Inzwischen ist das besetzte Audimax für mich als Erstsemester zu einer völlig normalen Institution geworden. Ich esse nicht im McDonalds, sondern nehme meinen Burger (+Pommes) mit ins Audimax über die Straße, schau dort zwischen 2 Vorlesungen vorbei oder wenn ein Redner auf dem Programm interessant erscheint. Viele Studenten harren dort nicht mehr aus und die wenigen werden oft von einer gleich großen Anzahl Obdachloser ergänzt, welche sich vor der Wärme ins Audimax flüchtet, aber noch ist die Besetzung aufrecht und ich hoffe sehr, dass dies noch einige Zeit so bleibt. Das Audimax in seiner besetzten Form ist für mich einfach eine Institution des Alltags geworden, welche ich nicht mehr missen will. Ich kann hingehen wann immer ich will, es ist ein genialer Treffpunkt für Lerngruppen etc. und hin und wieder ist auch die Volksküche für nen Snack ganz gut zu gebrauchen.

Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Einblick geben, wie ich die Anfänge und den Verlauf des Protestes selbst miterlebt habe.

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Kommentare (20)

  1. #1 Christian Reinboth
    7. Dezember 2009

    Schön mal was von den österreichischen Protesten zu hören – aber lese ich das Plakat im zweiten Foto richtig? Gegen welchen “rassistischen Normalzustand” an den Unis wird denn da demonstriert?

  2. #2 Georg Hoffmann
    7. Dezember 2009

    @Michael
    Irgendein Kommentar von deiner Seite zu Florians Kritik, dass das niemanden auch nur peripher interessiert, dass das Audimax besetzt ist?
    Und das solche Formen des Protests sehr gestrig erscheinen? Was uebrigens das Plakat mit dem “rassistischen Normalzustand” erklaert. Das wurde vielleicht einfach als Wandschmuck von einer Demo in den 90er mitgenommen.

  3. #3 Florian Freistetter
    7. Dezember 2009

    @Christian: Keine Ahnung was der Hintergrund des Plakats ist. Der Text ist zwar von Michael; die Bilder sind aber von mir. Ich hab einfach bei flickr ein paar Bilder rausgesucht…

  4. #4 Yvonne
    7. Dezember 2009

    Es ist interessant zu lesen, wie ein Erstsemster die Streiks sieht und wie anders sie in Österreich ablaufen. Von meiner eigenen Uni kenne ich es nicht, dass Besetzungn konsequent durchgehalten werden.
    Was sind denn jetzt genau die Probleme oder Forderungen gewesen? Sind die untergegangen?

  5. #5 Florian Freistetter
    7. Dezember 2009

    @Yvonne: Die Forderungen kann man hier nachlesen. Also zumindest die von der Uni Wien. Ob davon schon irgendwas erfolgreich vermittelt werden konnte, weiß ich allerdings noch nicht.

  6. #6 Christian Reinboth
    7. Dezember 2009

    Die Forderungen lesen sich auf jeden Fall ziemlich vernünftig – da habe ich von einigen deutschen Asten schon wesentlich schlimmeres und verwirrenderes gelesen.

  7. #7 Andylee
    7. Dezember 2009

    @ Georg Hoffmann:

    Ein Kommentar zu Florians Einstellung, dass Besetzungen (alleine) nicht zeitgemäß sind?

    Gerne! Sie sind es nämlich tatsächlich nur zum Teil.

    Am Anfang ist so eine Besetzung das perfekte Startsignal an alle Studenten: hier tut sich was! So eine Besetzung macht schnell die Runde, es gibt einen konkreten Treffpunkt und die Medien sind auch sofort zur Stelle.
    Leider wird dieser damit geschaffene “Raum” für Diskussionen, Organisation und Protest von vielen überbewertet (es herrscht ja kein Krieg, in dem jeder Zollbreit eroberten Landes verteidigt werden müsste!).

    Von daher hätte ich es sehr begrüßt, wenn die Studenten in Wien und Innsbruck, welche durchaus annehmbare (in Innsbruck meiner Meinung nach sogar sehr entgegenkommende) Angebote für das Auflösen der Besetzung von den Rektoren bekommen haben (wöchentlich würden Räume für Diskussionen zur Verfügung gestellt, es würde den Studenten eine Webpräsenz finanziert usw. )
    Es hat nämlich wirklich keinen Sinn, den Unibetrieb über den Protestzweck hinaus zu behindern. Dadurch spaltet man nur die Studentenschaft.

    Zu anderen Protestformen, welche näher an “die Bevölkerung” kommen:
    Ich finde auch, dass hier viel zu wenig gemacht wurde und wird. Ich habe mich an einer Anzahl von kreativen Aktionen beteiligt (a la Freie Sicht für Freie Bildung), welche meiner Meinung nach schon eher (mehr als die Besetzung an sich) dazu geeignet waren, die Aufmerksamkeit der Leute zu gewinnen.

    Florians Vorschlag von Diskussionen und Vorträgen/Experimenten in der Öffentlichkeit würde ich zwar ebenfalls befürworten, kann hier aber nichts machen (ich bin Erstsemester!).

