In diesem Zusammenhang muss auch eine konzeptionell und finanziell tragfähige Strategie für das in der Öffentlichkeit stark diskutierte Mondprojekt entwickelt werden. Dies bietet eine große Herausforderung: Es könnte die unterschiedlichen deutschen Player und Kompetenzen zusammen bringen, um ein wegweisendes Programm zu bündeln und mit einem neuen Qualitätssiegel zu versehen.

Darüber hinaus muss Deutschland auch weiterhin seine Interessen in der europäischen und internationalen Zusammenarbeit und hier vor allem in der Europäischen Raumfahrtagentur ESA erfolgreich durchsetzen. Nur gemeinsam lassen sich viele wichtige Projekte realisieren. Mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) haben wir eine anerkannte Agentur, die die zahlreichen Raumfahrtaktivitäten der Bundesregierung erfolgreich koordiniert und vorantreibt.

Update (21.9.2009): Heute hat sich Herr Dörmann doch noch mal gemeldet. Wegen “Wahlkampfverpflichtungen” konnte er die Fragen nicht ausführlich antworten. Er hat mir jetzt neue Antworten geschickt:

1. Wie ist die offizielle Position Ihrer Partei zur Raumfahrt? Sind die Anstrengungen Deutschlands ausreichend oder zuwenig/zuviel?

Die Raumfahrt ist ein bedeutendes Technologiefeld und leistet einen wichtigen Beitrag für die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit Deutschland.
Die Frage, ob die Anstrengungen Deutschlands ausreichend sind, lässt sich nicht pauschal beantworten. Entscheidend ist, dass die Bereiche nach vorne gebracht werden, die den Menschen Nutzen bringen, die das Wirtschaftswachstum stärken und neue Arbeitsplätze schaffen.
Im Bereich der Daseinsvorsorge denke ich insbesondere an die Erdbebachtung oder den Katastrophen- und Klimaschutz. Hier hat die SPD bereits zu Zeiten der rot-grünen Bundesregierung wichtige Projekte auf den Weg gebracht. Bei der kommerziellen Nutzung weise ich auf das Satellitennavigationssystem Galileo und die Wetterbeobachtung hin.

2. Soll Deutschland verstärkt international Kooperationen (z.B. mit NASA oder ESA) suchen oder auch alleine Projekte in Angriff nehmen?

Die Raumfahrt hat ein großes Potenzial, ist aber auch sehr kostenintensiv. Die Zusammenarbeit sollte daher Priorität haben. Es gibt aber auch Felder, wo es Sinn macht, nationale Initiativen zu starten, um Alleinstellungsmerkmale herauszuarbeiten und zu demonstrieren. Als Beispiele nenne ich die Anwendungsbereiche der Robotik, die positive Auswirkung auf die Maschinenbauindustrie oder die Medizintechnik hat.

3. Glauben Sie, dass eine Investition in die Raumfahrt einen positiven Effekt auf die Wirtschaft in Deutschland haben kann?

Ja, hierzu habe ich bereits einige Beispiele gegeben. Entscheidend ist, wo man die Mittel einsetzt. Wenn man sie für gut überlegte Projekte und wichtige Anwendungen verwendet, können positive Folgen für Forschung und Dienstleistungen entstehen.

4. Sind Investitionen in Raumfahrt Luxus oder notwendig?

Dort, wo sie für Menschen einen Nutzen bringt und der Wissenschaft neue Erkenntnisse, ist die Raumfahrt gewinnbringend und notwendig.

5. Sind Sie der Meinung, dass das Geld für die Raumfahrt für andere Projekte verwendet werden sollte. Wenn ja, welche?

Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Hier muss man von Fall zu Fall entscheiden. Aber auch an dieser Stelle ist die Frage nach dem Nutzen für die Gesellschaft die wichtigste. So leistet die Raumfahrt einen elementaren Beitrag bei der Klimaforschung.

6. Halten Sie die Entscheidung, die deutsche Mondmission LEO zu streichen, für richtig?

Wir haben die LEO-Mission unterstützt und halten sie weiterhin für sinnvoll. Das Projekt sollte aber aufgrund der verstrichenen Zeit noch einmal hinsichtlich der Aktualität überprüft werden.

7. Halten Sie die die Pläne für eine neue deutsche Mondmission für sinnvoll?

Der Mond ist für die Menschheit eine Wissenschaftsplattform, die wir erreichen können. Deswegen halte ich es für richtig, hier einen Schwerpunkt zu setzen. In diesem Zusammenhang trete ich für eine robotische Mondmission ein, weil die damit verbundene Entwicklung unmittelbaren Nutzen für wichtige Technologiebereiche auf der Erde hat. Hierbei geht es auch um die Demonstration der technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands. Vorteil solcher Missionen ist es, dass sie erheblich kostengünstiger als bemannte Missionen sind. Zudem kann Deutschland hier in Nischen vorstoßen, die von anderen Ländern noch nicht besetzt sind.

