Über Astrologie wird hier ja oft diskutiert. Wenn man sich so oft und ausführlich damit beschäftigt wie ich, dann hat man manchmal das Gefühl, es würde sowieso schon kaum jemand mehr nicht an diesen Unsinn glauben. Aber Gefühle sind keine Fakten und Zahlen sind hier hilfreicher.
Auch ein Astronom aus Österreich wollte es nun genau wissen – und deswegen hat Robert Seeberger ein Meinungsforschungsinstitut beauftragt um die Stimmung in zumindest einem Bundesland Österreichs einzufangen.
Bei der Befragung von 354 Personen aus Vorarlberg ergab sich folgendes Ergebnis:
- 28 Prozent der Menschen glauben an einen starken Einfluss der Himmelskörper auf den Menschen.
- 67 Prozent sehen keinen Grund, an irgendwelche Auswirkungen der Planeten zu glauben
- Frauen glauben vermehrt an die Astrologie als Männer und je gebildeter jemand ist, desto geringer ist der Glaube an die Astrologie (hier würden mich die genauen Zahlen interessieren aber der ORF hat sie nicht veröffentlicht und sonst habe ich die Ergebnisse der Studie noch nirgends gefunden).
- Horoskope in Zeitungen und Fernsehen sind nur für 16 Prozent der Leute interessant; 69 Prozent sind sie egal.
- Und erschreckende 15 Prozent verwechselten Astrologie gar mit der Astronomie; nur 57 Prozent wussten, womit sich Astronomie beschäftigt.
Seeberger wollte aber auch wissen, wie die Vorarlberger zur Mondlandung stehen. Das die gefälscht worden ist, glauben doch sowieso nur die dummen Amerikaner, oder? Leider nein. Auf die Frage “Waren nach Ihrer Einschätzung vor 40 Jahren tatsächlich Menschen auf dem Mond?” antworteten zwanzig Prozent der Menschen mit “Nein”; 14 Prozent wollten sich nicht festlegen.
Auch diese Aussage aus dem ORF-Artikel stimmt pessimistisch (und genau Zahlen würden mich hier sehr interessieren):
Besonders misstrauisch bezüglich einer bemannten Mondlandung sind laut Studie nicht nur jüngere Menschen, sondern auch Absolventen höherer Schulen und Oberschichtsangehörige.
Es ist wirklich schade (und schlimm) dass gerade die Jungen sich von den wirren Thesen der Mondlandungsleugner beeindrucken lassen. Interessant wäre es, wenn man die genauen Gründe dafür kennen würde. Liegt es daran, dass sich junge Menschen vermehrt im Internet rumtreiben und dort in Kontakt mit den Pseudowissenschaften kommen? Und fallen die “Oberschichtsangehörigen” vermehrt auf den Antiamerikanismus herein, der den meisten Verschwörungstheorien um die Mondlandung innewohnt? Die Studie scheint das nahezulegen:
Laut Seeberger ist offenbar die Ansicht weit verbreitet, die Mondlandung sei in Hollywood-Studios gefilmt worden. “Die meisten der Jüngeren waren 1969 noch nicht auf der Welt und wissen, was sich heute mit der Technik alles machen lässt”, begründete Seeberger die Haltung. Die Befragten hielten zudem die US-Politik nach diversen Folterskandalen und Kriegen für unglaubwürdig, was der Skepsis Vorschub leiste. “Nach dem Motto: Den Amerikanern ist alles zuzutrauen”, wie es in der Studie heißt.
28 Prozent der Leute in Vorarlberg meinen also, die Planeten würden unser Schicksal beeinflussen. Und 20 Prozent glauben an die absurden Thesen der Mondlandungsleugner. Ok – Vorarlberg ist nur ein kleines Bundesland von Österreich und vermutlich nicht mal ein repräsentatives – aber erschreckend sind diese Zahlen schon irgendwie!
Auch mit dem astronomischen Wissen scheint es nicht weit her zu sein. 52 Prozent – die Mehrheit!! – dachten, die Sonne wäre kein Stern. Und das die Erde im Winter der Sonne am nächsten steht, wussten nur 15 Prozent (ok – das ist jetzt aber auch nicht unbedingt Grundlagenwissen).
49 Prozent (immerhin 49 Prozent? Oder nur 49 Prozent?) finden Astronomie interessant und 27 Prozent würden sich eine öffentliche Sternwarte wünschen; 16 Prozent ein Planetarium und 40 Prozent würden so eine Einrichtung mindestens einmal im Jahr besuchen.
Interessante Zahlen. Aber ich tue mir schwer, sie zu interpretieren. Soll man froh sein, dass es nur ein Drittel der Vorarlberger ist, dass an Astrologie glaubt? Dass nur ein Fünftel der Menschen die Mondlandung für eine Täuschung halten? Kennt jemand vergleichbar detaillierte Studien aus europäischen Ländern, mit denen man diese Werte vergleichen kann?
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