Kommentare (18)

  1. #1 schlappohr
    20. Oktober 2009

    Kann es eigentlich vorkommen, dass ein Stern überhaupt keine Planeten hat (außer vielleicht zufällig)? Wenn es in dem System eine protoplanetare Scheibe gegeben hat, sollte man doch eigentlich davon ausgehen können, dass die Planetenbildung der Regelfall ist, oder? Das führt natürlich zu der Frage, ob eine Scheibe die Regel ist.

  2. #2 Simon
    20. Oktober 2009

    nur zur ergänzung, die ersten exoplaneten wurde bereits 1992 entdeckt, allerdings waren das planeten die einen pulsar umkreisen und werden daher meistens nicht als “echte” exoplaneten gezählt. 1995 wurde der erste planet um einen sonnenähnlichen stern entdeckt.

  3. #3 Florian Freistetter
    20. Oktober 2009

    @Simon: Ja, die Pulsarplaneten gibts natürlich auch noch. Wenn ich allerdings Artikel wie diesen hier schreibe, lass ich das meistens weg, weil das ja doch nur verwirrt (Was ist ein Pulsar? Was ist ein “sonnenähnlicher Stern”? Warum zählen die nicht? usw) und in diesem Zusammenhang auch nicht wirklich wichtig ist.

    @Schlappohr: Sicher kann es auch Sterne ohne Planeten geben. Das hängt z.B. davon ab, wieviel Material ursprünglich überhaupt zur Verfügung stand und ob nach der Sternentstehung überhaupt noch was übrig war für Planeten; ob es in der Umgebung viele andere Sterne gab, die durch dynamische Wechselwirkung die Scheibe oder Planeten “weggenommen” haben; oder ob sich vielleicht ein Doppel/Mehrfachstern gebildet hat, wo dann auch kein Platz mehr für Planeten ist – usw…

  4. #4 klauszwingenberger
    20. Oktober 2009

    Sterne ohne Planeten wird man in der Nähe sehr massereicher junger Sterne finden. In dem zentralen Sternentstehungsgebiet im Orionnebel kann man beobachten, wie die protoplanetaren Staubscheiben von der enormen Strahlung der heißen Nachbarsterne aufgelöst werden.

  5. #5 Gluecypher
    20. Oktober 2009

    @Florian

    Ja, die Pulsarplaneten gibts natürlich auch noch. Wenn ich allerdings Artikel wie diesen hier schreibe, lass ich das meistens weg, weil das ja doch nur verwirrt (Was ist ein Pulsar? Was ist ein “sonnenähnlicher Stern”? Warum zählen die nicht? usw) und in diesem Zusammenhang auch nicht wirklich wichtig ist.

    Wie sieht das denn mit den Ursprüngen der Planeten um Pulsare aus? Denn wenn ich mir so die Theorie anschaue, dann heisst es meistens, der Ursprung wäre eine metallreiche Supernova, die zu einer Protoplanetaren Scheibe führt. Aber wie ist es denn dann mit dem Strahlungsdruck der Supernova aus? Ich meine, nicht umsonst Formen sich doch aus solchen Events Planetare3 Nebel und dass sich aus diesen Protoplaneten bilden erscheint mir doch ein gewagte These, oder?

  6. #6 klauszwingenberger
    20. Oktober 2009

    Soweit ich das verstanden habe, entstehen die Pulsarplaneten vermutlich aus einem Teil des SN-Auswurfes, der nicht schnell genug wegkommt oder so weit abgebremst wird, dass er sich nicht weiter ausbreitet. Nach der SN-Detonation, wenn die Kernregion erst einmal zum Neutronenstern kollabiert ist, ist der Expansionsdruck ja auch weg. Es bleibt ein etwa 1,5 bis 3 Sonnenmassen schweres Objekt, um das sich eine Proplyd bilden kann.

    Übrigens hinterlassen Supernovae keine Planetarischen Nebel, sondern Supernovaremnants. Die hübschen Planetaries sind die stetig abgeblasenen Hüllen von Sternen geringerer Masse, deren Kernregionen sich zu weißen Zwergen entwickeln.

  7. #7 Daniel Fischer
    21. Oktober 2009

    “1995 […] wurde die Entdeckung des ersten extrasolaren Planeten bekannt gegeben” ist historisch gleich mehrfach inkorrekt: Derartige Bekanntgaben hat es im 20. Jahrhundert mehrfach gegeben, zunächst immer Irrtümer, wie sich nach einer Weile zeigte – aber die ersten Exoplaneten (von Hauptreihensternen), die sich später als echt herausstellten, wurden bereits im Sommer 1987 präsentiert, was damals auch ein großes Medienecho auslöste. Diese RV-Daten waren noch sehr verrauscht, aber in mindestens zwei Fällen waren die damals in Radialgeschwindigkeiten von Sternen nachgewiesenen Trends bzw. Perioden korrekt, wie man erkennt, wenn man die alten Papers mit neueren Messungen am selben Stern vergleicht.