8. Welche Ziele sollen in der Raumfahrt künftig verfolgt werden?

Zu den verschiedenen Herausforderungen habe ich bereits Stellung bezogen. Mit Blick auf die künftige Weltraumforschung stehen wir aktuell an einem Scheideweg und hängen von den Entscheidungen der Obama-Administration in den USA ab. Die Augustine-Kommission hat jüngst ihren Bericht zur amerikanischen Weltraumforschung vorgelegt, der nun in den politischen Organen beraten werden soll. Die USA zahlen 80 Prozent der internationalen Raumstation und bestimmen damit weitgehend, wohin der künftige Weg führt. Vom Ergebnis dieser Entwicklung hängt ab, wie die zukünftige Arbeitsteilung mit den USA aussehen wird.

9. Braucht Europa einen eigenen bemannten Zugang zum All – zum Beispiel in Form einer für bemannte Flüge ausgebauten Ariane-Rakete und eines erweiterten ATV?

Die Raumfahrt ist teuer, allein die internationale Raumfahrtstation hat 120 Milliarden Dollar gekostet. Deswegen müssen wir unsere Ziele in Kooperation erreichen, um Doppelkosten zu vermeiden. Insbesondere die internationale Raumstation ist hier ein vorbildliches Beispiel für eine technologieübergreifende und zudem friedensstiftende Zusammenarbeit im Weltall. Jeder ist vom anderen abhängig und deshalb setzt sich auch jeder für den anderen ein. Dies ist ein Beispiel für internationale Solidarität und Zusammenarbeit im Weltall, die wir in Zukunft fortsetzen sollten.

10. Halten Sie bemannte Raumfahrt für sinnvoll oder sollte sich Deutschland nur an Bau, Entwicklung und Betrieb von Raumsonden und Satelliten beteiligen?

Bemannte Raumfahrt bleibt insgesamt sinnvoll, um die Fähigkeiten des Menschen im All zu untersuchen, zu verbessern und zu trainieren und neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu sammeln. Dies ist im Rahmen einer internationalen Aufgabenteilung zu berücksichtigen. Die bemannte Raumfahrt ist allerdings, je nachdem, welches Ziel man verfolgen will, zwischen 10 und 20 Mal teurer als der Einsatz robotischer Technologien. Dies hängt mit den erforderlichen Lebenserhaltungssystemen zusammen. Die Robotik steht für besondere technologische Herausforderungen und wird von Tag zu Tag besser. Deutschland sollte hier einen Schwerpunkt setzen.


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Kommentare (13)

  1. #1 Stefan
    3. September 2009

    Da das versprechen ja spannende Rot-Rote-Koalitionsverhandlungen zu werden 😉

  2. #2 knorke
    3. September 2009

    @!@ und da wundern die sich, dass kaum noch Wähler freiwillig ihre Zweitstimme bei der SPD setzen. Wenn man diese Bezugslose Schwurbelei liest, kriegt man Zukcungen.

    ich bin ja im Grunde meines Herzens sozialdemokratisch veranlagt (auch weil ich Schwarz und Gelb und Dunkelrot nicht mag), aber so ein liebloses Gebrabbel…

    Ich erwarte ja auch nicht viel von den Grünen (obwohl grün auch eher mein Ding wäre), aber des hier war – unabhängig von der grünen Position ein weitere Grund gegen SPD.

  3. #3 Anhaltiner
    3. September 2009

    @Stefan zumindest scheinen sie sich einig zu sein das es eine militärische Komponete gibt – vielleicht gibt es ja dann eine Raumfahrtmission ohne Raketen und Echtzeitkommunikation. 🙁

    @Florian wer sich mit Raumfahrt beschäftigt muss auch mit Rückschlägen rechnen – die (Nicht-) Beantwortung der Fragen ist ja eindeutig ein “Fehlstart”

  4. #4 Florian Freistetter
    3. September 2009

    Immerhin hat die SPD das Faszinationspotential der Raumfahrt erkannt:

    Der Weltraum fasziniert die Menschen und motiviert sie zu Höchstleistungen in Wissenschaft und Forschung. Für viele Ingenieure war diese Faszination ein Grund, ihre Ausbildung zu beginnen, auch wenn sie vielleicht am Ende in anderen Wirtschaftszweigen ihre endgültige Anstellung gefunden haben, namentlich in der Luftfahrt- und Autoindustrie, die naturgemäß die meisten Berührungspunkte haben

    Das meine Fragen ignoriert worden sind, ärgert mich aber auch. Ich mein, ich hab mir die ja nicht zum Spaß ausgedacht. Meint man da wirklich, dass ich einen vorgefertigten Text besser finde? Und bei solchen Sätzen krieg ich sowieso Zustände:

    Es könnte die unterschiedlichen deutschen Player und Kompetenzen zusammen bringen, um ein wegweisendes Programm zu bündeln und mit einem neuen Qualitätssiegel zu versehen.

