Raumfahrttechnologien sind klassische Sprungbretttechnologien. Durch Transfer in Anwendungsbereiche außerhalb der Raumfahrt tragen sie zu Innovation in der Wirtschaft bei. Dies gilt insbesondere für die Bereiche Robotik und Automation. Im Bereich erdnaher Raumfahrtanwendungen ist die satellitengestützte Telekommunikation zu einem festen Bestandteil unseres Lebens geworden und stellt einen kommerziellen Milliardenmarkt dar. Auch die satellitengestützte Navigation und Erdbeobachtung haben das Potential, attraktive kommerzielle Märkte zu werden. Diese Chancen gilt es zu nutzen.
4. Sind Investitionen in Raumfahrt Luxus oder notwendig?
Investitionen in Raumfahrt sind für eine große Industrie- und Wissenschaftsnation wie Deutschland unerlässlich, um hoch qualifizierte Arbeitsplätze zu erhalten und die internationale Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes zu stärken.
5. Sind Sie der Meinung, dass das Geld für die Raumfahrt für andere Projekte verwendet werden sollte? Wenn ja, welche?
Die derzeit mit Haushaltsmitteln finanzierten Raumfahrtprojekte sind eine gute Investition in die Zukunft.
6. Halten Sie die Entscheidung, die deutsche Mondmission LEO zu streichen, für richtig?
Der vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) diskutierte und von der Fachöffentlichkeit begrüßte Vorschlag einer nationalen Mond-Orbitermission LEO wurde aus haushalterischen Gründen zunächst zurückgestellt. Diese Entscheidung halten wir mitten in der größten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit für nachvollziehbar.
7. Halten Sie die Pläne für eine neue deutsche Mondmission für sinnvoll?
Die CDU würde es begrüßen, wenn es gelänge, so bald wie möglich die Grundlagen für eine erfolgreiche deutsche Mondmission zu schaffen. Der Mond ist als „Archiv des Weltalls” von besonderer Bedeutung. Seine Exploration kann wichtige Antworten auf Fragen im Zusammenhang mit der Entstehung des Sonnensystems liefern. Eine Mondmission könnte auch in Form einer Weiterentwicklung der Mond-Orbitermission LEO mit einem oder mehreren Partnern im ESA- oder NASA-Kontext durchgeführt und neben einem Kommunikationssatelliten auch ein au-tomatisiertes Landesystem für präzise Landung sowie einen mobilen Forschungs-roboter enthalten. Mit einer solchen Mission könnte Deutschland seine wissen-schaftliche Exzellenz, seine hohe technologische Leistungsfähigkeit und seine Bereitschaft unter Beweis stellen, als gestaltende Kraft an internationalen Explo-rationsaktivitäten mitzuwirken. Sie wäre ein gutes Zukunftssignal für die hoch qualifizierten Raumfahrtingenieure und -techniker in Deutschland und könnte dazu beitragen, das Interesse junger Menschen an Natur- und Ingenieurwissen-schaften zu stärken.
8. Welche Ziele sollten in der Raumfahrt künftig verfolgt werden?
Deutschland sollte sich in der Raumfahrt auf Vorhaben mit hohem wissenschaftlichem Wert und technologischem Potential konzentrieren. Auch Projektvorschläge aus dem Bereich der explorativen Raumfahrt müssen dem Grundsatz des effizienten Mitteleinsatzes genügen. Es gilt, die Position Deutschlands in der Raumfahrt zu halten und weiter auszubauen. Hierfür sind leistungsfähige Industrie- und Forschungsstrukturen eine unerlässliche Grundvoraussetzung. Darüber hinaus gilt es, die Europäische Raumfahrtpolitik weiter aktiv mit zu gestalten, die Eigenständigkeit der ESA zu erhalten und die EU in die Lage zu versetzen, ihre neue Rolle in der Raumfahrt auszufüllen. Wichtige Bestandteile dieser Strategie sollten sein, bestehende Stärken in der Erdbeobachtung auszubauen, die Entwicklung in der Satellitennavigation (Galileo) voranzutreiben, Nischen in der Telekommunikation zu erschließen, die deutsche Position im Bereich der Trägerraketen zu erhalten und bei der ISS den bestmöglichen Nutzen aus dem europäischen Engagement zu verwirklichen.
9. Braucht Deutschland einen eigenen bemannten Zugang zum All – zum Beispiel in Form einer für bemannte Flüge ausgebauten Ariane-Rakete und eines erweiterten ATV?
Die bestehende internationale Arbeitsteilung in der bemannten Raumfahrt hat sich bewährt. Da davon auszugehen ist, dass die Partnerländer USA und Russland auch künftig ausreichende Transportkapazitäten zur Verfügung stellen werden und eine dauerhafte Abhängigkeit von einem Monopolanbieter nach gegenwärtigem Stand der Dinge auszuschließen ist, ist der europäische Transportbedarf auch ohne eigenes Transportsystem gesichert. Die Entwicklung eines eigenen europäischen bemannten Transportsystems wäre mit sehr hohen Kosten verbunden.
10. Halten Sie bemannte Raumfahrt für sinnvoll oder sollte sich Deutschland nur an Bau, Entwicklung und Betrieb von Raumsonden und Satelliten beteiligen?
Die bemannte Raumfahrt hat neben ihrer wissenschaftlichen und technischen auch eine kulturelle Dimension, da mit ihr dem menschlichen Drang nach Erkenntnisgewinn Rechnung getragen wird. Wie die Grundlagenforschung, so zeichnet sich auch die hochkomplexe bemannte Raumfahrt dadurch aus, dass sie einen Überschuss an Wissen und Können schafft, der für eine Vielzahl angewandter Forschungs- und Entwicklungskontexte genutzt werden kann. Auf die bemannte Raumfahrt zu verzichten, hieße, auf den Gewinn wichtiger Erkenntnisse und Fähigkeiten zu verzichten. Überdies ist der Mensch der Maschine in komplexen Entscheidungs- und Beurteilungssituationen, wie sie typischerweise in der Raumfahrt entstehen, bis auf Weiteres stark überlegen. Daher sollte sich Deutschland in Zusammenarbeit mit seinen Partnern auch künftig in der bemannten Raumfahrt engagieren.
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