Wenn ein Wissenschaftler etwas herausgefunden hat, dann müssen die Resultate auch vernünftig publiziert werden. Ohne die Veröffentlichung in einer peer-reviewten Zeitschrift sind die Ergebnisse für die wissenschaftliche Community eigentlich kaum brauchbar.
Das bedeutet aber nicht, dass andere Arten der Veröffentlichung sinnlos sind und dass sich Wissenschaftler nur auf Fachartikel konzentieren sollen. Ich habe in meinem Blog ja immer wieder meiner Meinung Ausdruck verliegen, dass die Arbeit eines Wissenschaftlers nicht nur aus Forschung sondern auch zu gleichen Teilen aus Lehre und Öffentlichkeitsarbeit bestehen sollte. Und dazu gehört es auch, Forschungsergebnisse in allgemeinverständlicher Form zu veröffentlichen bzw. Unterlagen für die Lehre zu verfassen
Das meint auch ein kürzlich erschienenes Editorial der Zeitschrift Nature.
Unter dem Titel “Back to books – Researchers should be recognized for writing books to convey and develop science.” probiert Nature die Wissenschaftler davon zu überzeugen, dass es eine gute Idee ist, Bücher zu schreiben.
Gerade in Zeiten von kurzen Blogeinträgen, Twitter und Ebooks sollten sich die Forscher auf die speziellen Vorteile besinnen, die ein Buch bietet:
“Unlike a tweet, blog or research paper, a good book offers space to breathe, to contemplate complex ideas and to convey a mode of thinking.”
Aber die wenigsten Wissenschaftler machen sich diese Mühe; die meisten bleiben dabei, ihre Arbeit ausschließlich in Fachzeitschriften zu publizieren und höchstens ab und zu eine Pressemeldung für die Öffentlichkeit zu verfassen. Um das zu ändern, will Nature eine wöchentliche Serie mit Berichten über erfolgreiche Lehr- und Sachbuchautoren starten.
Das ist ja prinzipiell eine gute Idee. Aber so einfach ist die Sache wohl auch wieder nicht. Natürlich hat nicht jeder Forscher die Fähigkeiten die nötig sind, um gute Bücher zu verfassen. Aber viele hätten sie und veröffentlichen trotzdem nichts. Und die werden sich auch nicht durch ein paar Nature-Artikel umstimmen lassen.
Denn ein Buch zu verfassen braucht viel Zeit. Und ein Sachbuch ist für die Bewertung einer naturwissenschaftlichen Karriere im Allgemeinen von eher geringer Bedeutung. Hier zählen weiterhin Forschungsartikel am meisten.
Ich habe mich schon öfter darüber aufgeregt, dass es bei Projektanträgen, Stellenbesetzungen, etc größtenteils egal ist, ob ein Wissenschaftler gute oder schlechte Lehre macht; ob er sich in Sachen Öffentlichkeitsarbeit engagiert oder nicht. Da zählt erstmal nur die Forschung und der Rest bringt höchstens einen kleinen Bonus. Aber wenn die Forschungsleistungen gut sind, dann interessiert sich im Allgemeinen niemand für die Leistungen in Lehre und Öffentlichkeitsarbeit.
Wissenschaftler sehen also meistens keinen Anlaß, ihre Zeit mit dem Verfassen von Büchern zu verschwenden. Alles was auf Kosten der Zeit für die Forschung geht, ist schlecht für die Karriere. Und solange das so ist, kann man sich noch so sehr bemühen Wissenschaftler zum Verfassen von Büchern zu bringen: es wird nichts nutzen!
Man müsste hier bei der Bildungspolitik und Forschungsförderung ansetzen und die Bwertungskritierien so verändern, dass Engagement bei Öffentlichkeitsarbeit und Lehre für die wissenschaftliche Karriere genau so hoch bewertet wird wie Forschung. Dann werden diejenigen unter den Wissenschaftler, die Bücher schreiben können, dass viel eher tun als jetzt!
Soweit sieht das Problem aus wissenschaftlicher Sicht aus. Aus meiner Sicht zumindest – vielleicht sehen es Kollegen aus anderen Disziplinen ja anders (damit meine explizit die Naturwissenschaften; dass anderswo Bücher viel mehr Bedeutungen haben ist mir bewußt).
Aber wenn man ein Buch publizieren will, dann braucht es ja nicht nur einen, der es schreibt – man braucht auch einen Verlag, der es veröffentlicht! Und in der Hinsicht kann ich die Sache schwer einschätzen: wie schwer ist es, heutzutage ein Sachbuch in Deutschland zu veröffentlichen? Gibt es einen Mangel an kompetenten Autoren oder prügeln sich die schreibenden Wissenschaftler um die wenigen Veröffentlichungsmöglichkeiten? Welche Themen kann man unterbringen und welche nicht?
Vielleicht hat ja von den mitlesenden Kollegen schonmal jemand ein Buch veröffentlicht oder hat sonstwie Ahnung vom Verlagswesen und kann die Fragen beantworten? Das würde mich wirklich interessieren.
Und eine Frage hätte ich noch: wenn ihr ein Buch schreiben würdet – wovon würde es handeln?
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