    Seltsam, dass es immer noch Menschen gibt, die glauben, dieser Manager-Sprech wäre irgendwie cool…

  5. #5 Jörg
    3. September 2009

    Ich krieg mittlerweile Zustände, wenn ich irgendwas mit “Exzellenz” lese. Alles ist nur noch exzellent, Elite, Leuchttürme. Darf man nicht mehr einfach gute Forschungsarbeit machen? Und auch wenn man der Beste ist, froh sein und es nicht jedem unter die Nase halten?

  6. #6 Alex
    3. September 2009

    Kommt, jetzt seid nicht ungerecht zu Herrn Dörmann. Er hat für die Antwort immerhin seine Raumfahrt-Rede aus dem Januar um das Geschwurbel am Anfang und am Ende gekürzt: https://www.martin-doermann.de/live/archives/456/

  7. #7 Florian Freistetter
    3. September 2009

    @Alex: Danke für den Link! Ich hab mir ja schon gedacht, dass es nen Grund geben muss, warum meine Fragen nicht beantwortet wurden. War es also einfach nur Faulheit… Tja, schade.

  8. #8 Jörg Friedrich
    3. September 2009

    Ganz grundsätzlich einfach mal Danke für die Arbeit, die in dieser Serie steckt und die es erlaubt, sich über die Technologie-Politik der Parteien an einem ganz konkreten Beispiel ein Bild zu machen. Dass man zusätzlich einen guten Eindruck davon bekommt, wie mit präzisen Fragen von Wählern umgegangen wird, ist ebenfalls sehr erfreulich – auch wenn man vielleicht weder im Guten noch im Schlechten von der Methode eines Einzelnen Abgeordneten auf die ganze Partei schließen kann.

  9. #9 Florian Freistetter
    3. September 2009

    @Jörg Friedrich: Ich habe allerdings in meiner Anfrage explizit darauf hingewiesen, dass ich an der Meinung der PARTEI interessiert bin und nicht an der eines einzelnen Abgeordneten. Ich gehe also davon aus, dass die Antworten tatsächlich für die Partei gelten.

  10. #10 Jörg Friedrich
    3. September 2009

    Mir ging es nicht um den Inhalt, sondern um die Form. Vielleicht hätte ein anderer SPD-Mensch besser reagiert und wirklich die Fragen beantwortet.

  11. #11 pat
    3. September 2009

    @Jörg Friedrich
    Aber der Mann ist doch der stellv. wirtschaftspolitische Sprecher
    und zuständige Berichterstatter für Luft- und Raumfahrt der SPD-Bundestagsfraktion. Von wem erhofft man sich in dieser Frage eine kompetentere Antwort?

  12. #12 Gluecypher
    3. September 2009

    Also mal zusammengefasst:

    blablalbalbalbalbalblalbalbalvbalblablablablalbablablafaselfaselfaselfaselsülzsülzsülzlaberlaberlaberlaberneudeutscheschlagwörtereinfügsozaildemokratischsupidupi………[den Teil übersprng ich mal]…………….blablalbalbalbalbalblalbalbalvbalblablablablalbablablafaselfaselfaselfaselsülzsülzsülzlaberlaberlaberlaber

    Hmmmmm, es scheint nicht nur am windelweichen Kanzlerkandidaten und an gewissen “Das-steht-mir-zu-und-ich-hab-keinen-Funken-Gespür-dafür-dass-ich-mich-mit-meiner-Starrköpfigkeit-jeden-normal-denkenden-Menschen-vor-den-Kopp-Stosse” Ministerinnen zu liegen, dass die SPD den Bach ‘runtergeht. Wenn das Restpersonal aus genauso grossen Blunzen besteht, wie dem Herrn Dörmann, dann verdient’s die Partei, dass sie bei 20% minus X rumdümpelt. Die anderen Parteienverteter haben sich wenigsten Mühe gegeben, auf die Fragen einzugehen. Dörmann, Sie faseln!

  13. #13 femidav
    3. September 2009

    knorke· 03.09.09 · 10:38 Uhr
    Ich erwarte ja auch nicht viel von den Grünen (obwohl grün auch eher mein Ding wäre), aber des hier war – unabhängig von der grünen Position ein weitere Grund gegen SPD.

    Ich wette, dass die Grünen in etwa genauso wie Die Linken antworten.