In den Kommentaren zu meinem Artikel über das Buch von Isaac Asimov, dass mich inspiriert hat, Wissenschaftler zu werden, meinten einige Leserinnen und Leser, dass sie besonders von Hoimar von Ditfurth beeinflusst worden sind.

Ich muss ehrlich zugeben: ich kenne den Namen aber so wirklich in Erinnerung ist mir der Mann nicht. Ich habe daher mal geschaut, ob es dazu ein paar Videos gibt, die bei mir was zum Klingeln bringen…

Nettes Gespräch. Besonders hat mir gleich der erste Satz gefallen:

Ich glaube dass die Weltsicht die man erwerben kann wenn man der Neugier nachgibt die jeder von uns als Kind einmal hatte; wenn man die nicht zudecken lässt durch eine von außen (…) auf einen einwirkende Authorität, wenn man diese Neugier beibehält – ich bin heute noch genauso neugierig wie als kleiner Junge – dann kommt man zu einer Weltsicht die, ich kanns nicht anders sagen – befreiend wirkt.

Schön gesagt! Allerdings erinnere ich mich auch nach diesem Video nicht besser an Herrn von Ditfurth. Bin ich noch zu jung? Als Ditfurth starb, war ich doch erst 12 Jahre alt. Und ich nehme an, dass er in Österreich nicht so populär war wie in Deutschland? (Ich überlege auch gerade, ob es in Österreich jemand gab, der eine vergleichbare Rolle einnahm – aber ich glaube nicht).

Was sollte man denn lesen, wenn man einen guten Eindruck von dem bekommen will, was von Ditfurth so gemacht hat?

Kommentare (33)

  1. #1 Helmut Fischer
    6. März 2010

    z.B. seine Bücher.

    Mich hat “Der Geist fiel nicht vom Himmel” besonders beeindruckt.

    Die Webseite [ https://hoimar-von-ditfurth.de/%5D wirst Du ja schon gefunden haben…

    Möchtegern-Hobby-Astronom
    /-/efi

  2. #2 Daniel Fischer
    6. März 2010

    Hoimar von Ditfurth – über den es sogar eine Fan-Seite gibt – gehörte mit Heinz Haber und Ernst von Khuon zur letzten Generation beeindruckender Persönlichkeiten, die im deutschen Fernsehen gleichermaßen mit Charisma und Kompetenz für ein wissenschaftliches Weltbild eintraten. So war es – meiner Erinnerung nach – in einer von von Ditfurths “Querschnitte”-Sendungen, wo ich zum ersten Mal mit einem (simplen aber verblüffenden) Astrologie-Test konfrontiert wurde. Alle drei sind schon lange tot, und wer danach kam, reichte bei weitem nicht an diese Pioniere heran. Da hilft auch die Lektüre von deren schriftlichem Vermächtnis nicht mehr …

  3. #3 Redfox
    6. März 2010

    wo ich zum ersten Mal mit einem (simplen aber verblüffenden) Astrologie-Test konfrontiert wurde.

    Wie sah der den aus?

  4. #4 cydonia
    6. März 2010

    @ Florian

    Seine Bücher sind, denke ich, nicht mehr ganz so aktuell, und auch in einem Stil geschrieben, mit dem man als Wissenschaftler Probleme haben könnte.

    Sein Verdienst war, wie schon erwähnt, die Popularisierung des wissenschaftlichen Denkens, und das hat er so gut gemacht, dass er eine ganze Generation von Jugendlichen nachhaltig gegen diverse Scharlatane immunisiert hat. Und das ist eine Riesenleistung. Ehre sei ihm wo auch immer.

  5. #5 Daniel Fischer
    6. März 2010

    Wenn ich mich recht erinnere (wie gesagt, es ist laaange her), war das der klassische Barnum-Test: Allen Versuchspersonen wurde exakt dieselbe Horoskop-Interpretation gegeben, und die meisten erkannten sich perfekt darin wieder – um danach zu erfahren, dass es sich um das Horoskop eines Massenmörders handelte.

