Grundlagenforschung hat in Österreich keinen Rückhalt. Das sagte am Mittwoch Christoph Kratky. Und der ist immerhin der Chef des FWF – des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung. Das ist die wichtigste Förderorganisation für Grundlagenforschung in Österreich.
Über die Geringschätzung der Grundlagenforschung (und warum das nicht gut ist) habe ich in meinem Blog ja schon öfter berichtet – z.B. hier. Und auch über die finanziellen Schwierigkeiten des FWFs, der letztes Jahr massiv unter dem damaligen Wissenschaftsminister Johannes Hahn zu leiden hatte.
Dieses Jahr sieht es leider nicht wirklich besser. Der Präsident der Österreichischen Wirtschaftskammer, Christoph Leitl (ÖVP), hat erst kürzlich eine “Schwerpunktverlagerung zu angewandter Forschung” gefordert:
Die Grundlagenforschung solle über Brüssel abgewickelt und finanziert werden. Österreich brauche keine Grundlagen-, sondern angewandte Forschung.
berichtet der Kurier. Ich versteh ja echt nicht, wie manche Menschen so dumm sein können. Selbst wenn es sich um Politiker handelt ist das doch irgendwie überraschend. Hat Leitl sich vielleicht mal Gedanken darüber gemacht, was das Wort “Grundlagen” in “Grundlagenforschung” bedeutet? Oder woher die angewandte Forschung weiß, welche Anwendungen sie erforschen soll?
Es ist ja eigentlich nicht so schwer zu verstehen: die Grundlagenforschung erforscht die Grundlagen und aus diesen Grundlagen entwickelt man Anwendungen. Die fallen nämlich nicht einfach vom Himmel. Wenn man die Grundlagenforschung einstellt, dann hat man irgendwann keine neuen Anwendungen mehr, die eine angewandte Forschung untersuchen kann. Klar, kurzfristig mag eine Verlagerung zur angewandten Forschung profitabel sein – aber langfristig ist es der Tod jeglicher Forschung. Aber vielleicht ist es zuviel verlangt, wenn man erwartet das Politiker langfristig denken…
Aber so denken anscheinend viele. Kratky hat leider recht, wenn er sagt:
“Grundlagenforschung hat in Österreich keinen Rückhalt, sie wird gerne in das Eck philanthropischer Liebhaberei gestellt”
Zwischen 2002 und 2007 sind die öffentlichen Ausgaben für Grundlagenforschung um 25% gestiegen. Das klingt erstmal gut – solange, bis man hört das im gleichen Zeitraum die Ausgaben für angewandte Forschung um 185 Prozent gestiegen sind!
Übrigens hat Kratky diese Kritik anläßlich der Gala “Spitzenforschung made in Austria” geäußert… Wer weiß, wielange es noch “Spitzenforschung” gibt, wenn man so weiter macht. Einer der jungen Forscher, die an diesem Abend mit einem Preis ausgezeichnet wurden – Wittgenstein-Preisträger Jürgen Knoblich vom Institut für molekulare Biotechnologie (IMBA) – sieht das wohl ähnlich. Er spricht von einer “Gefährdung für Österreich als Spitzenforschungs-Standort”.
Kommentare (9)