  8. #8 Andylee
    7. Dezember 2009

    Ahja…

    zu den Plakaten: Dies sind eher harmlose Exemplare. Wie bei jeder Studentendemo wird diese in den ersten Tagen/Wochen immer von linken (linksradikalen) Gruppen gekapert, welche den Protest gegen die Studienbedingungen an einen allgemeinen Protest gegen “das Kapital”, “das System” oder “den Kapitalismus” zu binden versuchen.

    Ihnen auf dem Fuß oder sogar mit ihnen auf gleicher Höhe schießen immer FLT (Frauen/Lesben/Transgender)-Bewegungen wie Pilze aus dem Boden und fordern sozusagen die Unterwerfung aller Männer unter das Kommando der Frauenschaft.

    Was übrig bleibt, wenn diese beiden Gruppen ein bisschen in ihren extremsten Auswüchsen gestutzt werden ist eben Antirassismus (in Reinform), Kapitalismuskritik und Frauenquoten….

  9. #9 malefue
    7. Dezember 2009

    wie schön, dass verängstigte männchen immer noch panisch “unterwerfung” plärren, wenn es nur um gleichstellung geht…

  10. #10 Andylee
    7. Dezember 2009

    @malefue:

    Ich habe nichts gegen Gleichstellung, nein, ich bin sogar engagiert dabei, Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts zu bekämpfen.

    Aber was soll das, wenn jedes Argument zu egal welchem Thema mit dem Satz: Du bist ein Mann, du verstehst das nicht. abgeblockt wird? Wenn es OK ist, wenn Frauen 100% Redezeit haben, aber nicht ok ist, wenn Männer 51% haben?
    Ich unterstütze Feminismus durchaus und finde ihn völlig förderungswert, aber der Trugschluss, Sexismus gäbe es nur in eine Richtung, löste sich speziell im Zuge der Besetzungen wieder mal schnell auf.

  11. #11 straylight
    7. Dezember 2009

    Nicht das ich noch Student wäre, zumindest in Frankfurt ist die Diskussion um Anpassungen der Studienbedingungen aber ein wenig aus dem Ruder gelaufen. Leider muss ich sagen, denn die grundsätzliche Forderung das Universität mehr ist als Ausbildung für ein Berufsleben, sondern auch selbständig denkende kritische Bürger hervorbringen soll, Menschen, die an der Grenze unseres heutigen Verständnis sagen “lass uns doch mal einen Schritt weiterdenken” – und dann analysieren was es wohl mit den Erkenntnissen auf sich hat, finde ich mehr als nachvollziehbar. Ein Land so reich wie Deutschland mit nichts außer dem, was sich in den Köpfen der Menschen befindet, das muss es sich leisten vielen jungen Menschen gute Studienbedingungen zu bieten.

    Was ich allerdings völlig inakzeptabel finde ist, wenn ein Land so viel Kohle für einen schönen Campus raushaut – und dann ein paar wenige kommen, rumrandalieren und dann auch noch dreist behaupten sie sprächen für die Studierenden. Anstatt sich in einen Dialog mit der Uni-Leitung zu begeben, die ja Verständnis für die Forderungen nach besseren Studienbedingungen hat, werden Gespräche mit dem Präsidium verweigert und statt dessen völlig unrealistische Forderungen gestellt (Klar, der Präsident tritt zurück wenn von 500 Leuten unter einem Anarchistenbanner ein paar das fordern *facepalm* …).

    Vielleicht muss man erklären, dass der “neue” von insgesamt drei Campi der Uni in Frankfurt früher Sitz der IG-Farben war. Das Gelände der Uni zu geben war doch das Beste, was man überhaupt damit machen konnte. Jetzt erinnern Wandtafeln an die Geschichte, (hässliche ;o)) Gemälde von Künstern die von den Nazis verfolgt wurden schmücken die Wände. Klar, man könnte noch mehr machen – aber anstatt was zu organisieren gibt es irgendwelche anarchistischen Parolen und Forderungen die gesamte Gesellschaftsordnung über den Haufen zu werfen.

    Und zu guter Letzt: Wenn die Müllmänner streiken, dann merkt das jeder. Wenn ein paar Studierende nicht in die Vorlesungen gehen merkt das niemand. Besetzt lieber den Weihnachtsmarkt, da gibts dann wenigstens noch Glühwein.

  12. #12 Webbaer
    7. Dezember 2009

    Wirklich angemessene Studiengebühren würden nicht nur beidseitig leistungsfördernd, sondern auch sehr beruhigend wirken.
    MFG, WB

  13. #13 Andylee
    7. Dezember 2009

    @straylight:

    Über Frankfurt kann ich nichts sagen, aber dem allgemeinen Teil stimme ich völlig zu.

    @Webbaer:

    Ich kann nur von der Uni Wien sprechen: Die Studiengebühren bewirkten, dass in der Halle 2 Lampen mehr brannten. mehr änderte sich auf Uni-Seite nicht. Ob das die Studienqualität entscheidend beeinflusste konnte ich nicht herausfinden, weil ich die Uni nie durch die Haupthalle betrete/verlasse und mir demnach kein nachteil aus nicht brennenden Lampen entsteht.