    So was – das gab’s durchaus auch später noch im TV – beleuchtet schon mal den entscheidenden Effekt, warum Astrologie scheinbar bei einem selber funktioniert. (Man kann sogar zeigen, dass Leute um so leichter auf den Barnum-Test hereinfallen, je stärker sie nach eigenem Bekunden von der Astrologie überzeugt sind; da gab’s mal eine schöne Studie im Skeptical Inquirer.)

    Zu demonstrieren, dass der – altbekannte – Barnum-Effekt nicht etwa eine schwache tatsächliche Relevanz astrologischer Interpretationen überlagert, sondern dass astrologische Aussagen per se wertlos sind, erfordert schon etwas mehr Versuchsaufwand (wie etwa in dem legendären Nature-Paper von 1985): So was TV-gerecht aufzubereiten, hat m.W. leider noch niemand gewagt. Und heute schon gar nicht mehr …

    P.S.: @ScienceBlogs-Admin: Seit einiger Zeit klappt die Benachrichtigung bei neuen Kommentaren bei mir nicht mehr – hat sich das was geändert?

  6. #6 MartinB
    6. März 2010

    Ja, Querschnitt (später hieß die Sendung Querschnitte) war klasse – hab ich mit 9 jahren angefangen zu gucken (natürlich nicht alles verstanden), da fand ich besonders die Experimente von Volker Arzt toll (der macht auch immer noch gute Sendungen im Öffentlich-Rechtlichen).
    Dazu gibt’s auch ein Buch,
    https://hoimar-von-ditfurth.de/querschnitte.html
    in dem auch die Astrologie-Sendung drin war (die führte übrigens zu nem rechtsstreit wegen einer von von Ditfurth angebotenen Wette, auch auf der o.g. Seite nachzulesen)
    Die Seite hat auch einen Download-Bereich mit ziemlich vielen Buchkapiteln

    “Der Geist fiel nicht vom Himmel” und “Im Anfang war der Wasserstoff” sind beides Klassiker. “Wir sind nicht nur von dieser Welt” ist ein interessanter Versuch, Evolution und Religion zusammenzuführen – von Ditfurth begreift den Schöpfungsprozess als vierdimensional, d.h. die Evolution selbst als Ganzes ist der Schöpfungsakt, der also permanent andauert. Man muss das nicht glauben, aber es zeigt schon, dass man mit hinreichend viel Phantasie wissenschaftlich und religiös zugleich denken kann.

  7. #7 Albert Heller
    6. März 2010

    Ein beeindruckender Mensch. Da Kann ich Daniel nur beipflichten. Ein Pionier der populärwissenschaftlichen Sendungen im Fernsehen.

  8. #8 cydonia
    6. März 2010

    @MartinB
    Und genau da habe ich aufgehört ihn zu lesen, weil ich nämlich zu der Zeit enorme Schwierigkeiten hatte, mich gegen mein religiös geprägtes Umfeld zur Wehr zu setzen. Und dann kommt mein Heiliger, und versucht, den ganzen Mist irgendwie zu retten…

    Es war eine gute Lehre, dass es Niemanden gibt, der unfehlbar ist, und dass man die kritische Distanz nie verlieren darf. Seine Argumentation ist übrigens für Geübte relativ leicht auszuhebeln: Was bleibt ist der Versuch, Frieden stiften zu wollen. Und das ist allerehrenwert.

  9. #9 Ludmila
    6. März 2010

    Ich war eigentlich auch zu jung, um von Ditfurth im Fernsehen kennenzulernen. Ich hab ihn über seine Bücher entdeckt. “Im Anfang war der Wasserstoff” hab ich schon genannt. “So laßt uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen” ist (leider) immer noch nicht veraltet.

