Heute ist wieder mal der jährliche “Tag der Astrologie”. So wie es aussieht, hat es der Deutsche Astrologenverband e.V. immer noch nicht geschafft die UNESCO davon zu überzeugen einen “Internationalen Tag der Astrologie” einzurichten – aber ich werde den Tag natürlich trotzdem entsprechend begehen 😉
Es gibt ja tatsächlich immer noch viole Astrologen die behaupten, Astrologie wäre eine echte Wissenschaft. Mit den tollen Resultaten dieser “Wissenschaft” habe ich mich letztes Jahr beschäftigt.
Heute geht es um die anderen Astrologen, diejenigen, die behaupten, die Astrologie wäre was komplett anderes als Wissenschaft und können von dieser auch überhaupt nicht verstanden, geschweige denn verstanden werden. Dazu gehört auch die Astrologin Birgit von Borstel, die in ihrem Artikel “Gedanken zum Krieg der Welten – Wissenschaft vs. Astrologie” einige typische Argumente dieser Strategie vertritt. Ihr Text eignet sich daher sehr gut, um exemplarisch einige der typischen Esoteriker-Argumente zu diskutieren:
Zum Beispiel das hier:
“In der Welt der Naturwissenschaft, die oft gemeint ist, wenn man fragt, wie wissenschaftlich die Astrologie denn sei, gelten andere Gesetze und Annahmen. Das ganzheitliche System der Astrologie und das Paradigma der Wissenschaft von einem mechanistischen Universum schließen sich grundsätzlich gegenseitig aus.”
Ja – “ganzheitlich”!! Ganz wichtiges Wort bei Esoterikern. Es kann zwar keine so genau erklären, was dieses “ganzheitlich” eigentlich bedeuten soll und warum die Wissenschaft angeblich per se unfähig ist, irgendwas “ganzheitlich” zu betrachten – aber “ganzheitlich” klingt halt irgendwie so schön… Und es ist eine wunderbare Ausrede:
“Quantitative Erhebungen, die sich auf die konkreten Auswirkungen einzelner Konstellationen (wie etwa Berufsbilder in Zusammenhang mit der Stellung der Sonne) fokussieren, können keine zufrieden stellenden Ergebnisse im Sinne der Wissenschaft hervorbringen. Und das aus gutem Grund: Die Astrologie funktioniert ganzheitlich, die Summe ist immer mehr als die einzelnen Teile.”
Diese Immunisierungsstrategie trifft man oft an. Einerseits bemühen sich viele pseudowissenschaftliche/esoterische Disziplinen immer sehr um Anerkennung von Seiten der echten Wissenschaft bzw. probieren sich durch entsprechende Wörter (“Frequenz”, “Energie”, “Schwingung”,…) einen wissenschaftlichen Anstrich zu gehen. Andererseits zieht man sich sofort zurück und behauptet die Wissenschaft wäre nicht fähig einen korrekt zu verstehen oder zu überprüfen, wenn diese nicht die eigenen Behauptungen bestätigt. Da wird dann auf einmal immer die Trennung zwischen Astrologie und Esoterik betont:
“Mit anderen Worten: Die Naturwissenschaft sucht Fakten und Regeln, die Astrologie sucht nach Bedeutung. Beides funktioniert, und das ist auch gut so.”
Selten so einen Unsinn gehört. Die “Suche nach Bedeutung” ist genauso ein Schwurbel-Wohlfühlbegriff wie “ganzheitlich”. Abgesehen davon will die Naturwissenschaft erklären, wie die Welt funktioniert – dazu sucht man natürlich nach Fakten, Regeln und Bedeutung.
Wie auch immer, die nach Bedeutung suchende Astrologie (die aber anscheinendend nicht an Fakten und Regeln interessiert ist?) kann durch irgendwelche komischen Studien nicht übrprüft werden:
“Dennoch hat es immer wieder Studien gegeben – immerhin arbeitet die prognostische Astrologie ja mit Behauptungen, die sich aus statistischen Wahrscheinlichkeiten ableiten. Jedoch geht es dabei, zumindest in der psychologischen Astrologie, um seelische Befindlichkeiten. Kann man die messen? Wohl kaum, und daher kann man sie weder für richtig noch für falsch erklären.”
