DIE LINKE spricht sich daher für die Förderung von Raumfahrttechnologien mit klarer Nutzenperspektive für die Gesellschaft, etwa im Umwelt- und Klimaschutz sowie in der Grundlagenforschung, aus. Diese sind unbemannt und bleiben zumeist im erdnäheren Orbit wie das Europäische Erdbeobachtungssystem GMES oder der deutsche Erdbeobachtungssatellit TerraSAR-X. Auch Mond und Mars werden bereits durch Raumsonden und Teleskope erkundet. In diesem Jahr starteten die Teleskope “Planck” und “Herschel” und liefern Bilder aus den entfernteren Sphären des Sonnensystems.
3. Glauben Sie, dass eine Investition in die Raumfahrt einen positiven Effekt auf die Wirtschaft in Deutschland haben kann?
Nein bzw. nur in einem sehr begrenztem Umfang. Denn von diesen Investitionen profitiert nur ein ausgewählter Club von bereits ohnehin großen Unternehmen auf einem Markt, bei dem die Wettbewerbssituation wenig transparent ist.
Sechs Milliarden Euro öffentliche Mittel werden EU-weit für die Raumfahrt ausgegeben, zum großen Teil an private Firmen. Die Aufträge der ESA werden nach Beitragsproporz unter einer kleinen Anzahl spezialisierter Unternehmen aus den Beitragszahlerländern vergeben, deren Kontakte zur Politik sich zwangsläufig sehr eng gestalten. 80 Prozent der Arbeitsplätze in der Raumfahrtindustrie teilen sich auf die vier Unternehmen EADS Astrium (D/F), Finmeccanca (I), Safran (F) sowie Thales Alenia Space (F/I) auf.
Daneben gibt es kleinere Firmen wie das deutsche Familienunternehmen OHB, die sich etwa auf Satellitentechnologien spezialisiert haben.Öffentliche Technologieförderung darf nach Auffassung der LINKEN nicht zur Subventionierung ohnehin hochrentabler Konzerne führen. Kredite sind im Erfolgsfall mit hohen Zinsen zurückzuzahlen, zudem ist die Umwandlung von Subventionen und Krediten in öffentliche Beteiligungen anzustreben.
4. Sind Investitionen in Raumfahrt Luxus oder notwendig?
DIE LINKE hält die aktuelle Ausrichtung der Raumfahrtpolitik der Bundesregierung für verfehlt. Gleichwohl sind Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im Bereich der Raumfahrt, die der Lösung globaler Probleme dienen, notwendig.
Für die Details verweise ich insoweit auf die Antwort zu den Frage 2 und 3.
5. Sind Sie der Meinung, dass das Geld für die Raumfahrt für andere Projekte verwendet werden sollte? Wenn ja, welche?
Siehe Antwort zur Frage 2
6. Halten Sie die Entscheidung, die deutsche Mondmission LEO ) zu streichen, für richtig?
Ja. Zur Begründung lesen Sie bitte die Antwort auf die Frage 7, die in einem engem Zusammenhang mit der Frage 6 steht.
7. Halten Sie die Pläne für eine neue deutsche Mondmission für sinnvoll?
Nein. Wie ich bereits in einem Beitrag für die Tageszeitung “taz” verknappt dargestellt habe, ist die bemannte Raumfahrt derzeit Geldverschwendung.Die exorbitanten Kosten stehen in keinem Verhältnis zum wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn.
Die bemannte Raumfahrt begann mit dem Sputnikschock. Auch jetzt liefern sich Russland, China und USA einen Wettlauf um die Vorherrschaft im All. Sie planen bemannte Mondmissionen und -stationen.So will auch Deutschland nicht nur in der interplanetaren Kreisliga spielen. Die Bundesregierung plante für die unbemannte Mondmission LEO 350 Millionen Euro ein. Zukünftig will der zuständige Staatssekretär sogar 1,5 Milliarden Euro dafür locker machen. Der Mond soll dabei als Trainingslager für eine Marsmission dienen.
Die bisherigen EU-Raumfahrtausgaben in Höhe von sechs Milliarden Euro müssten auch für eine Erfolg versprechende europäische Teilnahme am Wettlauf um Mond und Mars deutlich aufgestockt werden. Ähnliches stellte die von US-Präsident Barack Obama eingesetzte Kommission zur Prüfung der amerikanischen Raumfahrtprogramme in einem Zwischenfazit fest: das für die Mond- und Marsmissionen eingesetzte Budget von jährlich neun Milliarden US-Dollar (6,3 Milliarden Euro) reiche nicht annähernd aus. Es ist kein Wunder, dass die Industrie sich massiv für die bemannten Missionen einsetzt – wie etwa EADS-Chef Gallois.
Die Sicherung von industriellen Kapazitäten und die Darstellung technologischer Leistungsfähigkeit sind kein hinreichendes Argument für teure Mond- und Marserkundungen. Auch die auch vielen LINKEN zu Recht geteilte Begeisterung über technische Pionierleistungen des ersten bemannten Weltraumfluges, der ersten Mondlandung sowie über die persönlichen Leistungen von Menschen wie Juri Gagarin, Neill Armstrong oder Siegmund Jähn können solche nicht legitimieren. Ohne den Hintergrund der Systemauseinandersetzung, ohne den Wettlauf der Supermächte um welthistorisches Prestige, wären derartige Geldsummen für die Raumfahrt wohl nicht aufgebracht worden. Das Appollo-Programm verschlang zeitweise 5,5 Prozent des US-amerikanischen Staatshaushaltes.
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