Kollision mit unbekannten Planeten?
Der Astronom Erik Asphaug meint, das Quaoar vielleicht irgendwann mit einem noch größeren Objekt zusammengestoßen ist; einem kleinen Planeten, etwa so groß wie der Mars. Bei dieser Kollision könnte Quaoar zusammengestaucht und viel dichter geworden sein.
Das wäre natürlich eine coole Sache! Denn das würde bedeuten, dass dort draußen im Kuipergürtel tatsächlich noch größere Objekte rumschwirren. Bis jetzt ist Eris das größte bekannte Objekt dort, der Asteroid/Zwergplanet hat einen Durchmesser von 2500 km; dicht gefolgt von Pluto mit einem Durchmesser von 2250 km.
Aber prinzipiell spricht nichts dagegen, dass es in den äußersten Bereichen des Sonnensystem auch noch größere Objekte gibt. Vielleicht nicht im Kuipergürtel selbst – dort hätten wir sie wohl schon gefunden. Aber eventuell in der sg. “scattered disk” (“gestreuten Scheibe”) – dem Übergangsbereich zwischen dem Kuipergürtel und der gigantischen Oortschen Wolke, die das Sonnensystem kugelförmig umgibt.
In der Frühzeit des Sonnensystems, als die Planeten entstanden, sind sicherlich jede Menge größere und kleinere Protoplaneten durch die gravitativen Interaktionen aus dem Sonnensystem geflogen. Irgendwo müssen die ja geblieben sein… Wenn sie in der weit entfernten Oortschen Wolke gelandet sind, dann werden wir sie wohl so schnell nicht endecken. Aber falls ein paar näher an der Sonne geblieben sind, dann finden wir sie vielleicht.
Aus theoretischen Untersuchungen wissen wir, dass innerhalb von 250 Astronomischen Einheiten (eine Astronomische Einheit entspricht dem Abstand zwischen Erde und Sonne) keine Planeten größer als der Mars zu erwarten sind. Der Kuipergürtel erstreckt sich in etwa zwischen 30 und 50 Astronomischen Einheiten – so ein zusätzlicher Planet müsste sich dann in der außerhalb des Kuipergürtels liegenden scattered disk befinden.
Wir kennen sogar ein Objekt, dass sich in der gestreuten Scheibe befindet! Der Asteroid Sedna befindet sich an seinem entferntesten Punkt 500 Astronomische Einheiten von der Sonne entfernt! Und Sedna ist auch nicht gerade klein; mit einem Durchmesser von 1700 km ist der Asteroid größer als Quaoar.
Sednas Bahn (unten rechts) in Relation zum inneren Sonnensystem und zur Oortschen Wolke (Bild: NASA/JPL-Caltech/R. Hurt (SSC-Caltech))
Gut möglich also, dass sich in den noch unbekannten äußersten Bereichen des Sonnensystems weitere Planeten befinden. Und es ist ebenso möglich, dass Quaoar irgendwann mal einem dieser Planeten in die Quere gekommen ist und durch die Kollision seine heutige Dichte und Bahn bekommen hat.
Das nachzuweisen wird allerdings schwer bis unmöglich sein. Aber egal was mit Quaoar passiert ist – um eine Chance zu haben, das herauszufinden, brauchen wir mehr Daten! Ich bin schon gespannt, was die Astronomen bei ihren zukünftigen Beobachtungen des Kuipergürtels herausfinden werden!
Die wissenschaftlichen Ergebnisse zu Quaoar, die ich hier beschrieben habe, wurden auf der kürzlich stattgefundenen DPS-Konferenz von Wesley Fraser präsentiert.
Kommentare (29)