw. vermutlich eines Beinahezusammenstoß, dessen gravitative Nachwirkungen die Bahn von WASP-17b dramatisch verändert haben.
Diese nahe Begegnung mit einem anderen Himmelskörper dürfte auch – unter anderem – für die geringe Dichte des Planeten verantwortlich sein. Der Planet befindet sich extrem nahe am Stern und hat auch eine exzentrische Bahn – d.h. sie weicht von der Kreisform ab (vielleicht auch eine Folge der Beinahe-Kollision). Zusammen mit der retrograden Bahn führt das zu starken Gezeitenkräften die den Planeten aufheizen. Dadurch dehnt er sich aus und hat die geringe Dichte, die die Forscher gemessen haben: nur knapp ein Siebzigstel der Dichte der Erde!
Und weil es auch hier so schön passt, wiederhole ich nochmal, was ich beim letzten Artikel zum Thema “Kollisionen zwischen Planeten” geschrieben habe:
Beobachtungen solcher “singulären” Ereignisse sind wichtig! Nur wenn wir genügend verschiedene Daten sammeln, haben wir eine Chance, daraus eine konsistente Theorie zu erstellen. Es bleibt zu hoffen, dass in Zukunft noch mehr Anzeichen solcher Kollisionen entdeckt werden und das wir dadurch unser Verständnis der Planetenentstehung und der Entwicklung von Planetensystemen verbessern können!
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