Dean Burnett Burnett, ein britischer Neurowissenschaftler und Blogger hat in seinem Blog Science Digestive einen absolut lesenswerte Eintrag veröffentlicht.

In “Dear Media, from Science” schreibt die Wissenschaft den Medien einen Brief…

Und das wird auch Zeit – denn zwischen den beiden liegt einiges im Argen. Burnett bringt es in seinem Artikel auf den Punkt. Aber lest es am besten selbst!

Zur Einstimmung noch ein paar Zitate:

“Firstly, would it kill you to be a bit more specific when you tell people what I’m up to? The number of news stories I’ve read which end with “…say scientists” just drives me to distraction. And I can’t afford to be distracted, a lot of my work is quite delicate., some of it involves brains!
Do you realise how vague a term ‘Scientists’ is? It’s like ‘cars’, there are hundreds of different types. It might be accurate, but it’s not specific. You’d never say “‘Kill all homosexuals’, say religious people”

“Oh, by the way, this whole ‘balanced argument’ thing you’ve got going on. I see your point, but make your mind up! Either you present 2 sides to every argument or none, why is it just when it’s a controversy involving me! (…)
When a murder is reported, do you get statements from the people who thought that the victim had it coming? Why not? If balanced arguments are so vital, why are some stories exempt? Come on mate, a bit of fairness is all I’m asking for.”

“Anyway, hope you take all this on board. Have you seen Politics lately? I’m afraid I haven’t spoken to him since he cut my Nutt off. Git. And how’s Big Business? Don’t protest, we all know you’ve been sleeping together for years now. It’s embarrassing, watching you make excuses then scampering away behind the Bushes (Presidents and foliage) together, just admit it will you?”

Übrigens – wer mehr – speziell über die britischen – Medien und ihren Umgang mit der Wissenschaft wissen will, der findet in Ben Goldacres Buch “Die Wissenschaftslüge” jede Menge Material.

Nachtrag: Dean Burnett hat gleich einen zweite Brief nachgeschoben. Diesmal schreibt Wissenschaft der Homöopathie einen Brief:

“Dear Homeopathy
Hello. Science here. Thought I’d better introduce myself, seeing as how we’ve never met. I know you like to give people the impression that you work closely with me, and that I’m somewhat envious of you so try to suppress you, but seeing as we both know the truth, I have to ask; Who are you and what do you want?”

So wie der erste Brief ist auch dieser lesenswert und lustig – und ein bisschen böser als der erste:

I know this letter may seem overly confrontational and aggressive, but whenever one of my guys questions one of your guys, that’s how you behave, so I assume it’s some sort of cultural thing that I have to do to be polite? Like farting after a meal; just because it seems distasteful to me, doesn’t mean other people don’t appreciate it. I can respect that.
But please, make up your mind. Either you hate me, or you are a valid member of my group. Have you considered the possibility you have multiple personality disorder, or some sort of schizophrenia? If you do, I have some pills for that. Do you? If so you might want to take them. Although you may have been taking them for months for all the difference it would make.

Kommentare (7)

  1. #1 JV
    23. Januar 2010

    Meine Lieblingsstelle:

    But please, make up your mind. Either you hate me, or you are a valid member of my group. Have you considered the possibility you have multiple personality disorder, or some sort of schizophrenia? If you do, I have some pills for that. Do you?

    Der Abschnitt geht noch weiter, aber die Stelle ist so schön böse. :-))

  2. #2 Ulrich
    24. Januar 2010

    Ich hab den Brief an die Homöopathie mal übersetzt (an einigen Stellen habe ich der Satzfolge wegen Beistriche durch Punkte ersetzt und einige stilistische Freiheiten genutzt. Wenns okay ist, poste ich ihn hier. Wenn nicht, darf der Mod es gerne ändern:

    Brief an die Homöopathie:

