Ich habe gerade ein interessantes Interview mit dem österreichischen Genetiker Josef Penninger gelesen. Der ist Direktor des Institut für Molekulare Biotechnologie in Wien und wurde anläßlich des 10jährigen Jubiläums der Entschlüsselung des menschlichen Genoms vom Standard interviewt.
Penninger sagt da einige sehr interessante Sache:
Auf die Frage, ob gentechnisch veränderte Pflanzen das Ernäherungsproblem der Menschheit lösen können, antwortet er:
“Man muss es sich seriös anschauen, was genetisch veränderte Pflanzen hier beitragen können. Wenn man Pflanzen machen kann, die mit sehr wenig Wasser auskommen und sehr viel Ertrag haben, da wird’s natürlich interessant, auch um die Umwelt zu schützen. Oder man denke nur an die Möglichkeiten, dass genetisch veränderte Pflanzen wie etwa Algen die zukünftigen Treibstoffe für unsere Autos machen werden. Es geht um eine kritische Beurteilung. Grundsätzliche Ablehnung bringt sicher niemanden weiter.”
Allerdings!
Interessant ist auch, was Penninger über den Wettbewerb unter den Wissenschaftlern sagt. Gerade in der Gentechnik sind Forschungsergebnisse ja sehr oft auch finanziell von Bedeutung. Da sollte man meinen, dass die Forscher ihre Ideen unter Verschluß halten… Aber auf die Frage, ob er mit Kollegen offen reden kann, meint Penninger:
“Absolut. Der Grund ist einfach. Wenn man mit zehn Leuten redet und ihnen alles sagt, dann stehlen zwei davon die Idee. Aber die anderen acht sagen einem ihre Idee, die vielleicht besser ist. Da ist Altruismus sinnvoll. Jedes Mal, wenn ich zu anderen Forschern nett war und ich etwas von denen fünf Jahre später brauche, genügt eine E-Mail. Meiner Meinung nach bringt Ultra-Competetiveness, die von manchen Leuten auch in Wien gepflogen wird, überhaupt nichts. Wie beim Fußball. Wir spielen, so hart wir können, wir wollen alle gewinnen. Aber nachher setzen wir uns zusammen und trinken ein Bier.”
Interessant ist auch sein Vergleich von Biologie und Physik:
Biologie war eigentlich wie Astrophysik. Wir arbeiteten an fünf Prozent des Genoms – den sogenannten exprimierten oder Protein-codierenden Genen -, alles andere ist “dark matter” oder “Junk-DNA” . Jedoch sind die anderen 95 Prozent des Genoms auch höchst relevant, wie etwa MicroRNA oder sogenannte PiWi RNA. Dabei hat man etwa ein völlig neues Immunsystem entdeckt oder dass Springende Gene (Transposons) Entwicklung von Spezies regulieren könnten. Was in den letzten Jahren an genetischer Information bekannt geworden ist, versetzt uns in einen riesigen Ozean aus Möglichkeiten und völlig neuer Biologie. Wir schauen zurzeit nur auf die Oberfläche und zählen die Wellen. Es gibt unendlich viel zu entdecken, was es alles unter der Wasseroberfläche gibt. Was Physik für das 20. Jahrhundert war, ist moderne Genetik für das neue Jahrtausend.
Ich bin mir da ja nicht ganz so sicher. Man hört zwar ständig das die Genetik und die Gentechnologie in Zukunt so enorm von Bedeutung sein soll – aber ich bin da irgendwie skeptisch 😉 Nicht, dass ich nicht davon überzeugt bin, dass Genetik wichtig ist und noch viel wichtiger werden wird! Ganz im Gegenteil – aber ich finde es macht nicht viel Sinn zu sagen, dass Genetik quasi die Physik ablösen wird. Wenn man es genau nimmt, ist die Biologie ja auch nur ein Spezialfall der Physik und ich würde eher vermuten, dass sich Physik und Biologie in Zukunft immer mehr annähern werden und nicht mehr die getrennten Forschungsbereiche bleiben, die sie früher waren….
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