Immerhin gab es Diskussionen um den Studiengang:
“Der geplante Weiterbildungs-Masterstudiengang wurde dann zweimal im akademischen Senat der Universität behandelt – einmal im Sommer 2008 zu einer ersten Vorstellung, dann mit bereits detaillierter ausgearbeiteten Studiendokumenten im Sommer 2009. Die Diskussion war intensiv; in Anbetracht des Themas wäre alles andere erstaunlich gewesen. Das Spektrum dabei reichte von Hinweisen auf Studien, die zeigen sollen, dass Homöopathie unwirksam ist, bis zu Aussagen wie “Klar, naturwissenschaftlich ist manches nicht erklärbar, aber ich bin selber so erfolgreich behandelt worden”. “
Ohja – das gute alte “Mir hats geholfen – also muss es echt sein”-Argument… Und wie so oft hat dieses falsche Argument anscheinend gewirkt:
“Letztlich hat der Senat nach Abwägung aller Argumente (und natürlich sind Naturwissenschaftler da besonders kritisch) mehrheitlich die prinzipielle Einführung dieses Weiterbildungs-Studiengangs beschlossen. Für die Entscheidung wichtig waren meiner Ansicht nach insbesondere auch zwei Punkte: (i) Die Universität ist nicht beteiligt an der Ausbildung in homöopathischer Medizin an sich; das könnte sie auch gar nicht. Ihre Aufgaben liegen in der Vermittlung von Methodiken für Forschung, Qualitätsförderung und Professionalisierung. Sie schafft hiermit die Möglichkeit, dass sich homöopathisch tätige Ärzte selber kritisch mit ihrem Fachgebiet auseinandersetzen können. (ii) Der Masterstudiengang richtet sich ausschließlich an Mitglieder des DZVhÄ, also Akademiker (Ärzte, Pharmazeuten), die konventionelle und komplementäre Methoden gegeneinander abwiegen und die jeweils geeignetere anwenden können.”
Das finde ich dann wieder interessant. Man muss Mitglied im Verbund der homöopathischen Ärzte sein, um das studieren zu dürfen? Ebenso interessant – wenn auch etwas traurig – ist, dass anscheinend auch an der Uni Magdeburg der Mythos der “zwei Methoden” (“konventionelle Schulmedizin” und “komplementäre Alternativmedizin”) verbreitet wird. Wenn etwas nachgewiesenermaßen wirkt, dann ist es Medizin. Wenn es nicht wirkt (wie z.B. Homöopathie), dann ist es keine Medizin – aber damit man damit doch noch Geschäfte machen kann, nennt man es eben einfach “Alternativmedizin”. Gibt es in Magdeburg echt keine Mediziner, die solche Mißverständnisse aufklären können?
Prof. Weiß macht sich übrigens auch keine Sorgen, dass diese Angelegenheit der Uni Magdeburg schaden könnte:
Eine eventuelle Beeinträchtigung des Rufs der OvGU durch die Einrichtung des Weiterbildungs-Masterstudiengangs wird nicht befürchtet; hier wird im Gegenteil erwartet, dass bei der zunehmenden Akzeptanz komplementärmedizinischer Maßnahmen in der Öffentlichkeit ein offener Umgang mit dieser Thematik und insbesondere die Hilfe zur “Verwissenschaftlichung” positiv aufgenommen werden wird.
Naja – wenn man dem Trend zur Gegenaufklärung folgt, dann wird das sicher so sein. Aber eigentlich sollte es gerade die Aufgabe einer Universität sein, diesen anti-aufklärerischen Tendenzen entgegenzuwirken. Naja – falls jemand anderer Meinung iist als Prof. Weiß, was den zukünftigen Ruf der Uni Magdeburg angeht: die Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit (presseteam@rektorat.uni-magdeburg.de) freut sich sicher über entsprechende Hinweise…
Eines möchte ich an der ganzen Sache aber noch positiv hervorheben: Die Leute, die ich angeschrieben haben, haben mir tatsächlich lange und ausführliche Antworten geschickt. Diese Transparenz und Kommunikationsbereitschaft ist zu begrüßen und ich möchte Prof. Weiß nochmal für seine ausführlich Antwort danken.
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