    Liebe Homöopathie!
    Hallo. Wissenschaft hier. Ich dachte, dass ich mich besser vorstelle, als hätten wir uns noch nie getroffen. Ich weiß, dass du es liebst den Leuten den Eindruck zu vermitteln, dass du eng mit mir zusammenarbeitest und dass ich dich irgendwie beneide, so dass ich versuche dich zu unterdrücken. Aber da wir beide die Wahrheit kennen muss ich fragen: Wer bist du und was willst du?
    Sicherlich können wir uns erwachsen darüber unterhalten? Ich weiß, dass wir unsere Verschiedenheiten haben. Ich bin die antropomorphe (menschliche) Verkörperung des Konzepts der Wissenschaft, ein Jahrtausende altes Gebiet der Forschung und Lehren, basiert auf die Errichtung von Beweisen und rationalen Theorien, lebenswichtig für das Funktionieren und Fortschreiten der Gesellschaft, und du bist… naja du.
    Was bist du eigentlich genau? Ich frage, weil ich wirklich verwirrt bin. Es scheint, dass du die Leute glauben lassen willst, dass du ein wesentlicher Teil von mir bist, während du gleichzeitig den Leuten erzählst, dass was ich tue sei falsch. Scheint widersprüchlich zu sein, nicht wahr?
    Hast du jemals einen professionellen Skydiver getroffen, der nicht an die Schwerkraft glaubt? Natürlich hast du das nicht, weil es einfach lächerlich wäre. Bin ich zu subtil? Übersieh nicht die Tatsache, dass der Skydiver, den ich gerade erfunden habe, ohne Zweifel in einem Kübel vergraben worden wäre. Das ist etwas vor dem du dich vorsehen musst, wenn du so weitermachst wie bisher.
    Ich habe bemerkt, dass du redest und handelst, als wärest du Teil meines Teams. Das ist im Speziellen interessant, wenn man in betracht zieht, dass die Dinge, die du sagst, völlig beknackt sind. Du hast keine tatsächliche Wissenschaft selbst betrieben, so woher bekommst du all die großen Worte? Unabhängig davon, habe ich bemerkt, dass jemand meinen Müll durchsucht hat. Es fehlt nichts, nur ein paar alte Papiere. Ich sage nicht, dass du sie genommen hast. Ich glaube das wirklich nicht. Um die Wahrheit zu sagen: Ich glaube nicht einmal, dass du lesen kannst.
    Reden wir mal über Wasser. Das Zeug, von dem du behauptest es besser zu verstehen, als die meisten (alle!!) meiner Leute. Du weißt schon… das Zeug, das 2/3 des Planeten bedeckt. Das gleiche Zeug, das in mehr Zuständen existiert, als du die vorstellen kannst (abhängig von den Umgebungsbedingungen, lies es nach). Das Zeug, von dem alles Leben abhängig ist. Das Zeug, das tatsächlich in festem Zustand leichter ist (bei gleichem Volumen) als in flüssigem und somit der Biosphäre der Erde erlaubt zu existieren. Das Zeug, das eigentlich einen viel niedrigeren Siedepunkt haben sollte, als es eigentlich hat – chemisch gesprochen. Du hast recht. Das ist nicht interessant genug.
    So. Wasser hat ein Erinnerungsvermögen. Weißt du wie lange Wasser schon auf dem Planeten existiert? Ich sags dir: Mindestens 4 Milliarden Jahre. Wahrscheinlich viel länger, wenn es in der Staubwolke entstanden ist, aus der sich die Planeten gebildet haben (wenn das, was ich sage, zu hoch für dich ist, könnte es mich nicht weniger interessieren. Grob, ich weiß. Welche Art von Bastard bombardiert absichtlich jemanden mit großen Worten und Konzepten, die man nicht versteht? Erschreckendes Verhalten, nicht wahr?). Der Punkt ist, dass 4 Milliarden Jahre eine lange Zeit ist, genug Zeit um Hunderttausende Harnröhren passiert zu haben – vom Quastenflosser über Dinosaurier über Säugetiere bis Jack Black. Warum würde sich Wasser daran erinnern wollen!?! Geheiligte Vergesslichkeit ist seine einzige Hoffnung ihr grausamen Sadisten.
    Nur um es klar zu sagen. Nicht jeder, der mit euch nicht einer Meinung ist, ist im Verbund mit der Pharmaindustrie. Ich gebe zu, dass die pharmazeutischen Firmen nicht gerade meine beste Stunde ist. Aber zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass es die Idee von Geschäft war. Ich bin eine Weile mit ihm herumgehangen in den Achtzigern und du weißt wie er damals drauf war. Ich hatte Glück da raus zu kommen und noch alle meine Füllungen zu haben. Ich gebe zu, dass ich noch immer mit ihm zusammen bei der Pharmaindustrie arbeite. Ich könnte natürlich alle Verbindungen zu ihm lösen, aber dann gäbe es keine Medizin mehr und Menschen würden sterben. Stell dir das vor… ein Multimilliarden-Euro-Unternehmen, das kranken Menschen Medizin verkauft, die tatsächlich funktioniert!! Ich könnte nicht mit mir leben. Wie hoch ist eigentlich der Marktwert deiner Vertreiber, nur so aus Interesse?
    Ich weiß, dass dieser Brief übermäßig aggressiv und angreifend wirken muss, aber wann immer einer meiner Leute einen deiner Leute in Frage stellt, benimmst du dich so. Daher nehme ich an, dass es eine Art von kulturellem Ding ist, das ich befolgen muss um höflich zu sein in deinen Augen. Es ist wie furzen nach einer Mahlzeit: Nur weil es unappetitlich für mich ist, heißt es nicht, dass andere es nicht schätzen würden. Ich kann das respektieren.
    Aber bitte entscheide dich. Entweder hasst du mich, oder du bist ein wertvolles Mitglied meiner Gruppe. Hast du dir überlegt, ob du vielleicht an einer multiplen Persönlichkeitsstörung leidest oder einer Art Schizophränie? Wenn ja, ich hab dafür Pillen. Hast du? Wenn ja, solltest du sie vielleicht nehmen. Obwohl du sie wahrscheinlich bereits seit Monaten nimmst, was für einen Unterschied es auch machen würde.
    Hast du jemals das Eminem Musikvideo für seinen Song „Stan“ gesehen? Es geht dabei um einen besessenen Fan von ihm, der versucht alles nachzumachen, was Eminem tut, sein Aussehen kopieren und dann verrückt wird, weil er nicht bei ihm sein kann und nicht die Anerkennung bekommt, von der er denkt, dass er sie ohne ersichtlichen Grund verdienen sollte. Es endet damit, dass er seine Freundin und sein ungeborenes Kind tötet. Und sich selbst.
    Das bist du. Es ist ein idealer Vergleich. Ich bin Eminem (sehr berühmt, aber nicht besonders gemocht oder verstanden von jemandem und sage ziemlich grobe Sachen die meiste Zeit). Du möchtest meinen Respekt und meine Glaubhaftigkeit ohne ersichtlichen Grund, und wenn du die Dinge selbst in die Hand nimmst, werden Leute verletzt. Oder getötet. Ich sage nicht, dass Leute mit Sicherheit getötet werden, denn das wäre verläumderisch und deine Leute sind ziemlich schnell mit Verklagen. Das kann ich verstehen, denn es ist einfacher als deine wilden Behauptungen zu beweisen.
    Um das alles nun zusammenzufassen: Beende diesen Mist!! Du möchtest nichtexistierende wasserbasierte Heilmittel an Leute verkaufen, welche nicht mit Denken belästigt werden wollen? Sei mein Gast. Aber mach weiter mit deinen Behauptungen, dass ich dich Unterdrücken möchte und ich muss etwas unternehmen. Im speziellen werde ich die Leute vor eine Entscheidung stellen: Sie können entweder Behandlung von dir oder von mir annehmen, aber nicht beides. Denkst du, dass du die Langstrecke erdulden kannst? Ich geb dir sechs Tage, maximal.
    Wie dem auch sei. Meiner Mutter (Philosophie) sagte mir immer mit etwas Positivem aufzuhören. Somit muss ich dir sagen, dass ich deine Beständigkeit mit deinem Denken bewundere. Du behauptest, dass je verdünnter eine Flüssigkeit ist, desto wirksamer ist sie. Wenn die Leute, die für mich arbeiten, die überwältigende Beweislast gegen diesen Glauben ins Spiel bringen, führst du immer die Einzelerlebnisse an, wo es einen vagen, mehrdeutigen Hinweis auf einen Beweis gibt, der dich unterstützt. Das ist nicht Ignoranz, das ist Beständigkeit. Natürlich. Je verdünnter der Beweis ist, desto wirksamer ist er. Nach deiner eigenen Logik funktionierst du. Also gut gemacht, was das angeht.