    Dieser Sachverhalt (auf den ich vor einigen Jahren stieß und der in meiner interstellarum-Titelgeschichte zum CoRoT-Satelliten in Heft 52 S. 12–18 erwähnt wird) wird leider durch die Bank ignoriert, dabei kann man die Papers in jeder astronomischen Bibliothek im Regal finden. Oder sich heutzutage kostenlos von ADS auf den Rechner laden. Erfreulicherweise hat kürzlich eine kanadische Zeitung das ganze Drama im Detail aufgerollt. Von der unglaublichen Verachtung, die Exoplaneten-Jägern in den 1980-ern von den “richtigen” Astronomen entgegen gebracht wurde, hatte mir der im Artikel erwähnte Gordon Walker damals auch erzählt – heute unfassbar, wo z.B. bei der ESO weit mehr Beobachtungsanträge zu Exoplanetarem eingehen als zu Messungen an Sternen um dieser selbst willen …

  8. #8 Florian Freistetter
    21. Oktober 2009

    @Daniel Fischer: Du arbeitest auch gerne mit der Goldwaage, oder?

    Die ganze Dramatik der Exoplanetensuche ist mir bekannt.

    Man könnte auch Galileo als Entdecker von Neptun bezeichnen. Aber das würde die Leser eher vewirren – zumindest dann nicht, wenn ich nicht eine ausführliche Erklärung folgen lasse. Genauso ist es in diesem Fall.

  9. #9 Daniel Fischer
    21. Oktober 2009

    Galilei hat den Neptun zwar gesehen aber offenbar nicht als Planet erkannt (anderslautenden Behauptungen vor kurzem zum Trotz) und nie als Kandidat für einen solchen publiziert – die Kanadier hingegen haben mehrere Planetenkandidaten erkannt und publiziert. Und hatten als erste in diesem Forschungssektor mit sogar mehreren davon recht, wobei der Beweis erst ein Jahrzehnt später gelang: Wo bitte ist hier auch nur eine Parallele zu finden?

    Man könnte höchstens fragen, was eine astronomische Entdeckung ausmacht – und argumentieren, dass die Signatur des Planeten von 51 Peg in den Schweizer Daten von 1995 wesentlich klarer war als alle kanadischen Daten bis Ende der 1980-er Jahre. Aber auch das wäre schon wieder historisch falsch, wurde doch der Planet von 51 Peg bald heftig attackiert und erst nach mehreren Jahren endgültig als echt verbucht (als es schon diverse andere unkontroverse gab).

    Ich war selbst bei einer Podiumsdiskussion auf der Welt-Planetentagung 1997 in Cambridge, Mass., dabei, als ein Stellarphysiker die RV-Signatur dieses Sterns so überzeugend als rein intrinsisches Phänomen und ohne Planet erklären konnte, dass er sogar viele Planetenforscher überzeugte, seinen ‘Gegner’ auf der Bühne inklusive. Erst später stellten sich seine Analyse als subtil fehlerhaft und der “erste” Planet als echt heraus.

    Auch diese Episode gehört zu der spannenden Anfangsphase der modernen Exoplanetologie, die heute leider nur noch wenige kennen. Aber gerade skeptische Geister sollten sich damit auseinandersetzen, lernt man doch eine Menge über das Wesen der Forschung an sich …

  10. #10 Ludmila
    21. Oktober 2009

    @Daniel: Ja nu, es war damals eine außergewöhnliche Behauptung, der auch eine Reihe Fehlalarme vorausgegangen waren, das muss man auch sehen.

    Wie jede neue außergewöhnliche Behauptung musste sich diese wiederum beweisen und wurde auch schon mal als Falschsignal ad acta gelegt. So what? Das “Problem” hatten wir mit CoRoT-7b auch, dass wir mehrere Wochen dachten, dass wir uns einen Instrumenten-Effekt eingehandelt haben. Hier gilt eben wie überall auch Feynmans Devise “Be sure to not fool yourself”.

    Hin- und Her und Grübeln und Testen, das ist nun mal Teil unseres Geschäftes. Und wenn was dran ist, dann setzt es sich auch durch. Und Teleskop-Zeit ist nun mal teuer und da kann man auch nicht erwarten, dass die jetzt alles sofort fallen lassen und ihre bewährten Programme anhalten, weil da irgendjemand gemeint hat was Spannendes gesehen zu haben, sich selbst aber auch nicht sooo sicher ist.

    Hatte ich nicht letztens auch über die Sache mit den Methanwolken auf dem Mars geschrieben, wo man sich auch darüber streiten könnte, wer etwas entdeckt hat? Der Momma, der aber seine Ergebnisse in irgendeiner kleinen Sammlung rausgab oder das Nature Paper von Formisano? Ja klar, erzählt Momma, dass er total davon überzeugt war, dass er Methan entdeckt hatte. Und? Überzeugung ersetzt aber nun mal kein echtes Wissen. Und oft genug haben sich auch Überzeugungen als falsch erwiesen. Ist natürlich bitter für die Kanadier hier bei der Sache mit den Exoplaneten, aber es gehört zu einer solchen Entdeckung eben immer auch Glück dazu. Und eben eine gute Portion Hartnäckigkeit. Find ich jetzt nicht so schlimm. Was wäre denn die Alternative? Jedem Hirngespinst hinterherzurennen, wenn es nur spannend genug klingt?

