Dieses Problem kann gelöst werden, wenn ein weiterer Lektor angestellt werden würde. Der Sprachkurs könnte geteilt werden und der Inhalt könnte besser gelehrt werden. Hört sich soweit nach einer einfachen Lösung an. Ist es jedoch nicht, da die Geldgeber der Universität aufgrund der Größe des Faches keinen weiteren Lektor vorsehen.
Dieses Problem wird nun dadurch umgangen, dass die Professoren des Faches den Sprachkurs geteilt und einen Lehrbeauftragten angestellt haben. Lehrbeauftragte sind keine ausgebildeten Lehrer und lediglich Leute, die (speziell für die Japanologie:einen japanischen Pass haben und) gewillt sind kurz auszuhelfen. Außerdem erhalten sie sehr wenig Geld für sehr viel Arbeit. Ihnen wird nur das Geld für die Dauer des Unterrichtes gewährt. Vorbereitung, Nachbereitung, Korrekturen und so weiter sind unentgeltlich. Keiner würde dies langfristig tun. Um weiteren Qualitätsverlust auszugleichen werden Tutorien von älteren Semestern, die bereits in Japan studiert haben, gegeben, Sie helfen den Erstsemestern die Grundlagen zu verstehen.
Soweit ist die Theorie der Sprache abgedeckt. Aufgrund der noch immer großen Kurse bleibt jedoch das Sprechen selbst auf der Strecke. Die Tutorien werden von Deutschen gehalten und können das nicht wirklich auffangen. Die Qualität des Studiums geht verloren.
Nun versuchen wir Studenten selber, das Problem in die Hand zu nehmen und treten an die hohen Ämter der Universität heran, um sie zu überzeugen, das kleine Orchideenfach Japanologie finanziell zu stärken.
Was bringt der Streik?
Halle sieht den Streik zum Teil anders als ganz Deutschland. Natürlich wird in Halle auch gestreikt – aber nur von einer Minderheit über deren Beweggründe ich mir nicht ganz sicher bin.
Meines Erachtens, und der des Großteil meiner Kommilitonen, ist ein Streik der verkehrte Weg irgendetwas zu erreichen. Eventuell als allerletzten Weg, aber nicht früher. Ich habe schon in der Schule gelernt, das ein Streik der Firma schadet. Aber wem wird denn an der Uni geschadet? Den Professoren? Eher nicht. Der Universität? Auch unwahrscheinlich, Hauptsache die Quoten stimmen.
Bild: Yvonne Richter
Wir schaden uns doch selber. Denn obwohl gestreikt wird, müssen wir am Ende Klausuren oder Hausarbeiten schreiben. In den meisten Fächern im Bachelor-Studium ist Anwesenheitspflicht. Wer häufiger als zweimal fehlt ist raus und darf den Kurs ein andern mal nachholen. Gut, wessen Eltern Geld haben kann das machen. Aber wer vom Bafög abhängig ist, kann diesen Weg auch nicht nehmen.
Was wird bestreikt? In Halle weiß ich es nicht ganz genau, das sind alles so schwammige Aussagen, wie „Wie müssen soviel tun“, „Verschulung” und so weiter. Ja, natürlich müssen wir viel tun, das hier ist keine Schule mehr. Wir wollen doch was lernen, und das möglichst schnell, damit wir schnell arbeiten können. Wer ernsthaft studiert hat eigentlich kein Problem damit?
Verschulung? Es ist für viele hart überall anwesend zu sein und gleichzeitig alles vorgesehenen Kurse zu belegen, wo doch jedes Fach seinen Stundenplan selber aufstellt. Aber da lassen die Professoren auch sehr gut mit sich reden. Ich persönlich halte die Anwesenheitspflicht für wichtig und notwendig: gerade in einer Sprache kann man nicht die Hälfte der Zeit fehlen. Keiner kann eine Sprache aus einem Buch lernen. Aber auch in den restlichen Fächern halte ich es für äußerst sinnvoll. Das bereitet auch für das Berufsleben vor. Dort muss man auch anwesend sein. Natürlich müssen wir lernen uns zu organisieren, aber trotzdem wird im späteren Leben höchstwahrscheinlich Rahmen vorhanden sein, an dem wir uns halten müssen.
Ich will nicht sagen, dass ich das Bachelorsystem für das beste System halte. Deutschland ist aber auch äußerst ungeschickt dabei, es zu verwirklichen. Es ist nicht durchdacht, viele Fakultäten wissen nicht was sie wie zu erfüllen haben, die Studenten kommen dadurch auch nicht mit der Regelstudienzeit klar, müssen es jedoch, weil sie sonst keine Gelder mehr bekommen.
Dazu kommt, dass die Universitätsstrukturen nicht dafür ausgerichtet sind und es an allen Ecken und Kanten an Materialien, Dozenten und vor allem Geldern fehlt. Aber selbst dafür kann die Universität wenig, sie sind selber von den Geldern des Landes und Staates abhängig. Sofort kann man nichts daran ändern.
In der Japanologie schlagen wir uns mit überlaufenden Sprachkursen herum und versuchen die entsprechenden Personen zu beeinflussen. Das ist ein mühsamer aber offener Weg. Leider sind Einzelpersonen die Hände gebunden. Niemand kann aus reiner Sympathie jemanden etwas zusprechen.
Wir sind an den Rektor und dem Prorekor herangetreten – in einem netten Gespräch bei Kaffee – und haben bewirkt, dass eine Kapazitätenprüfung gemacht wird. Dazu werden Richtlinien mit den Daten der momentanen Situation verglichen. Natürlich weichen diese zum Teil stark von der Realität ab, sodass wir darum kämpfen werden, dass die Rektoren auch bitte persönlich am Unterricht teilnehmen.
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