  10. #10 MartinB
    6. März 2010

    @cydonia
    Mein Umfeld war zum Glück eher an Religion desinteressiert.
    Ich erinnere mich nur noch wenig an das Buch, aber ich fand die idee mit der andauernden Schöpfung zumindest interessant. Und im Licht der aktuellen Atheismus-Diskussionen ist es vielleicht schon wichtig zu verstehen, dass es durchaus Möglichkeiten gibt, Wissenschaft und Religion zu vereinen – wenn man seine Religion entsprechend anpasst.

  11. #11 Roland
    6. März 2010

    …besonders in Erinnerung ist mir seine Sendung über die angeblichen Geistheiler von den Philippinen, die er damals sehr gut widerlegt hat, was mich als Jugendlichen sehr beeindruckt hat und sicher für meine kritische Grundhaltung mit Verantwortlich ist.

  12. #12 Stefan Taube
    6. März 2010

    Also das Asimov-Buch kenne ich zwar auch, aber bei mir war es definitiv “Im Anfang war der Wasserstoff” von HvD, das mich zur Wissenschaft gebracht hat. Unser genialer Chemielehrer hatte uns aufgefordert über die Herbstferien ein Buch zu lesen und dafür seine Privatbibliothek vor uns ausgebreitet. Ich habe zu HvD gegriffen und war total fasziniert, wie er in dem Buch eine Naturgeschichte vom Wasserstoff bis zum menschlichen Gehirn ausgebreitet hat.

  13. #13 Mr. Gscheit
    6. März 2010

    @ka:
    Ich bitte um Konkretisierung ihres Beitrages.

  14. #14 Dete
    6. März 2010

    Hallo Florian,
    also bei mir war es das Buch “Kinder des Weltalls : Der Roman unserer Existenz.”.
    Das Buch hatte ich damals als 14 jähriger gelesen und sehr beindruckt hatte mich die Erklärung dass wir als Menschen auf der Erde nicht Autark sind, sondern abhängig von dem Sonnenwind welcher die kosmische Strahlung abhält, uns aber auch töten würde wenn nicht wieder das Erdmagnetfeld den Sonnenwind abhalten würde.
    Hoimar von Ditfurth erklärte dann so toll, dass wir ja jetzt glauben müssten dass das ein wunderbarer Zufall sein müsste das das Weltall, unser Sonnensystem sowie unsere Erde so für uns wie geschaffen erscheint. Aber! Wir uns klarmachen müssen das nicht diese Umwelt für uns geschaffen wurde, sondern wir für diese Umwelt, da wir uns unter diesen Umständen entwickelt haben.

    Und Tata.. ein Skeptiker wurde geboren dem klar wurde, das eine “offensichtlich logische
    Erklärung” nicht immer logisch bleibt wenn man versucht eine subjektives Wahrnehmung objektiv zu Überdenken. (ich lebte damals in einem sehr religiösem Elternhaus)

    Daraus entwickelte sich die Entscheidung nach der 10 Klasse von der Realschule auf das Gymnasium zu wechseln und danach Physik zu studieren (leider vor dem Vordiplom abgebrochen). Das skeptische und evidenzbasierte Denken ist aber geblieben 😉

    Lustig finde ich das faste jeder den ich kenne so einen “Anstoß” hatte der ihn/sie zur skeptischen Neugierde geleitet hat.

  15. #15 Christian A.
    6. März 2010

    Mr. Gscheit: Lohnt nicht den Punktebot zu einer Lautäußerung zu drängen, hat eh keine Ahnung.

  16. #16 Werner Friebel
    6. März 2010

    Nicht zu vergessen: Hoimar von Ditfurth war ab Mitte der 1970er Jahre einer der wichtigsten Mentoren der deutschen Grünen, unterfütterte und etablierte deren umweltpolitische Themen mit wissenschaftlicher Seriosität und seiner Popularität und unterstützte zu Beginn der 1980er Jahre die Grünen direkt in ihren ersten Wahlkämpfen.
    Seine Tochter Jutta Ditfurth wurde in Folge ja auch die streitbarste und zeitweise populärste Politikerin der Grünen (auch im Bundesvorstand und Bundestag).

