Ich habe von den aktuell stattfindenen olympischen Winterspielen in Vancouver (mangels Fernsehgerät) kaum etwas mitbekommen. Aber was man so hört, sollte man als Österreicher dieses Mal am besten eh nicht so genau hinsehen 😉
Ich habe aber vor kurzem einen interessanten Artikel gelesen, der sich mit der Frage beschäftigt, welche Sportarten man im Weltall ausüben könnte.
Ok – eigentlich kann man im Weltall gar keinen Sport betreiben (sieht man mal von den Fitnessübungen auf der Raumstation ab). Wir können froh sein, dass wir überhaupt Menschen sicher ins All und wieder zurück bekommen – von irgendwelchen sportlichen Veranstaltungen ganz zu schweigen…
Skifahren am Mond
Aber ein bisschen spekulieren kann man ja trotzdem. Wie wäre es zum Beispiel mit Langlaufen auf dem Mond. Apollo-17 Astronaut Harrison Schmitt hat da schon Erfahrung:
“In the moon’s low gravity you can ski above the moondust — and I did. Imagine swinging your arms and legs cross-country style. With each push of your toe, your body glides forward above ground. Swing, glide, swing, glide. The only marks you leave in the moondust are the toe-pushes.”
Praktisch – da braucht man nichtmal Skier und die Athleten können sich bei einer Niederlage auch nicht mehr auf falsches Wachs oder ähnliches rausreden 😉
Und dann hat der Mond ja auch noch jede Menge Berge bedeckt mit feinstem Mondstaub. Und wenn man in den Wüsten auf unserer Erde sowas machen kann:
dann muss man doch auf dem Mond wunderbar Skilaufen können?
Naja – da gibts dann leider doch ein paar Probleme. Die Sandkörner auf der Erde sind rund; die Körner des Regolith auf dem Mond sind voller scharfer Kanten – und darauf rutscht es sich sehr schlecht. Denn der Mondstaub ist ja nichts anderes als im Laufe der Jahrmillionen durch Meteoriteneinschläge pulverisierter Fels. Und der Mond hat keine Atmosphäre und keinen Wind der die Staubkörner hin und her bewegt und so die Ecken abschleift. Will man am Mond Ski fahren, bräuchte man sehr gutes Material. Schmitt schlägt Skier mit Teflon-Beschichtung vor, die würden am besten rutschen.
Am Mond könnte man sich auch die mühsame Abfahrtshocke sparen – es gibt ja keinen Luftwiderstand. Wegen der geringen Schwerkraft würde man aber auch weniger schnell beschleunigen…
Wenn Skilaufen für den Mond nicht so optimal ist – vielleicht klappts ja mit Skispringen? An den großen Kraterrändern könnte man sicher ein paar nette Sprungschanzen aufbauen. Die geringe Schwerkraft ist hier natürlich von Vorteil: man fliegt weiter. Allerdings macht sich die fehlende Atmosphäre wieder bemerkbar. Auf der Erde fliegen die Springer auf einem Luftpolster die Schanze hinunter – dieser Effekt fällt auf dem Mond wieder weg und verkürzt die möglichen Weiten.
Eislaufen am Mars und Snowboarden auf Europa
Aber vielleicht ist der Mond sowieso der falsche Platz für Wintersport im All? Wie wäre es mit dem Mars – dort ist es auch immer schön kalt! Und der Olympus Mons ist ja schon vom Namen her der ideale Austragungsort. Aber Wintersport betreibt man dann wohl doch besser in den Polarregionen. Dort ist der Boden hart gefroren und mit Wasser- bzw. Trockeneis bedeckt. Da muss es sich doch gut Schlittschulaufen lassen? Leider nicht so wirklich – denn die Eisläufer können nur deswegen so elegant dahin gleiten, weil der Druck der Kufen auf das Eis es schmelzen lässt und so einen Wasserfilm erzeugt auf dem sich der Schlittschuh dann bewegt. Das geht auf dem Mars aber nicht – bei den dort herrschenden Druck- und Temperaturverhältnissen würde das Eis sofort in den gasförmigen Zustand übergehen.
Der Artikel schlägt als alternativen Austragungsort auch noch den Jupitermond Europa vor. Der ist ja auch mit Eis bedeckt. Eislaufen wird auch dort eher schwierig werden – aber Langlaufen ist sicher gut möglich. Auch Snowboard-Wettbewerbe dürften möglich sein. Auf Europa gibt es viele natürliche Halfpipes – entszanden durch die Gezeitenkräfte, die Jupiter auf den Mond ausübt und durch die die Oberfläche verformt wird.
Jupitermond Europa: die Loipen1 sind schon da! (Bild: NASA)
Wer nun aber glaubt, er könne sich das ganze Training sparen und einfach dank der geringeren Gravitationskraft auf Europa sportliche Rekorde brechen, der wird enttäuscht werden. Denn dort muss man mit hohen Strahlungswerten rechnen die durch den nahen Jupiter mit seinem starken Magnetfeld verursacht werden. Man sollte beim Sport also möglichst Bleianzüge tragen – und wer sich dann noch ordentlich bewegen möchte, muss trotz allem trainieren!
Curling in der Trümmerscheibe
Was gäbe es sonst noch für Ideen für spacigen Wintersport? Man muss sich ja nicht aufs Sonnensystem beschränken! Wie wäre es zum Beispiel mit Trümmerscheiben-Curling?
Ich finde Curling ja sowieso toll. Wie die Leute da ihre Steine durch die Gegend schubsen und hektisch mit den Besen herumwischen: das ist irgendwie faszinierend. Curling im All ist da erstmal eher langweilig. Wenn man den Stein da einmal anschubst, bewegt er sich (Erstes Newtonsches Gesetz!) einfach immer weiter. Aber man könnte sich ja einen Stern mit schöner Trümmer- oder Staubsscheibe suchen (wie zum Beispiel bei Beta Pictoris. Dort schiebt man dann seinen “Stein” an und das restliche Team muss mit ihren “Besen” die Gesteinsbrocken und Asteroiden rechtzeitig aus dem Weg schaffen damit es keine Kollision gibt. Ziel ist es, den Stein durch die Scheibe durch und bis zum Stern zu schaffen. Wer am Schluß seinen Stein im engsten Orbit um die Sonne hat, der ist Sieger 😉 Aber vermutlich würde dann Greenpeace wieder protestieren, weil dabei mehr Asteroiden als nötig auf diverse Planeten gelenkt werden oder die natürliche Planetenentstehung gestört wird…
Fallen euch noch ein paar interessante Möglichkeiten ein, wie man Wintersport im All betreiben kann? Eishockey in der Schwerelosigkeit? Bobfahren in den Mondrillen? Immerhin – sobald Skilaufen im All sich etabliert hat, wird Österreich mit Sicherheit ein eigenes Raumfahrtprogramm starten 😉
Fußnoten:1: Natürlich sind die gezeigten Strukturen auf Europa VIEL größer als Langlaufloipen. Das Bild hat eine Auflösung von 180 Meter/Pixel !
Kommentare (24)