Ich bin gerade vom Hamburger Abendblatt interviewt worden. Es ging um die Geschichte mit der staatlich finanzierten Astrologieausbildung, über die hier im Blog ja schon heftig diskutiert wurde.
Die scheint nun so richtig anzulaufen; die Hamburger Morgenpost berichtete am Samstag über die Astropraxis von Frau Fritsch bei der man sich mit Steuergeldern zum Sterndeuter machen lassen (danke an Christian für den Hinweis).
800 Euro pro Monat bekommt die Astrologin Fritsch, wenn sie Arbeitslosen erklärt, was angeblich in den Sternen steht. Und die sind durchaus interessiert:
“Ich interessiere mich seit meiner Kindheit für den Kosmos”, sagt sie. Nach dem Abitur begann sie ein Physikstudium, das sie später abbrach. Auch eine Ausbildung zur Ergotherapeutin beendete sie vorzeitig. Nun sollen die Sterne ihr mehr Glück bringen. Wenn die 17 Monate lange Ausbildung rum ist, für die Wahls von der Arge einen Bildungsgutschein erhielt, will die junge Frau aus Altona sich selbstständig machen als Psychologische Astrologin, wie die Richtung von Astropraxis-Leiterin Helen Fritsch heißt.”
Was soll man dazu sagen… Bei der angehenden Astrologin scheint es sich um einen Fall zu handeln, wie in Carl Sagan gut beschrieben hat: die Faszination am Universum wurde aus welchen Gründen auch immer von der Wissenschaft nicht gestillt und die arme Frau hat sich nun der scheinbar faszinierenden Pseudowissenschaft zugewandt.
Ich werde wohl nie verstehen, wie man meinen kann, aus den plumpen bzw. nichtssagenden Sätzen der Astrologen irgendwas relevantes herauslesen zu können. Ich hab mich mit dem Thema ja schon ausführlich beschäftigt (siehe die Links am Ende des Artikels) und will mich eigentlich auch nicht immer wiederholen. Aber eigentlich müsste jeder, der auch nur ein bisschen logisch denkt doch schnell sehen, dass an der Sache nichts dran sein kann? Fällt den Leuten, die z.B. von Frau Fritsch “psychologisch-astrologisch analysiert” werden wirklich nicht auf, dass die “Analyse” so schwammig ist, dass sie auf so gut jeden zutrifft? Merkt niemand, dass man beim Astrologen nicht wirklich etwas neues erfährt?
Anscheinend nicht… Und daran wird sich wohl auch kaum was ändern. Wenn nun auch schon der Staat die Astrologie fördert und damit einerseits dieser Pseudowissenschaft Seriosität verleiht und andererseits noch mehr Astrologen produziert, dann wird die Astrologie in der Gesellschaft bald dort sein, wo die Homöopathie heute schon ist. Weit hat sie es sowieso nicht mehr… Wenn schon Banken und Personalchefs ihre Entscheidungen auf der Basis von Astrologie treffen und hochrangige Politiker sie unterstützen, dann müssen wir nicht mehr lange warten bis die Astrologie – so wie die Homöopathie – an die Unis zurück kehrt.
Das wir alle diesen Unsinn mit unseren Steuergeldern auch noch unterstützen müssen spielt da schon fast keine Rolle mehr… Hauptsache, die Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind gut:
“Der Arge genügt es, dass Fritsch eine staatliche Zulassung hat, um Arbeitslosen wie Viviane Wahls die Ausbildung zu fördern. “Bei diesem Berufsbild sind die Chancen auf dem ersten Arbeitsmarkt sehr gut”, so Sprecher Horst Weise. “Als Selbstständige sind viele sehr erfolgreich.”
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