  14. #14 Georg Hoffmann
    8. Dezember 2009

    @andylee
    “zu den Plakaten: Dies sind eher harmlose Exemplare. Wie bei jeder Studentendemo wird diese in den ersten Tagen/Wochen immer von linken (linksradikalen) Gruppen gekapert, welche den Protest gegen die Studienbedingungen an einen allgemeinen Protest gegen “das Kapital”, “das System” oder “den Kapitalismus” zu binden versuchen.

    Ihnen auf dem Fuß oder sogar mit ihnen auf gleicher Höhe schießen immer FLT (Frauen/Lesben/Transgender)-Bewegungen wie Pilze aus dem Boden und fordern sozusagen die Unterwerfung aller Männer unter das Kommando der Frauenschaft.”

    Super. Wenn ich das lese, merke ich mein Alter ploetzlich bleischwer. Da koennte ich echt nicht mehr mit machen. Meine Herren.

  15. #15 Florian Freistetter
    8. Dezember 2009

    Übrigens: um Verwirrung zu vermeiden – “Andylee” ist der Gastautor Michael. Aber das haben wohl eh schon alle mitbekommen?

  16. #16 Andylee
    8. Dezember 2009

    Ah! sorry! ja, ich bin der Michael Pürmayr!

  17. #17 Webbaer
    8. Dezember 2009

    @andylee:
    Ah ja, netter Bericht!
    Ansonsten: Der Webbaer meinte natürlich “richtige” kostendeckende Studiengebühren.
    MFG, WB

  18. #18 straylight
    9. Dezember 2009

    @Georg Hoffmann:

    Die FLT-Vertreter habe ich beim letzten Aufeinandertreffen ja gefragt wie denn der Konflikt zu lösen sei, wenn ich mich davon unterdrückt fühle, wenn ich jedes Mal “Vertreter und Vertreterinnen” sagen muss… Schließlich soll sich doch jeder frei entfalten können. Wie zu erwarten endete die Toleranz, sobald jemand eine abweichende Meinung vertrat.

    Oder wie es mein Ausbilder am Gericht formulierte “Referendare, zu verstehen nicht als sozialtypisches Phänomen sondern als geschlechtsneutrale Sammelbezeichnung”.

  19. #19 Ronny
    9. Dezember 2009

    Uni, schon lange her, derzeit zähle ich zu den Nettozahlern 🙂

    @Christian
    Du musst das so sehen, als erstes sehen die ‘sich unterdrückt fühlenden’ Gruppen eine Möglichkeit ihre Message zu transportieren.

    Die Linken kommen immer, denn wie sagt schon ein Sprichwort: Wer mit 20 kein Kommunist ist hat kein Herz und wer mit 30 noch immer Kommunist ist hat kein Hirn (sorry, ist natürlich böswillige Unterstellung).

    Dann kommen die Antirassisten, denn da kann man sich in Österreich so richtig als Gutmensch outen und mit der Nazikeule auf die Andersdenkenden hinprügeln um die Andersaussehenden zu beschützen. Seltsame Logik.

    Die Rechten bleiben lieber zu Hause, gut so, braucht eh keiner.

    Dann die Quotenforderer. Slogan: Bekämpfen wir Diskriminierung mit Diskriminierung. Super.
    Bestes Beispiel: Die InnenInnen. Anstatt den Plural geschlechtlos zu gestalten, erfogt eine dreifache Diskriminierung. Weiblicher Artikel, weibliche Endung und diese groß geschrieben.

    Wie klein muss das Selbstwertgefühl sein sich nicht angesprochen zu fühlen wenn jemand sagt: sehr geehrte Studenten. Will man wirklich eine Gleichbehandlung, dann sollten doch die Unterschiede NICHT gezeigt werden und wenn ich diese brauche, dann sage ich es dazu: an alle weiblichen Studenten.

    Die wirklichen Anliegen bleiben dann in diesem ganzen Stimmwirrwar leider oft ungehört und die anfängliche Aufbruchsstimmung etwas verändern zu können bricht zusammen.

    Als Nettozahler würde ich Studiengebühren begrüßen, da es die Möchtegernstudenten fernhält. Soziale Härtefälle könnte man mit entsprecheden Stipendien abfangen. Alles was nichts kostet wird leider oft als wertlos und Selbstbedienungsladen gesehen.

    Zum Schluss noch ein bißchen Selbstreflexion: Mann, bin ich wirklich schon so alt 🙂

  20. #20 MangobauM
    9. Dezember 2009

    @Ronny
    das mit den Stipendien is halt immer so eine Sache, klar soll man die engagierten unterstützen und fördern aber was is mit denen die daneben keine Zeit haben? Soll nicht jeder einfach die Chance haben zu studieren, ohne dabei groß benachteiligt zu sein?

    Und Tatsachen wie das nichtvorhandensein des MasterBafögs forciert nun mal den Verdacht eine 2-Klassengesellschat gründen zu wollen…
    zumindest bei mir.

    Ein Student =)