Wenn ich über außerirdisches Leben bzw. die Suche nach bewohnbaren extrasolaren Planeten spreche oder schreibe, dann kommen meistens ziemlich schnell kritische Kommentare, die den Wissenschaftlern vorwerfen, sie wären zu sehr beschränkt bei ihrer Suche. Denn die würden immer nur nach Leben suchen, so wie wir es von der Erde her kennen; Leben, das auf Kohlenstoff basiert. Dabei könnte es in den Weiten des Alls doch auch viel exotischere Möglichkeiten geben.
Prinzipiell ist das richtig. Aber man muss darauf achten, dass man bei diesem Thema wissenschaftlich bleibt und nicht in die Science-Fiction abrutscht. Alle Lebewesen, die wir derzeit kennen, leben auf der Erde. Diese Art von Leben ist die einzige, die wir im Moment verstehen. Wenn wir diese Art von Leben auf anderen Himmelskörpern suchen, dann wissen wir, was wir suchen müssen. Aber nach Lebewesen zu suchen, die vollkommen anders sind als unser irdisches Leben ist schwierig bis unmöglich – denn wie sollen wir erkennen, wenn wir fündig geworden sind?
Um auch nach exotischeren Lebensformen suchen zu können, müssen wir erstmal genau verstehen, wie diese aufgebaut sein könnten. Dazu wurde an der Universität Wien vor kurzem eine Forschungsplattform aufgebaut: “Exolife: Alternative Solvents as a Basis for Life Supporting Zones in (Exo-) Planetary Systems”
Im Moment suchen die Astronomen nach Planeten, auf denen die Temperaturen gerade richtig sind, so dass flüssiges Wasser an der Oberfläche existieren kann. Die Entstehung und der Aufbau des Lebens auf der Erde sind maßgeblich von den Eigenschaften des Wassers beeinflusst. Aber könnte es nicht auch andere Stoffe geben, die anderes Leben begünstigen? Planeten mit solchen Lebewesen müsste sich dann auch nicht in der klassischen “habitablen Zone” befinden, also in dem Bereich, in dem man mit flüssigem Wasser rechnen kann. Diese Planeten könnten auch viel näher am Stern oder viel weiter weg sein als dort, wo wir im Moment suchen…
Die klassische habitable Zone
Um diese Fragen zu beantworten braucht es natürlich einen interdisziplinären Ansatz. Darum finden sich im Exolife-Team auch Wissenschaftler aus verschiedenen Bereichen: Astrobiologie, Physik, Himmelsmechanik, Planetologie, …
Dabei sucht man nicht unbedingt nach Leben auf Silizium-Basis – auch wenn das eine populäre Vorstellung unter Science-Fiction-Fans ist. Das solche Lebewesen existieren ist relativ unwahrscheinlich; Silizium ist als Element viel zu wenig reaktionsfreudig um wirklich Chancen zu haben, im Laufe einer Evolution Leben hervorzubringen.
Man untersucht vielmehr andere Kohlenstoffverbindungen, abseits der auf unserem Planeten favorisierten Kohlenstoff-Sauerstoff-Kombinationen.
Es wird bei Exolife aber nicht nur geforscht sondern auch gelehrt. Und die entsprechenden Vorlesungen können per eLearning verfolgt werden. Im aktuellen Wintersemester gibt es Seminare zu Astrobiologie und Planetologie.
Ich bin jedenfalls schon gespannt, was bei diesem Projekt herauskommt. Und wenn ich das nächste Mal wieder an der Sternwarte in Wien bin, werde ich meine Kollegen mal ausführlich interviewen!
Kommentare (25)