Ja, die blöde materialistische nicht-ganzheitliche Wissenschaft kann mit Dingen wie “Gefühlen” oder “Seele” natürlich nix anfangen…
Dann kommt natürlich noch ein weiteres klassisches Immunisierungsargument:
“Gegner bleiben Gegner, weil sie sich nicht näher mit dem Objekt ihrer Ablehnung beschäftigen. Das Ungeheuerliche daran ist, dass sie im Namen der Wissenschaft flammende Reden gegen den Unsinn der Astrologie halten, ohne zu wissen, wovon sie überhaupt reden! “
Ja – wer gegen die Astrologie ist, der kann sie nicht verstanden haben. Und wer die Astrologie verstanden hat, der kann kein Gegner mehr sein. Kritiker haben als per definitionem niemals genügend Ahnung von der Astrologie um ernst genommen werden zu müssen…
Und überhaupt – die Wissenschaft hat doch sowieso keine Ahnung. Immerhin ändert die ständig ihre Meinung:
“Wir sollten nicht vergessen, dass auch die Wissenschaft mit ihren Methoden nichts weiter als Hypothesen untersucht und dass alle paar Jahre neue Studien veröffentlich werden, die vieles, was davor als richtig und wichtig galt, wieder revidieren oder modifizieren.”
Ja, wir Wissenschaftler sind schon fies. Überprüfen und verbessern einfach unsere Theorien anstatt einfach irgendwas zu behaupten und dem dann für alle Zeiten kritiklos anzuhängen.
Birgit von Borstels Text wird immer klischeehafter:
“Und was ist mit Antworten auf so essentielle Fragen wie:
Was ist Leben?
Was ist das ICH? Was hat es abgesehen von den biochemischen Prozessen mit der Liebe auf sich?
Darauf hat die Wissenschaft bis heute keine Antwort. “
Diese Variation des God of the Gaps-Argument hört man auch oft: Weil die Wissenschaft noch nicht alles weiß, weiß sie nichts. Weil die Wissenschaft X noch nicht erklärt hat, muss deswegen Y richtig sein. Und solange die Wissenschaft die Welt nicht restlos erklärt hat, ist es für sie unmöglich, irgendwelche Behauptungen zu widerlegen. Naja – hört man dieses “Argument”, dann weiß man zumindest gleich das man es mit einem Menschen zu tun hat, der keinen Schimmer davon hat, wie Wissenschaft wirklich funktioniert.
Und Frau von Borstel ist sich übrigens nicht zu blöd, ihren Artikel mit dem unsäglichen “Hummel-Argument” zu beenden:
“Ich habe mal gehört, dass Hummeln so gebaut sind, dass sie eigentlich von der Aerodynamik her gar nicht fliegen können dürften. Es funktioniert trotzdem.
Wie die Astrologie. “
Dieses “Hummel-Paradox” war der Inhalt eines meiner allerersten Blogeinträge – und natürlich widerspricht nichts am Flug der Hummel den Gesetzen der Naturwissenschaften. Ganz im Gegensatz zur Astrologie.
Ich frag mich ja immer, ob die Astrologen wie Frau von Bartel sich auch mal überlegt haben, was ihr “Astrologie lässt sich nicht überprüfen”-Argument im Endeffekt bedeuten würde? Astrologie wird ja für Menschen gemacht: jemand kommt zum Astrologen mit irgendeinem Anliegen und der Astrologe hilft dieser Person. Und der Kunde ist danach selbstverständlich in der Lage zu beurteilen, ob ihm tatsächlich geholfen worden ist oder nicht. Und wenn das so ist, dann kann die Astrologie natürlich auch überprüft werden. Hier ist ein ganz einfaches Experiment:
Ein Astrologe erstellt Charaktersanalysen für – sagen wir zehn Leute. Es gibt dann also zehn verschiedene Horoskope die jeweils eine bestimmte Person gut und treffend beschreiben sollten. Nun bekommt jeder der zehn Kunden alle zehn Analysen vorgelegt und soll seine eigene Beschreibung heraussuchen. Wenn die Astrologie das leisten kann, was sie vorgibt leisten zu können, dann sollte das kein Problem sein. Wenn sie nur Unsinn ist und einfach irgendwelche vagen, auf so gut wie alle Personen passenden Schwurbeltexte produziert, dann dürfte der Kunde nicht in der Lage sein, seine eigene Beschreibung herauszufinden.
Ein ganz einfaches Experiment also das schnell zeigt, ob Astrologie funktioniert oder nicht. Mich würde sehr interessieren, warum Astrologen wie Frau von Borstel glauben, dass so eine Überprüfung der Astrologie nicht funktionieren kann? Wo liegt hier das prinzipielle Problem? Das hätte ich wirklich mal gerne erklärt bekommen.
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