Nein, keine Angst – ich möchte keine metaphysische Abhandlung über die Natur der Zeit schreiben. Es geht um ganz konkrete Probleme mit Zeit und Datum.
Heute Nacht wurde ja wieder einmal die Uhr umgestellt – von der Sommerzeit eine Stunde zurück zur Winterzeit. Über die Zeitumstellung und die Zeitzonen habe ich ja schon anläßlich der Umstellung auf die Sommerzeit geschrieben.
Diesmal geht es um etwas anderes: Berechnungen mit Daten.
Wieviele Tage liegen zwischen dem 10. Januar 2009 und dem 20. Januar 2009? Ok, das kann wohl jeder leicht beantworten. Aber wie ist es mit dem 10. Januar 2009 und dem 27.Juli.2009? Oder dem 17. Februar 2000 und dem 16. Oktober 2008? Und spätestens wenn ich nach der Anzahl der Tage frage, die zwischen dem 9. August 457 v.u.Z. und dem 12. März 2011 vergangen ist, werden die meisten nicht in der Lage sein, diese Frage ohne längere Berechnungen bzw. längeres Überlegen zu beantworten.
Da muss man Schalttage berücksichtigen, variable Monatslängen; aufpassen, das man das nicht vorhandene Jahr 0 nicht mitzählt – usw.
Der gregorianische Kalender ist denkbar schlecht geeignet, um damit zu rechnen. Aber gerade in der Astronomie ist es oft wichtig, solche Rechnungen zu machen. Gerade wenn man zeitabhängige Phänomene analysiert – z.B. die Helligkeitsänderungen von Sternen oder Supernovae – kommt man nicht umhin, zu berechnen, wieviel Zeit zwischen zwei Zeitpunkten vergangen ist.
Und da die Rechnerei mit dem gregorianischen Kalender so umständlich ist, haben sich die Astronomen da etwas anderes ausgedacht.
Astronomische Uhr am Rathaus Heilbronn (Bild: Joachim Köhler, Creative Commons)
1583 hat der französische Gelehrte Joseph Justus Scaliger einen simplen Vorschlag gemacht. Es hat aber doch noch bis 1849 gedauert, bis der britische Astronom John Herschel diese Methode in die Astronomie übernahm.
Scaligers Idee war simpel: wir lassen die ganzen Monate und Jahre einfach weg und zählen nur die Tage. An einem bestimmten definierten Nullpunkt wird angefangen und dann einfach jeden Tag um 1 weitergezählt. Die Berechnung des zeitlichen Abstandes zweier Ereignisse vereinfacht sich dadurch auf eine simple Subtraktion.
Den Nullpunkt bestimmte Scaliger aus verschiedenen astronomischen Zyklen auf den 1. Januar 4713 v.u.Z. Seit diesem Tag wird einfach weitergezählt. Bis heute, bis zum 25. Oktober 2009 sind 2455130 Tage vergangen.
Diese Art der Datumsangabe nennt man Julianisches Datum (nicht zu verwechseln mit dem Julianischen Kalender!) und sie wird in der Astronomie sehr häufig eingesetzt.
Man kann damit aber nicht nur einen bestimmten Tag angeben, sondern natürlich jeden beliebigen Zeitpunkt. Die aktuelle Uhrzeit wird dabei einfach in Bruchteile eines Tages umgerechnet und beim Julianischen Datum hinter dem Komma angegeben – z.B. 2455130.8734.
Man darf dann aber nicht vergessen, dazu zu sagen, welche Zeitskala man benutzt (die internationale Astronomische Union empfiehlt die Terrestrische Dynamische Zeit. Ein neuer Tag beginnt beim Julianischen Datum ürbigens immer mittags. Denn wenn die Astronomen in der Nacht beobachten, können so immer alle Beobachtungen einer Nacht einem einzigen Tag zugeordnet werden.
Die Umrechnung zwischen Julianischem Datum und gregorianischem Kalender ist nicht allzu kompliziert und entsprechende Algorithmen findet man überall im Internet. Man kann aber auch gleich einen Konverter benutzten.
Ich hätte ja am liebsten eine Uhr, die mir sekundengenau das aktuelle Julianische Datum anzeigt. Aber so etwas habe ich bis jetzt noch nicht gefunden…
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