Vor ein paar Wochen wurde in Österreich der größte Hörsaal der Universität Wien besetzt. Seitdem haben sich die Studentenproteste und Uni-Besetzungen in ganz Österreich und Deutschland verbreitet.
Ich will hier gar nicht die konkreten Themen der Proteste ansprechen. Dafür hat sich in den letzten Jahren einfach zu viel getan; meine eigene Studienzeit war noch ganz anders (obwohl das auch erst grade Mal 5 Jahre her ist) und ich überlasse die Kommentare dazu den Leute mehr Ahnung davon haben als ich.
Aber was ich ansprechen und kritisieren möchte ist die Form der Proteste.
Wenn Studenten etwas nicht passt, dann wird seit Jahrzehnten die gleiche Methode gewählt: es wird gestreikt, es wird demonstriert und es wird besetzt.
Ich habe im Laufe meines Studiums selbst jede Menge Demos und Streiks mitgemacht. Das hat alles viel Spaß gemacht und war spannend – aber so richtig gebracht haben die Proteste meistens nichts.
Das Problem bei Studentendemos ist, dass sie von Studenten durchgeführt werden. Wenn Studenten nicht mehr studieren sondern streiken, dann interessiert das niemanden. Ok, das ist ein wenig übertrieben – aber im Vergleich mit Müllmännern, Ärzten oder Eisenbahnern hat ein Studentenstreik so gut wie keine Auswirkungen auf die Allgemeinheit.
Die sieht sich dann eher in ihren Vorurteilen über den “faulen Studenten” bestätigt…
Gleiches gilt für Besetzungen. Das alles spielt sich weitesgehend innerhalb der Universität ab. Ob die Studenten nun studieren oder in einem besetzen Hörsaal sitzen und diskutieren ist für die Außenwelt relativ egal.
Studenten haben keine Lobby und das ist das eigentliche Problem. Wenn ein Protest mehr sein soll als nur eine abenteuerliche Unterbrechung des Studiums, dann muss man auch die Leute außerhalb der Universitäten erreichen!
Das klappt – meiner Meinung nach – bei den klassischen Protestformen nur bedingt. Natürlich, die Medien berichten darüber. Studenten, die auf die Barrikaden steigen sind immer eine Meldung wert. Aber andererseits ist das auch nichts neues. Studentische Demos und Proteste gibt es immer wieder.
Man muss den Menschen erklären, warum es wichtig ist, dass die Forderungen der Studenten erfüllt werden. Dazu muss man aber – davon bin zumindest ich überzeugt – nicht einfach “nur” protestieren, sondern den Menschen zeigen was ein Student überhaupt macht und warum es wichtig ist, dass sie ein vernünftiges Studium absolvieren können.
Warum braucht die Welt Historiker und Publizisten? Wozu sind Physikerinnen und Biologinnen gut? Wer braucht einen Kunsthistoriker und wer eine Amerikanistin? Wenn den Studenten ihr Studium nicht passt, dann sollen sie sich halt einen vernünftigen Job suchen!
Solche Aussagen sind natürlich Unsinn! Aber solange die Leute, die nichts mit der Universität zu tun haben (und das ist die Mehrheit!) nicht wissen, warum sie überhaupt dafür eintreten sollen, dass sich die Studienbedingungen ändern, dann werden sie sich auch nicht ändern.
Ich bin absolut kein Gegner der aktuellen Proteste! Auf deutschen und österreichischen Universitäten ist in den letzten Jahren enorm viel schief gelaufen und man hat das Gefühl das dort mittlerweile nur noch qualifizierte Facharbeiter für die Wirtschaft produziert werden sollen anstatt gebildetet Akademiker die für sich selbst denken können. Die Universität wird immer mehr zu einer reinen Erweiterung der Schule und das ist falsch. Das die Studenten nun überall dagegen protestieren ist eine dringend notwendige Sache und vielleicht ändert sich allein durch die Größenordnung diesmal wirklich etwas (erste positive Ergebnisse gibt es ja schon).
Aber ich bin der Meinung, dass man neben den klassischen Protestformen auch einmal etwas anderes probieren könnte. Die Studenten sollten nicht nur den Protest in die Öffentlichkeit tragen, sondern auch die Universität selbst! Haltet Vorträge an öffentlichen Orten! Macht Experimente an Bahnhöfen und baut Labors in Einkaufszentren auf! Erklärt den Menschen nicht nur, dass ihr unzufrieden mit dem Status Quo seid, sondern zeigt ihnen auch, was die Wissenschaft, die ihr lernen wollt, alles kann und warum es sich dabei nicht nur um abstrakte/abgehobene Forschung handelt sondern um etwas, das den Alltag von jedem beeinflusst!
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