    Im Übrigen reden alle Planetenforscher von der Entdeckung des ersten Exoplaneten um einen sonnenähnlichen Stern im Jahr 1995. In der Community hat sich das eben so eingebürgert. Und ich wette mit Dir 2015 werden sie 20 Jahre Exoplaneten feiern.

  11. #11 Gluecypher
    21. Oktober 2009

    @klauszwingenberger

    AAArrrrggggggg……..Sie haben recht (auf jeden Fall, was die Planetaren Nebel betrifft)
    Der Leimteufel beugt sein Haupt in Demut.

  12. #12 Daniel Fischer
    21. Oktober 2009

    @Ludmilla: “Im Übrigen reden alle Planetenforscher von der Entdeckung des ersten Exoplaneten um einen sonnenähnlichen Stern im Jahr 1995.” Gordon Walker ist immer noch in dem Forschungsfeld aktiv, und der tut es gewiss nicht … Dass die anderen die eigene Geschichte nicht kennen (und auch gar nicht so genau wissen wollen), ist leider ein weit verbreitetes Phänomen unter Astronomen, die in ihrer aktiven Zeit unisono die üblichen Fehler nachbeten (Galileo bewies den Heliozentrismus, Hubble entdeckte die Expansion des Kosmos, Wheeler erfand die ‘Schwarzen Löcher’ als Reaktion auf die Entdeckung der Pulsare etc.).

    Aber ich beobachte auch, dass gar mancher Astronomieprof in seinen späteren Jahren zum Amateurhistoriker wird – und herausfindet, dass so manches nicht stimmt (und gelegentlich auch drüber publiziert). Gerade bei der Historie der Exoplaneten vor 1995 ist es so einfach – man muss bloss ins Regal greifen, die kanadischen Papers aufschlagen und staunen. Den “antiplanetaren” Zeitgeist der 1980-er nachzuweisen und seine tieferen Gründe aufzuzeigen (war es wirklich nur die van-de-Kamp-Pleite?), ist aus der Aktenlage allerdings nur bedingt möglich: Das wäre eine Aufgabe für professionelle Historiker mit Zugriff auf private Korrespondenzen – die hoffentlich noch auf Papier und nicht nur ausgeleierten Festplatten residieren …

  13. #13 Ludmila
    22. Oktober 2009

    @Daniel: Na komm, es ist immer leicht im Rückblick zu sagen “Ja, hätten die bloß.” Und dass Walker sich selbst natürlich in den Vordergrund stellt, ist absolut logisch und verständlich.

    Aber weißt Du was? Ich hänge so in 2 Wochen wieder mit ein paar der führenden Exoplaneten-Leuten rum. Ich frag die einfach mal, was die von der Geschichte halten. Vielleicht krall ich mir mal den Didier Queloz oder noch besser den Artie Hatzes, der ja Amerikaner und so lange im RV-Businesses ist, dass der die Geschichte mit Walker zumindest am Rand mitgekriegt haben sollte. Mal sehen, was der so aus dem Nähkästchen plaudert. Ich möchte mein Urteil über Betonköpfe jedenfalls nicht fällen, ohne die Angeklagten zumindest mal angehört zu haben 😉

  14. #14 KleinerOnkel
    26. Oktober 2009

    bei so vielen planeten wird doch auch ein Planet X dabei sein…?

  15. #15 Thomas J
    26. Oktober 2009

    @kleiner Onkel

    es geht hier um extrasolare Planeten?

  16. #16 Kleiner Onkel
    26. Oktober 2009

    Ja? na, ich denke, vielleicht kommt mal einer dieser Planeten vorbei. Soll aber rechtzeitig Bescheid sagen, damit ich Kaffee und Kuchen bereit halten kann.

    Ich hab übrigens erfahren, daß auf dem Planeten X (der kommt nach W und vor Y) das seltene Element “Illudium Phosdex” vorkommt:

  17. #17 Thomas J
    26. Oktober 2009

    ach so… alles klar, danke für die Info 🙂

  18. #18 DiFraga
    3. November 2009

    @ Daniel Fischer (u. a.)
    Habe 1 Frage:
    Ist mit der Bekanntgabe des 1. Exoplaneten Gamma Cephei b gemeint? Der wurde von Walker 1987 als solcher vorgestellt. Aber R. U. Schneider stellt das in seinem Buch Die Planetenjäger so dar, dass Walker selbst das heute (d. h. 1998, als das Buch erschien) als Irrtum sieht.
    Und war die Genauigkeit von Walker wirklich schon so groß (habs nicht mehr im Kopf, aber ich glaube RV 15 km/s), dass Gamma Cephei b, der laut exoplanet.eu im Jahr 2003 entdeckt wurde und 1,6 Jupitermassen hat, schon von Walker hätte entdeckt werden können.