“Was heute noch wie ein Märchen klingt, kann morgen Wirklichkeit sein”. Mit diesen Worten beginnt die deutsche Science-Fiction-Fernsehserie “Raumpatrouille Orion“. Auch in der Realität will sich Deutschland wieder auf den Weg ins All machen – zumindest wenn es nach den Wünschen mancher Politiker geht.
Peter Hintze (CDU), der Luft- und Raumfahrtkoordinator der Bundesregierung hat die Aussage der CDU von Ende Juli nochmal bekräftigt: Deutschland soll eine Mission zum Mond planen.
Spätestens 2015 will man eine umbemannte Sonde auf dem Mond absetzen.
Das ist machbar, meint auch Johann-Dietrich Wörner, Chef des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR):
“Die robotischen Kompetenzen haben wir.”
Die DLR findet naturgemäß viele Argumente für eine Mondmission: Erdbeobachtung und Klimaforschung sei vom Mond aus möglich; eine Untersuchung des Mondbodens und -gesteins würde viele Informationen über die Entwicklung der Erde und des Sonnensystems liefern, vom Mond aus könnte man Asteroiden, die der Erde gefährlich werden leichter beobachten – und nicht zuletzt schaffe die Raumfahrt auch Arbeitsplätze (laut DLR hängen in Deutschland 6000 Stellen direkt an der Raumfahrt; 60000 indirekt).
Natürlich, und das ist wie immer das Problem, kriegt man Wissenschaft und Forschung nicht umsonst. 1,5 Milliarden Euro für fünf Jahre soll das Projekt kosten.
Und das ist leider auch der Grund, warum es wohl nie eine deutsche Mondmission geben wird.
Egal ob dieses Projekt sinnvoll ist oder nicht – die politischen Gegner (der Vorschlag kommt ja von einem CDU-Politiker) werden es wohl nicht schaffen, diese Geldbeträge nicht populistisch auszunutzen.
Das ist etwas, das mich wirklich ärgert. Man kann über das Pro und Kontra der Raumfahrt sehr gut sachlich diskutieren. Es gibt tatsächlich viele Argumente, die man in diesem Fall gegen die geplante Mission anbringen kann. Warum will Deutschland diese Mission alleine durchführen und nicht im Rahmen der Europäischen Weltraumagentur ESA? Warum plant man eine neue Mission, wenn man gerade erst eine Mondmission (LEO) gestrichen hat? Warum zum Mond – gibt es vielleicht bessere Ziele? Usw.
Man könnte hier wirklich eine sachliche Debatte führen – aber natürlich läuft es immer darauf hinaus, dass hier wieder wissenschafsfeindliche Kliches bedient werden. “Was? – ein paar Milliarden Euro für einen Flug zum Mond?! Und für X ist wieder mal kein Geld übrig. Das ist Verschwendung von Steuergeldern.” Etc. Steuergelder werden in Deutschland tatsächlich verschwendet – jede Menge, leider. Aber in Wissenschaft und Forschung zu investieren, selbst wenn es “nur” Grundlagenforschung ohne sofortigen Profit ist, ist niemals Verschwendung! Aber um das zu erkennen braucht es Politiker mit Visionen – solche scheint es in Deutschland nur leider nicht mehr zu geben; hier gibt es nur die kurzsichtigen Exemplare die nicht weiter als bis zur nächsten Wahl denken.
Und die Gegner der Raumfahrt enttäuschen in dieser Hinsicht nicht. Die Grünen haben sich ja schon mehrmals explizit gegen bemannte und unbemannte Raumfahrt ausgesprochen. Und Jürgen Trittin legt heute gleich nochmal nach:
“[Die Bundesregierung] hat keine Geld für Elektroautos, will aber 5,5 Mrd. verschwenden, um auf den Mond zu fliegen und Schwarze Löcher zu erforschen. Die CDU sollte mal bei sich selber forschen – das ist reichlich schwarzes Loch.”
So ein dummes “Argument” habe ich selten gehört! Einmal ist da wieder der “Man darf nicht in X investieren solange Problem Y nicht gelöst wurde”-Unsinn. Dann natürlich die “Verschwendung”. Und schließlich noch ein billiger (und dummer!) Witz über Schwarze Löcher (die mit der geplanten Mission zum Mond überhaupt nichts zu tun haben). Und warum jetzt auf einmal 5,5 Mrd. Euro? In den Kommentaren zu Trittins Meldung finden sich übrigens noch ein paar weitere schöne Beispiele für den populistischen Umgang mit dem Thema Raumfahrt (z.B. die von Matthias Schneider, Kandidat der Grünen für den Bundestag aus Duisburg)
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