  17. #17 Patrick
    6. März 2010

    Ich glaube man kann schon ein bischen sagen, dass Hoimar von Ditfurth so etwas wie ein deutscher Carl Sagan war.

    Leider bin ich auch viel zu jung, um ihn noch als Mensch erlebt zu haben. Er hat mir aber trotzdem mit 14 Jahren in “Im Anfang war Wasserstoff” sehr eindrucksvoll aufgezeigt, dass von der Sekunde des Urknalls bis heute, die Wissenschaft jeden Schritt erklären kann und dass somit unsere Existenz ohne Gott ganz natürlich aus dem Urknall und den geltenden Naturgesetzen folgt. Heute noch aktuell ist auf jeden Fall, dass von Ditfurth gar keinen Platz für Gott in der Erklärung des Lebens lässt. Er schließt zwar Gott explizit nicht aus, wie das heute unter Skeptiker en vogue sein mag, sagt aber immer ausdrücklich, dass ein Schöpfer nicht in das Universum eingreift und erhebt damit den Naturalismus zum wichtigsten Prinzip der Naturwissenschaft und seines Buchs.

    Ich habe durch ihn das erste Mal Evolution verstanden und er hat wohl auch den ersten wichtigen Schritt zur Entwicklung meines Atheismus gelegt, auch wenn dies wohl nie seine Absicht war. Wie Carl Sagan wollte er einfach immer nur zeigen wie toll Wissenschaft die Welt erklären kann und dass wissenschaftliche Erklärungen viel befriedigender sind als übernatürliche Ursachen als Erklärung zu akzeptieren.

    Heutzutage mag es vielleicht bessere Bücher für Skeptiker geben, für 1972 war “Im Anfang war der Wasserstoff” aber sicherlich ein sehr bedeuntendes Werk, was es auch heute noch verdient gelesen zu werden!

  18. #18 Gondlir
    7. März 2010

    Da ich Ditfurth in meiner Kindheit und Jugend fasziniert im deutschen Fernsehen erlebt habe (wir haben damals nahe der “Zonengrenze” außer ARD, ZDF und dem Dritten des NDR nur noch DDR-Fernsehen sehen können – es gab nichts anderes!), meine ich mich auch zu erinnern, daß er der erste war, der überhaupt eine eigene Sendereihe zum Thema Naturwissenschaften machte. Davor waren Wissenschaftler nur Randfiguren im deutschen Fernsehen, die ziemlich dröge bei besonderen Ereignissen wie Erdbeben oder den Mondflügen ihre Kommentare lieferten. Man merkte denen an, daß sie eigentlich nicht ins Fernsehen gehörten.
    Ditfurth hat als erster die Möglichkeiten des Fernsehens erkannt, und gilt für mich daher als der Vater aller Wissenschaftsshows im deutschen Fernsehen. Seine Sendungen waren für mich Pflichtprogramm, und meine Eltern hatten auch keine Probleme damit, mich diese im Abendprogramm schauen zu lassen, da es ja gesittet zuging, und sie die Wißbegier ihres Sohnes gerne unterstützten.
    Ebenso wie Loriot gekonnt den Vater des deutschen Tierfilms – Bernhard Grzimek – parodierte, machte er es auch mal mit Hoimar von Ditfurth. Das Filmchen ist allerdings nicht so bekannt geworden wie die berühmte Steinlaus.

  19. #19 Oliver Debus
    7. März 2010

    Also Hoimar von Ditfurth kenne ich noch gut von der Sendung Querschnitte, die er zusammen mit Volker Arzt gemacht hat. Er ist neben Heinz Haber, Erich Übelacker, Carl Sagan, Isaac Asimov, Bernhard Grzimek und Heinz Sielmann einer der Wissenschaftler, die mein Interesse an der Natur und den Naturwissenschaften in den 1980’ern wach gehalten hat. Die kindliche Neugier und die Kunst wie ein Kind staunen zu können zu bewahren ist wohl der Trick, wie Wissenschaft spannend bleiben kann.

