Den angeblichen Weltuntergang im Jahr 2012 habe ich bis jetzt hauptsächlich aus der astronomischen Perspektive behandelt. Klar, erstens bin ich Astronom und zweitens verwenden die Weltuntergangspropheten und Esoteriker hier jede Menge schlechte Astronomie, um ihre Thesen zu begründen.
Aber angeblich handelt es sich bei der Weltuntergangsgeschichte auch um eine “Prophezeiung” der Maya. Über die Geschichte mit dem Kalender der Maya, der am 21.12.2012 “enden” soll, habe ich früher schon mal geschrieben. Abgesehen vom Kalenderwerk – was gibt es sonst noch über diese Maya-Prophezeiung zu sagen? Und was sagen die Maya selbst dazu?
Wenn man herausfinden will, was die Maya nun angeblich genau prophezeit haben, dann steht man vor einer schweren Aufgabe. In den verschiedenen esoterischen und pseudowissenschaftlichen Büchern bzw. auf den unzähligen Internetseiten finden sich zwar zahllose Referenzen auf die Prophezeiungen der Maya – aber nie wird angegeben, wo diese Vorhersagen denn zu finden sind.
Ich bin ja leider kein Experte für Mesoamerikanistik (und solche Leute sind – zumindest in Deutschland – schwer aufzutreiben. Ich arbeite aber daran und hoffe, ich finde noch jemanden, der hier ein paar Fragen ausführlich beantworten kann) – habe aber trotzdem mal ein bisschen recherchiert.
Im wichtigsten Text der Maya-Kultur, dem Popol Vuh, findet sich kein einziger Hinweis auf das Jahr 2012. Ich besitze das Buch sogar, in deutscher Übersetzung. Es ist interessant – in Sachen Weltuntergang 2012 allerdings völlig unergiebig.
Anscheinend gibt es nur einen einzigen Hinweis auf das Jahr 2012! Er stammt aus Tortuguero, einer mayanischen Ausgrabungsstätte in Mexiko. Dort wurden Monumente aus dem 7. Jahrhundert gefunden und auf einem davon wird tatsächlich auf das Ende des 13. Baktun-Zyklus – der 21.12.2012 – bezug genommen! Dieses Objekt nennt sich “Monument 6” und die Inschrift darauf ist nur noch teilweise lesbar:
Nikolai Grube (Universität Bonn), Simon Martin (Universität Pennsylvania) und Marc Zender (Universität Calgary) übersetzten die entsprechende Stelle in ihrem Aufsatz “Palenque and its Neighbors” aus dem Jahr 2002 folgendermaßen:
“”…utom, “es wird passieren” (O4) gefolgt von etwas, das wir nicht lesen können (P4) und er “wird herabsteigen” yem (O5). Das letzte Zeichen beginnt mit “ta” gefolgt von etwas. Das allerdings ist nicht das Ende der Welt.”
Auch Markus Eberl und Christian Prager sehen in dieser Inschrift keine Vorhersage einer Katastrophe. In ihrem Artikel “B’olon Yokte’ K’uh. Maya conceptions of war, conflict, and the underworld.” aus dem Jahr 2005 schreiben sie:
Die [Aufzeichungen über die] Ereignisse, die mit diesem Baktun assoziert sind, sind teilweise erodiert; dennoch inkludieren sie das “herabsteigen” von B’olon ‘Ok [ein Gott der Maya]. Das gleiche Verb wird auch bei Einweihungszeremonien verwendet und scheint keine zerstörerische (…) sondern eine positive Bedeutung zu haben.
Die einzige alte Maya-Inschrift zum Thema 2012 sagt also keinen Weltuntergang vorher. Die “Prophezeiungen” und “Vorhersagen” entspringen hauptsächlich den Vorstellungen der verschiedenen New-Age-Autoren, die sich im Laufe der Zeit mit den Maya beschäftigt haben (siehe dazu auch diesen interessanten Artikel von Robert Sitler).
Und was sagen die heute noch existierenden Maya zu der ganzen Sache?
Die finden den ganzen Rummel um 2012 hauptsächlich nervig, berichtet der britische Telegraph:
Apolinario Chile Pixtun ist von den wilden Fragen zum Weltuntergang, mit denen er bombardiert wird genervt. “Letztes Jahr bin ich aus England zurückgekommen und ich hab die Schnauze voll von diesem Kram!”, sagte er.
Auch Apolinario Pixtun stellt im Telegraph-Artikel noch einmal klar, dass es sich bei der Weltuntergangsgeschichte nicht um eine Idee der Maya handelt, sondern um “westliche Theorien” (der Artikel ist ganz ok – nur der Schluß mit der Ausrichtung der Sonne und dem Zentrum der Galaxie ist leider falsch).
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