Ich möchte gerne ein paar astronomische Poster vorstellen. Nein, ich meine keine schönen Bilder von Galaxien und Nebeln. Ich meine ein spezielles Format der wissenschaftlichen Präsentation: das Poster.
Auf großen Tagungen mit vielen Teilnehmern, ist meistens nicht genügend Zeit, damit jeder und jede einen Vortrag halten kann. Deswegen gibt es fast immer die Möglichkeit der Posterpräsentation. Dabei werden die wichtigsten Ergebnisse einer Arbeit auf einem großen Poster (meistens A0) zusammengefasst. Diese Poster hängen dann während der ganzen Zeit am Tagungsort aus – am besten dort, wo auch die Kaffeepausen stattfinden 😉
Ich bin ja eigentlich kein großer Freund der Poster. Prinzipiell ist diese Art der Wissensvermittlung ja nicht schlecht. Aber so gut wie immer wird das Poster – meiner Meinung nach – falsch genutzt.
Im Gegensatz zu Vorträgen oder Artikeln in Zeitschriften, ist ein Poster ja eher ein visuelles Medium. Ein Poster schaut man erstmal an und liest es nicht unbedingt so, wie man einen Artikel in einer Fachzeitung lesen würde. Aber sehr viele der wissenschaftlichen Poster sind extrem textlastig – man hat das Gefühl, die Autoren würden dass, was sie ansonsten als mehrseitigen Artikel veröffentlichen würden, einfach auf ein Poster packen und fertig (und vermutlich ist das oft tatsächlich der Fall).
Es würde nicht schaden, wenn man sich neben dem wissenschaftlichen Inhalt auch ein bisschen Gedanken über die grafische Gestaltung machen würde. Mit Bildern kann man schon sehr viel Aussagen. Ab und zu habe ich solche Poster gesehen. Mit einem Minimum an Text und aussagekräftigen Bildern und Diagrammen wurde da trotzdem der wissenschaftliche Inhalt vermittelt.
Hier bei der Tagung der Astronomischen Gesellschaft in Potsdam war das leider nicht der Fall. Trotzdem gab es auch hier einige interessante Poster. Hier kommt eine kleine Auswahl.
Natürlich müsste man eigentlich jedes Poster in einem eigenen Artikel vorstellen. Ohne detaillierte Erläuterungen wird man als Laie wohl nur wenig verstehen. Aber man bekommt auf jeden Fall einen kleinen Eindruck, wie das mit den Postern in der Wissenschaft so abläuft (alle Poster können für eine große Version angeklickt werden).
Das erste Poster greift wieder das Thema der interstellaren bzw. intergalaktischen Materie auf, über die ich schon gestern ausführlicher geschrieben habe. Verena Baumgartner und Dieter Breitschwert haben untersucht, wo das Material herkommt, dass man zwischen den einzelnen Galaxien eines Galaxienhaufens findet. Einer der Mechanismen dabei sind die aufbrechenden Superblasen aus dem gestrigen Artikel.
Um große Wolken aus Gas und ihre Verbindung zur dunklen Materie geht es im Poster von Sylvia Plöckinger und Gerhard Hensler:
Als nächstes kommt mein Lieblingsposter 😉 Nicht unbedingt wegen des Inhalts – obwohl der auch gut ist! Aber hier ist die farbliche Abstimmung wirklich super. Julia Weniger, Christian Theis und Stefan Harfst haben untersucht, wie Galaxien miteinander wechselwirken. Was passiert, wenn zwei gleich große Sternensysteme aufeinandertreffen? Sie haben vor allem nachgesehen, was mit der interstellaren Materie geschieht und wie die großen schwarzen Löcher im Zentrum der Galaxien es beeinflussen:
Reiner Arlt hat für das nächste Poster die Sonnenaktivität des 18. Jahrhunderts untersucht. Für diesen Zeitraum hatte man bis jetzt keine detaillierten Daten – jetzt konnten sie aus alten Beobachtungen rekonstruiert werden:
Wie findet man außerirdisches Leben? Es ist schon schwer genug, die extrasolaren Planeten in fremden Sonnensystemen zu entdecken. Das geht meistens nur indirekt; den Planeten direkt abbilden kann man so gut wie nie. Und selbst wenn, wäre es wohl unmöglich, irgendwelche Strukturen auf der Oberfläche zu sehen, die auf Leben hinweisen. Man kann das aber ebenfalls indirekt machen. Dazu muss man das Licht, das man von einem Planeten bekommt in seine Bestandteile zerlegen und in diesem Spektrum nach sg. “Biomarkern” suchen. Also speziellen chemischen Verbindungen, die auf das Vorhandensein von biologischen Organismen hinweisen. Stefanie Gebauer und ihre Kollegen haben diese Möglichkeit näher untersucht:
Für die Liebhaber netter Acronyme (und die Verschwörungstheoretiker) erklärt das nächste Poster, was LUCIFER ist. LUCIFER steht für LBT Near Infrared Spectroscopic Utility with Camera and Integral Field Unit for Extragalactic Research und wie der Name schon sagt handelt es sich um ein spezielles Instrument für das Large Binocular Telescope (LBT):
Auch das nächste Poster ist etwas Besonderes. Die Autoren, Julian Petrasch und Lennart Schlieder, sind keine Astronomen – sondern Schüler. Sie haben den Sonderpreis der Astronomischen Gesellschaft bei Jugend Forscht gewonnen. Sie haben gezeigt, wie man die Positionsbestimmung für Asteroiden verbesseren kann:
Im nächsten Poster sieht man, was sich in meiner ehemaligen wissenschaftlichen Heimat, der Universitätssternwarte Jena in den letzten Jahren getan hat. Die alte Beobachtungsstation in Großschwabhausen wurde wieder in Stand gesetzt und die Teleskope renoviert und aktualisiert. Jetzt kann dort wieder wissenschaftlich beobachtet werden:
Es gab noch viel mehr Poster und meine Auswahl hier war rein subjektiv. Auch der Rest der Präsentationen war interessant – aber um alle knapp 100 Poster hier zu präsentieren fehlt mir ein wenig die Zeit 😉 Aber hier gibt es eine Liste mit kurzen Zusammenfassungen aller Arbeiten. Wer mir bis spätestens morgen Mittag Bescheid sagt und mehr über ein bestimmtes Poster wissen will, für den mache ich gern noch ein Foto 😉
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