  20. #20 MartinB
    7. März 2010

    @Oliver
    Du kennst Dr. Ü? Auch Dauergast im Hamburger Planetarium gewesen? Dessen Vorträge waren schon klasse.
    Und den Satz “Alle anderen Sterne sind Fixsterne – ferne Sonnen, die so weit entfernt sind, dass ein ganzes Menschenleben nicht ausreicht zu sehen, wie sie sich untereinander bewegen.” werd ich nie vergessen, den gab’s jeden Monat jedesmal in exakt derselben betonung.

  21. #21 Christian
    8. März 2010

    Jetzt habe ich leider diesen Eintrag hier verpasst. Ich muß schon sagen, dass ich ein “Fan” von HvD bin. Habe alle seine Bücher zuhause. Er versteht es, in wenigen Sätzen ein Sachverhalt zu erklären, wo ich viele Seiten für bräuchte.
    Mein Lieblingsbuch ist “Wir sind nicht nur von dieser Welt”. Ich sehe es nicht unbedingt als Versuch Religion und Wissenschaft zu vereinen (auch wenn das der Leitfaden dieses Buches ist). Mir hat das Buch die Augen geöffnet im Bezug auf die Realität (oder was wir davon halten). Es ist eine geniale Verbindung zwischen der Erkenntnistheorie und Evolution. Und wenn es jetzt auch etwas esotherisch klingt: Durch dieses Buch wird quasi gezeigt, dass der Geist nicht erst mit dem Gehirn in dieser Welt getreten ist, sondern dass es genau anders herum gelaufen ist. Dass nämlich der Geist (und somit das Gehirn) ein Produkt des schon gegebenen ist. So, wie das Auge der evolutive Abdruck der Sonne ist, der Flügel von der Luft, so ist auch das Gehirn eine evolutive “Wahrwerdung” des schon vorhandenen.
    Besser ist wirklich, das Buch zu lesen. Mir kam es wie eine kopernikanische Wende vor, seitdem sehe ich die Welt ganz anders.

  22. #22 Marco
    9. März 2010

    Habe neulich erst wieder “Kinder des Weltalls” und “Im Anfang war der Wasserstoff” gelesen. So eine Informationsdichte findet man in populären Wissenschaftsbüchern nur selten.
    Auch wenn die Bücher vom Anfang der siebziger Jahre sind, finde ich die heute immer noch lesenswert.

  23. #23 billigzobel
    9. März 2010

    Um auf Deine Frage am Ende des Deines Beitrags direkt antworten: Ich empfehle “Am Anfang war der Wasserstoff”. In diesem Buch zeichnet er wunderschön die Evolutionsgeschichte nach, und zwar in Form eines Indizien-Puzzles: Er fügt die Informationen, die wir kennen, zu einem Gesamtbild zusammen. Einfach toll! HvD hat mich nachhaltig beeinflusst und seine Bücher waren mitunter ein Grund, warum ich später Naturwissenschaften studiert habe.
    Für Dich als Astronom wäre sicherlich auch “Kinder des Weltalls” interessant. Allerdings hat die Forschung in der letzen 40 Jahre zu diesem Thema vermutlich vieles in diesem Buch obsolet gemacht. Schön zu lesen ist es trotzdem.
    Auch sehr schön in Erinnerung habe ich “So lasst uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen”. Ein sehr emotionales Werk. Hier fasst er alle Themen, die er in seinen früheren Büchern ausführlich besprochen hatte knapper zusammen und stellt sie in den Kontext der überall sichtbaren Umweltzerstörung und traf den Nerv der Zeit, als die Umwelt- und Friedensbewegung auf ihrem Höhepunkt war. In einem der letzten Kapitel schreibt er sinngemäß, dass die Umwelt den Bach runtergeht und wir aber jeden verdammten Prozentpunkt Wirtschaftswachstum feiern. Ich glaube, “Tanz auf dem Vulkan” heißt das Kapitel. Ich konnte nur noch weinen als ich das las. Und es hat sich – wie ein Vorkommentar schon erwähnte – 25 Jahre nach diesem Buch an der Gesamtsituation immer noch nicht viel geändert.

