Als ich 1995 gerade mit meinem Astronomiestudium began, wurde die Entdeckung des ersten extrasolaren Planeten bekannt gegeben. Als um das Jahr 2000 herum anfing, wissenschaftlich über extrasolare Planeten zu arbeiten, kannte man schon ein paar dutzend Exoplaneten.
Früher war die Entdeckung eines neuen Exoplaneten fast noch eine Sensation. Mittlerweile wird es selbst für die Experten schwierig, allen Entdeckungen zu folgen. Fast jede Woche findet man einen neuen Planeten und was früher ein Grund zu feiern war, ist heute fast schon Normalität.
Seit gestern ist die Zahl der bekannten Exoplaneten auf 403 gestiegen. Bei einer Konferenz über extrasolare Planeten in Portugal wurde die Entdeckung von 30 neuen Planeten bekanntgegeben!
Die zugrundeliegenden Beobachtungen wurden mit dem 3,6 Meter Teleskop der europäischen Südsternwarte ESO in Chile und dem HARPS-Spektrometer
HARPS steht für “High Accuracy Radial velocity Planet Searcher” und es handelt sich dabei um ein Spektrometer:
Mit diesem Gerät wird das Licht der Sterne in seine einzelnen Bestandteile aufgesplittet und Bilder der sogenannten Spektrallinien erhalten. Dann kann man überprüfen, ob der der Stern sich auf uns zu oder von uns weg bewegt – denn das führt zu einer ganz charakteristischen Verschiebungt der Spektrallinien.
Und wenn man weiß, ob sich ein Stern auf diese Art und Weise bewegt, dann kann man herausfinden, ob es dort Planeten gibt oder nicht. Denn ein Planet wird nicht nur gravitativ von seinem Stern beeinflusst, er beeinflusst seinerseits auch den Stern. Zwar nur sehr wenig – aber immerhin genug, um den Stern zum Wackeln zu bringen. Und genau dieses Wackeln lässt sich mit dem Spektrometer messen.
Mit dieser sogenannten “Radialgeschwindigkeitsmethode” wurden bis jetzt die meisten extrasolaren Planeten entdeckt. Und HARPS alleine hat 75 Planeten gefunden.
Es geht also voran in der Exoplanetenforschung! Eines der größten Probleme bisher war ja immer die schlechte Datenlage. Es waren einfach zu wenig Objekte bekannt – und vor allem waren die Objekte nicht repräsentativ.
Je schwerer ein Planet ist und je näher er sich am Stern befindet, desto leichter ist er mit den aktuellen Methoden zu entdecken. Deswegen ist es auch nicht verwunderlich, dass anfangs genau solche Planeten gefunden wurden: enorm große Gasplaneten, die sich extrem nahe an ihren Sternen befanden – sogenannte Hot Jupiters.
Aus unserem Sonnensystem kennen wir solche Objekte nicht. Da findet man in der Nähe der Sonne die kleinen, felsigen “erdähnlichen” Planeten – Merkur, Venus, Erde, Mars – und die großen Gasriesen finden sich erst im äußeren Sonnensystem.
Zu erklären, wie diese Hot Jupiters überhaupt entstehen können, war und ist immer noch eine komplizierte Angelegenheit. Und aus unserer verzerrten Sicht auf die Exoplaneten können wir nur schwer allgemeine Aussagen ableiten. Sind solche Hot Jupiters häufig im Universum? Oder sind es seltsame Exoten, die wir nur deswegen so oft finden, weil unsere Methoden besonders gut für ihre Entdeckung geeignet sind?
Und finden wir nur deswegen wenig kleine, erdähnliche Planeten, weil sie mit unseren Methoden so viel schwerer aufzufinden sind, oder sind Systeme wie unser Sonnensystem einfach seltener?
Mittlerweile sind die Methoden besser geworden und auch sensitiver für kleinere Planeten und die ersten “Supererden” wurden entdeckt. Und in ein paar Jahren werden wahrscheinlich all diese Spekulationen überflüssig sein: alte und neue Weltraummissionen wie CoRoT, Kepler, GAIA, etc werden die Anzahl der bekannten extrasolaren Planeten dramatisch erhöhen und wir werden endlich zuverlässige Schlüsse über die Verteilung und Häufigkeit der extrasolaren Planeten ziehen können.
Ein bisschen schade ist es schon, dass dann die Entdeckung eines extrasolaren Planeten zum nicht weiter bemerkenswerten Forschungsalltag wird. Aber so funktioniert eben Wissenschaft: das, was früher einmal völlig neu, spannend und unverständlich war, wird im Laufe der Zeit so gut verstanden und erklärt, dass es ins Basiswissen übergeht und zur Grundlage für neue spannenden und unverständliche Phänomene wird 😉
Kommentare (18)