Nach dem ich soviel über den angeblichen Weltuntergang 2012 geschrieben habe musste ich mir wohl oder übel auch Roland Emmerichs Katastrophenspektakel ansehen. Das habe ich gerade getan – und ich bin positiv überrascht.
Der Film
Wer den Film noch sehen will, der sollte jetzt zur nächsten Zwischenüberschrift springen. Ich verrate hier zwar nicht viel – aber ein bisschen schon 😉
Bei einem Film von Roland Emmerich weiß man ja mittlerweile, woran man ist. Dramatik, Action, Tragik und Special-Effects bis zum Abwinken. Genauso war auch “2012”. Aber trotzdem eigentlich ganz ok.
Die Rahmenhandlung hat Emmerich schnell beiseite geschafft. In den ersten 15 Minuten wurde im Schnellvorlauf die Zeit zwischen 2009 und 2012 abgehandelt: ein indischer Physiker entdeckt, dass die Sonne vermehrt Neutrinos aussendet die sich aber blöderweise irgendwie in eine neue Art von Elementarteilchen verwandelt haben und jetzt den Erdkern aufheizen. Deswegen wirds bald Vulkansausbrüche und Erdbeben noch und nöcher geben und irgendwann schmilzt die ganze Erdkruste und die Kontinentalplatten rutschen quasi wild über den Globus.
Wissenschaftlich macht das natürlich überhaupt keinen Sinn – aber was anderes hat ja vermutlich auch niemand erwartet 😉 Die Maya und ihr Kalender kommen übrigens nur in ein oder zwei Nebensätzen vor und spielen keine wirkliche Rolle.
Dann gehts aber (endlich?) los mit der Action. Der Held – ein Scheidungsvater – macht mit seinen Kindern einen Ausflug in den Yellowstone-Nationalpark wo blöderweise grade ein Supervulkan seinen Ausbruch vorbereitet. Dort erfährt man von einem Weltuntergangsfreak vom nahenden Ende und das die Regierung Schiffe für ein paar Auserwählte bereitgestellt hat. Zurück in Kalifornien flieht die ganze Patckworkfamilie – Vater, entfremdete Frau, Kinder und Stiefvater – mit dem Flugzeug nach Las Vegas und von dort weiter nach Tibet wo die Schiffe auf ihren Einsatz warten. Währenddessen geht spektakulär die Welt unter, Sehenswürdigkeiten werden dramatisch zerstört und der obligatorische kleine Hund wird gerettet. Nach langen Verwicklungen hat man es bis in die rettende Arche geschafft, unterwegs ging praktischerweise der Stiefvater hopps und die wahre Familie kann wieder zueinanderfinden und mit der Arche in einen optimistischen Sonnenuntergang segeln.
Der Film ist tatsächlich nicht schlecht. Natürlich nicht sonderlich anspruchsvoll – aber spannend! Teilweise ein kleines wenig zu kitschig – so wie man das halt aus Hollywood gewohnt ist und teilweise zu langatmig: immer gibt es noch eine Verwicklung, noch eine Komplikation… Ich habe ja schon fast damit gerechnet, dass auch noch einer weißer Hai auftaucht, nachdem die Leute im überfluteten Zoo der Arche festsitzen.
Aber alles in allem war es ein Film, den man sich durchaus ansehen kann.
“Welt der Wunder” macht Panik
Etwas weniger erfreulich war das kleine Heftchen von “Welt der Wunder”, das überall im Kino auslag. “Geht die Welt in 1000 Tagen unter?” wurde auf dem Titel gefragt und “Der Sternenfluch der Maya” wurde angekündigt:
Im Heft selbst findet man Panikmache vom feinsten. Die Geschichte mit dem Supervulkan wird nochmal erklärt und es wird ausführlich auf die Folgen eines Ausbruchs hingewiesen. Den Menschen in der Umgebung des Vulkans werde wegen der großen Hitze der Kopf explodieren, kann man dort erfahren. Der Esoteriker John Major Jenkins darf als “Maya-Forscher” genau erklären, warum die Maya den Weltuntergang vorhergesagt haben (was natürlich nicht stimmt). Die wissenschaftlichen Artikel des Astronomen Patryk Lykawka, der sich mit den Asteroiden im Kuipergürtel beschäftigt, werden als “Die geheimen Akten der NASA” bezeichnet – und natürlich hat Lykawkas Arbeit nichts mit 2012 oder dem Planet X der Esoteriker zu tun. Der ganze Unsinn über die nicht stattfindende galaktische Ausrichtung des Sonnensystems wird wiederholt und der Weltuntergangsprophet Marshall Masters darf wieder mal den Zeitpunkt verschieben, ab dem man Planet X endlich mit freiem Auge sehen kann: nun ist es erst 2010 so weit. Mit der Empfehlung von hysterischen Blogs wie “The Year 2012” oder “Survive 2012” endet das Heftchen.
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