[Das hier ist eine Rezension eines Kapitels des Buches “Der Drache in meiner Garage” von Carl Sagan. Links zu den Rezensionen der anderen Kapitel finden sich hier.]
Über mangelnde Wissenschaft im Fernsehen und Kinofilmen könnte man sich beliebig lange ärgern. Auch Sagan tut das in Kapitel 22 – hat aber auch gleich ein paar vernünftige Vorschläge, wie man das ändern könnte.
Eines seiner Beispiele ist Basketball. Mit diesem Spiel könnte man jede Menge wissenschaftliche Konzepte erklären: um z.B. die Freiwurfquoten der Spieler zu verstehen, muss man Ahnung von Bruchrechnen und Statistik haben. Bei Spiel selbst trifft man u.a. auf das erste Newtonsche Axiom und sogar die Keplerschen Gesetze! Ähnliche Beispiele gibt es aus anderen Sportarten und Sagan fragt sich, warum der Sport nicht genutzt wird, um Wissenschaft zu lehren?
Ein Beispiel dafür sind “Glücksträhnen” (bzw. Pechsträhnen). Ein Basketballer scheint manchmal immer zu treffen – und manchmal wie verhext zu sein und keinen einzigen Ball in den Korb zu bekommen. Aber daran ist nichts mysteriöses. Selbst wenn man nur eine Münze wirft, findet man immer wieder “Kopfsträhnen” oder “Zahlsträhnen”. Es gibt sogar Untersuchungen, die zeigen, dass die Würfe und Treffer der Basketballer sich im wesentlichen so verhalten wie Münzwürfe und deswegen statistisch gesehen, Glücks- oder Pechsträhnen zu erwarten sind. Ein Spieler, der aber z.B. gerade dreimal hintereinander getroffen hat, hat deswegen keine höheren Chancen, auch ein viertes Mal zu treffen…
Im Rest des Kapitels spricht Sagan darüber, wie Wissenschaft – wenn sie denn im Fernsehen vorkommt – oft dargestellt wird. Ein typisches Beispiel ist der “verrückte Wissenschaftler”, der sich einen Dreck um den Rest der Welt schert und sie und die Menschen darauf problemlos opfert, um seine Experimente durchführen zu können. Das iist natürlich großer Unsinn – aber leider hat sich dieses Bild in den Köpfen vieler Menschen festgesetzt (wie man z.B. an der aktuellen Diskussion um den Teilchenbeschleuniger LHC feststellen kann).
Auch sonst sieht es schlecht aus, was Wissenschaft im Fernsehen angeht. Das, was Sagan im Buch über Amerika schreibt, gilt auch für Deutschland. Viele Sendungen behaupten zwar, sie würden sich mit Wissenschaft beschäftigen – sind aber trotzdem nur auf der Suche nach dem Geheimnisvollen bzw. Sensationellen. “Galileo Mystery” ist ein schönes Beispiel dafür. Hauptsache alles ist schön mysteriös und dramatisch – ob es auch was mit Wissenschaft zu tun hat, spielt keine Rolle.
Und in den übrigen “Wissenssendungen” kann man hauptsächlich Leuten dabei zusehen, wie sie irgendwas Eßbares produzieren oder verdrücken – oder wie sie sinnlose “Experimente” durchführen. Ich erinnere mich noch an den absoluten Höhepunkt der Sinnlosigkeit: Galileo macht ein “Experiment” um herauszufinden, wie stabil ein Fußball ist. Dazu wird er mit einem Auto überfahren; ein Kühlschrank wird auf ihn fallen gelassen und am Schluß wird er mit Sprengstoff in die Luft gesprengt. Was hat man daraus gelernt? Nichts! Aber es hat schön geknallt und die Leute sind mit weißen Kitteln und Klemmbrettern durch die Gegen gelaufen… also wirds schon irgendwie wissenschaftlich gewesen sein.
Eine Sendung, die Sagan ebenfalls kritisiert, ist “Akte X”. Ich habe das ja früher noch ganz gerne geschaut. Aber irgendwann ist es mir einfach zu blöd geworden. Wenn die Serie sich (so wie es später anscheinend der Fall war) auf einen einzigen Handlungsstrang, z.B. die Sache mit den Außerirdischen, beschränlt hätte, wäre das ja noch ok gewesen. Aber da ist ja jeder noch so absurde Unsinn aufgetaucht: UFOs, Kornkreise, Bigfoot, Astrologie, Geister, Dämonen, usw. Der dämliche Agent Moulder glaubt jeden Mist den man ihm vorsetzt – und zu Recht: denn am Ende jeder Folge stellt sich jedes noch so seltsame Phänomen als real heraus.
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