  24. #24 Florian Freistetter
    9. März 2010

    Hmm – sieht so aus, als müsse ich “Am Anfang war der Wasserstoff” wirklich mal lesen 😉

  25. #25 Christian
    10. März 2010

    Zur Zeit lese ich von ihm “Der Geist fiel nicht vom Himmel”. Wunderbar, wie er dort die Evolution des Geistes nachzeichnet.

  26. #26 nashorn
    11. März 2010

    Die “Querschnitte” gehörten damals zu meinen Lieblings-Sendungen im Fernsehen. Die Bücher gab’s praktischerweise in unserer Stadtbücherei. Damit wurde Herr v. Dithfurth auch für mich zur Inspiration, und er war sicher auch nicht unschuldig daran, dass ich später eine Naturwissenschaft studiert habe.

  27. #27 billigzobel
    11. März 2010

    @Florian:

    Entschuldige bitte die späte Antwort. Aber ich habe lange über Deine Antwort nachgedacht “da müsse ich “Am Anfang war der Wasserstoff’ ja mal lesen”.

    Muss man 30 Jahre alte Populärwissenschaft heute wirklich noch lesen, hab ich mich gefragt. Es gibt doch mittlerweile eine Menge guter populärwissenschaftlicher Bücher, die die Inhalte der einzelnen wissenschaftlichen Disziplinen einem Laien gut vermitteln.
    Meine Meinung: Ja, die Bücher von Hoimar von Ditfurth sind auch heute noch lesenswert!

    Der Grund sind weniger die Fakten als vielmehr die Geisteshaltung, die er vermittelt:
    – Dass die Faszination in der Betrachtung unserer Welt nicht darin liegt, dass sie ‘uns’, den Menschen, hervorgebracht hat, sondern unsere Existenz im Grunde genommen eigentlich nichts Besonderes ist, sondern nur ein Ergebnis des Zusammenspiels der vorherrschenden Bedingungen.
    – Dass wir heute über uns und unseren Kosmos reflektieren können, war von niemanden geplant oder das Ziel von irgendwem oder -etwas.

    Das meint er mit ‘antrophozentrischen Mittelpunktwahn”. Die Welt ist nicht für ‘uns’ geschaffen worden. Eine Sichtweise, die vermutlich jeder Mensch (jedes Tier, jedes Lebewesen) hat, und auch vollkommen natürlich ist. Aber eben genau diese Sichtweise muss man abstreifen, wenn man das “Warum” beantworten möchte. Eine extrem schwierige Frage, dieses “Warum”. Und es gibt vielleicht keine Antwort darauf.

    Im Nachhinein betrachtet geht es in seinem Buch “Wasserstoff” zwar vordergründig um die Evolutionsgeschichte (und man lernt sehr viel darüber). Aber sein zentrales Anliegen ist es, wissenschaftliches Denken zu vermitteln. Das ist seine eigenliche Leistung und der Grund, warum HvD auch heute noch lesenswert ist!

  28. #28 Alf Pretzell
    15. April 2010

    … ich pflichte Helmut Fischer bei:

    “Der Geist fiel nicht vom Himmel” ist ein klasse Buch. Die letzte Phase der menschlichen Seelenbildung bleibt – würde ich sagen – ausgespart, aber das wollen wir ja auch noch herausfinden und wollen ja auch nicht alles wissen, oder?

    @ Florian Freistetter

    Das wäre unter anderem und anderen mein Job, wenn da nicht der LHC wäre…

    Das Buch ist schön wie ich finde, da es in einfachen Worten Grundtatsachen erläutert, die Verständnis bringen. Ich habe aber gerade nicht mehr vor Augen, was er alles erzählt. Überzeugt hat es mich in weiten Teilen.