    Liebe und Küsse

    Wissenschaft

  3. #3 Florian Freistetter
    24. Januar 2010

    @Ulrich: Schöne Übersetzung! Schick sie doch an Dean Burnett – vielleicht stellt er sie auf seinem Blog ein; wäre schade, wenn deine Arbeit hier im Kommentarteil versauern müsste… 😉

  4. #4 Ulrich
    24. Januar 2010

    Ich habs schon via Rundmail versandt mit Link zu Burnett *g*

  5. #5 Dean Burnett
    24. Januar 2010

    Cheers guys, will put this up right away. More letters from Science to follow.

    (assuming google translator works…)

    Beifallsrufe Kerle, wird das sofort aufstellen. Mehr Briefe von der Wissenschaft, um zu folgen.

  6. #6 Florian Freistetter
    24. Januar 2010

    “Beifallsrufe Kerle” 😉 Thats cool… I love google translations. They are funny and totally incorrect 😉

    I am looking forward to read the new letters from Science. They are brilliant – why aren’t they published in a newspaper or some thing like that? (Ok, maybe the letter to Media answers that question 😉 ).

  7. #7 Ulrich
    25. Januar 2010

    Okay. Nachdem meine – nicht ganz fehlerfreie (wie im Nachhinein festgestellt, gabs hier und da einige Rhetorikungereimtheiten – bitte übersehen :)) – Übersetzung Sinn macht, werde ich mich mal an die Medienübersetzung heranarbeiten.