  29. #29 Florian
    24. September 2010

    Ein guter Einstieg und zugleich eine gute Zusammenfassung des Denkens von HvD ist das Büchlein “Hoimar von Ditfurth-Aspekte seines Denkens”. Eine kritische Einführung in das Denken des Mediziners, Wissenschaftlers und Wissenschaftsjournalisten anlässlich seines 20. Todesjahres. Der Autor ist Eckart Löhr. ISBN 3640267079

  30. #30 Ice66
    30. Dezember 2010

    “Normalerweise liest kein Mensch eine naturwissenschaftliche Veröffentlichung oder ein physikalisches oder astronomisches Lehrbuch, deren Druck zwanzig, dreißig oder noch mehr Jahre zurückliegt.” Hoimar von Ditfurth, Kinder des Weltalls, Naturwissenschaft und menschliches Selbstverständnis.

    Das gilt wohl auch für Ditfurths populärwissenschaftliche Publikationen, die den aktuellen Wissensstand seiner Zeit nicht nur in einer relativ leicht verständlichen Sprache, sondern auch in einer Sprache, die einen für wissenschaftliche Themen begeistern konnte, zu vermitteln verstand.

    Ditfurth war Doktor der Psychatrie und entschied sich im Lauf seines Lebens dafür, seinen Job bei Boehringer Mannheim an den Nagel zu hängen um freischaffender Wissenschaftsjournalist zu werden.

    Seine Schriften merkt man es meiner Ansicht nach an, dass ihn “Gehirn und Geist” nicht weniger interessierten als Astronomie oder Evolutionstheorie oder Geschichte.

    Für Ditfurth war auch die evolutionäre Erkenntnistheorie ein Thema.

    Heute, auch nach 20 Jahren halte ich seine “Innenansichten eines Artgenossen” nicht zuletzt deswegen immer noch für lesenswert, weil dieses Buch auch Autobiografisches enthält, aber er dies mit Erkenntnissen der Hirnforschung, der Zeit des Nationalsozialismus in der er aufgewachsen ist, Themen der Evolutiontheorie und Astronomie auf eine nicht uninteressante Art zu verknüpfen versteht.

    Wenn hier nicht mehr alles aus heutiger Sicht aktuell ist, dürfte das bei diesem Buch nicht sonderlich relevant sein.

  31. #31 ares
    30. Dezember 2010

    @FF

    FF:
    Was sollte man denn lesen, wenn man einen guten Eindruck von dem bekommen will, was von Ditfurth so gemacht hat?

    wenn ich einen Rat geben darf empfehle ich ‘Innenansichten eines Artgenossen’ , oder ‘Unbegreifliche Realität’.
    In ‘Unbegreifliche Realität’ werden RT-Deppen/Leugner bis hin zu Lenard gnadenlos auseinander genommen.
    Blätter einfach mal durch, es lohnt sich.

    Das wesentliche über HvD hat Ice66 bereits vor mir geschrieben.

  32. #32 Alex Grey
    3. März 2011

    Dass die Bücher von HvD auch über 20 Jahre nach seinem Tod noch als lesenswert erachtet werden, ist eine angenehme Überraschung.

    Das erste Buch, das ich von ihm las, war “Im Anfang war der Wasserstoff”. Gelesen habe ich es Anfang der Achtziger Jahre, da war das Buch schon fast 10 Jahre alt. Inzwischen hat es fast vierzig (!) Jahre auf dem Buckel.

    Lohnt es sich, ein populärwissenschaftliches Werk nach so langer Zeit zu lesen? Einige Teilnehmer dieses Blogs glauben dies offensichtlich. Warum?

    Der hier bereits gestellte Vergleich zwischen HvD und Carl Sagan hilft hier vielleicht. Beide waren „echte“ Wissenschaftler und nicht nur Showmaster, wie heute leider nur allzu üblich. Sagans “Cosmos” hatte auf mich als Jugendlicher eine enorme Wirkung. Natürlich ist die Serie inzwischen hoffnungslos veraltet und überholt – genau wie die Bücher von HvD.

    Möchte man etwas zum aktuellen Stand der Kosmologie oder der Neurowissenschaften erfahren, gibt es sicher bessere Quellen als die Bücher und Filme von Sagan und HvD. Das Entscheidende ist aber vor allem die Weltanschauung, die Begeisterungsfähigkeit und die Authentizität der Autoren, die so viele Menschen begeistert und in ihren Bann gezogen hat. Nicht wenige behaupten, die Filme Carl Sagans hätten ihr Leben entscheidend beeinflusst und sie zu Wissenschaftlern gemacht. Man schaue sich nur die Kundenrezensionen zur inzwischen erhältlichen DVD-Edition von “Cosmos” auf der amerikanischen Seite eines großen Internet-Buchhändlers an.

    In diesem Blog ist Ähnliches über die Wirkung von HvD zu lesen. Und ich nehme mich da nicht aus. Seine Werke sind weit über den informellen Inhalt hinaus Beispiele für eine mitreißende Geisteshaltung und ein kosmisches, umfassendes Weltbild.

    Ich wage zu behaupten, dass ich ohne die Bücher und Filme von Carl Sagan und Hoimar von Ditfurth nicht der Mensch wäre, der ich heute bin. Ein schöneres Kompliment kann man populärwissenschaftlichen Autoren wohl nicht machen.

  33. #33 Volker
    Eschede
    26. August 2019

    Hoimar von Dithfurt… der Startschuss für mein Interesse an Wissenschaft, Astronomie im Besonderen. Ich habe seine TV Folgen – soweit ich konnte – alle gesehen. Sie waren wirklich informativ, sauber recherchiert und vor allem anspruchsvoll. Nicht zu vergleichen mitden meisten wissenschaftlichen Sendungen, die es heute so gibt (“Die größte Pommes der Welt”) – wobei ich die Science Busters ausdrücklich ausnehmen möchte! Hoimar von Dithfurt hat es auf phantastische Art geschafft, Interesse an der Wissenschaft zu wecken. Sein “Im Anfang war der Wasserstoff” war, und in gewissen Rahmen ist es heute noch, für mich DAS Buch, welches Astronomie und Geschichte der Menschheit, des Universums, in perfekter Weise darstellt. Sicher, es ist heute in einigen Punkten nicht mehr aktuell (das Buch wurde in den 70ern geschrieben), das macht es aber nicht weniger lesenswert. Schließlich war er ein Wissenschaftler, der Astrologie, Präastronautik und ähnlichen “Geisteswissenschaften” ganz deutlich in die Schranken verwies. Ob es “Wunderheiler” waren, welche für viel Geld Menschen ohne Eingriff operierten, oder verschrobene Astrologen, die ihren Einfluss zu eigenen Zwecken nutzten oder ein gewisser Erich von Däniken. Zum Letzteren gab es ein TV Duell (ja, gabs damals schon), in der sich von Dithfurt und von Däniken gegenübersaßen. Ich erinnere mich aber sehr gut daran. Von Dithfurt hat die Thesen des Herrn von Däniken aufgenommen, analysiert und anschließend derart zerlegt, daß von Däniken nur noch wirres Zeugs stammelte. Ich habe so oft schon versucht, dieses Streitgespräch zu finden, als Text- oder Video, leider erfolglos. Das würde heute noch so manchen Präsatronautik Anhänger (Ausserirdische haben die Pyramiden erbaut…) arg in Bedrängnis bringen.
    Kurz: HvD hat den Menschen die Wissenschaft näher gebracht, in einer Art und Weise, die neugierig auf Mehr machte. Seine Bücher zieren meine Regale. Gleich neben denen von Florian Freistetter…. 🙂