Auch wenn leider viele Menschen der Wissenschaft sehr skeptisch gegenüberstehen gibt es doch noch immer genug, die sich brennend dafür interessieren. Das merkt man immer dann, wenn Universitäten und Forschungseinrichtungen ihre Türen öffnen und den Menschen zeigen, was dort so getrieben wird. Ich habe solche Veranstaltungen in Wien miterlebt und auch in Jena – jedesmal waren die Unis voll mit interessierten Leuten.

In Österreich gibt es seit dem Jahr 2005 die Lange Nacht der Forschung. Letztes Jahr war sie so erfolgreich wie nie zuvor. Dieses Jahr wird sie abgesagt…

Die Wissenschaftsministerin Beatrix Karl hat gestern gestern bekannt gegeben, dass die Lange Nacht der Forschung dieses Jahr ausfallen wird.

“Die drei beteiligten Ministerien – neben dem Wissenschaftsministerium das Wirtschafts- und das Infrastrukturressort – hätten sich nach einer Evaluierung zu diesem Schritt entschlossen, hieß es aus dem Wissenschaftsministerium. Diese habe “positive Aspekte, aber auch einen gewissen Optimierungsbedarf gezeigt”. So müsse etwa das “Konzept nachgeschärft” werden.”

Evaluierung? Kein Problem – sowas ist selten schlecht. “Optimierungsbedarf” besteht sicher auch immer und meinetwegen kann man gerne auch “Konzepte nachschärfen”. Aber warum muss man deswegen gleich die ganze Lange Nacht der Forschung absagen? Immerhin gab es 2009 einen Teilnehmerrekord bei den Besuchern – ganz so viel falsch kann man nicht gemacht haben. Warum kann man nicht evaluieren, optimieren und nachschärfen und trotzdem auch 2010 eine Lange Nacht der Forschung veranstalten?

Was soll das? Einerseits beschwert man sich in Österreich immer über die peinlich geringe Akademikerquote, will internationale Spitzenforschung betreiben und “Elite-Universitäten” gründen. Aber sowas kriegt man nicht per Politikerbeschluß und Spitzenforscher fallen auch nicht einfach so aus den Wolken. Gute Forscher kriegt man, wenn man möglichst viele Menschen dazu bringt, zu studieren und später auch an den Universitäten zu arbeiten. Dazu braucht es nicht nur gute Arbeitsbedingungen an den Unis – sondern man muss den Menschen auch zeigen, wie faszinierend, spannend und wichtig Wissenschaft ist. Und das erreicht man nicht, indem man große Events wie die Lange Nacht der Forschung absagt…

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Wissenschaft zum Mitmachen ist toll!

Kommentare (13)

  1. #1 Marcus Anhäuser
    20. April 2010

    Sind die Ergebnisse der Evaluation denn irgendwo veröffentlicht?

  2. #2 Florian Freistetter
    20. April 2010

    @Marcus: Also ich hätte nichts gefunden…

  3. #3 Günter
    20. April 2010

    Schade – Naja ist halt Österreich. Der Verein Update.Basiswissen organisiert 2009 eine Busfahrt von einigen Gemeinden im Mühlviertel nach Linz zur “Langen Nacht der Forschung” und in der Nachlese zu dieser Veranstaltung ist auf der Homepage http://www.update.basiswissen.at ist im Themenarchiv unter anderem auch das zu lesen: Nachlese “Lange Nacht der Forschung”

    Von den 366 000 Besuchern der “Langen Nacht der Forschung” in ganz Österreich, kamen auch 20 mit dem Bus, welchen UPDATE.BASISWISSEN organisiert hatte, nach Linz, wo über 42 120 Interessierte gezählt wurden. Es war ein interessanter und spannender Abend. Wir konnten Blicke hinter die Kulissen der Forschung und des Alltages der Wissenschaft werfen und es wurde uns wieder einmal klar, was Wissenschaft und Forschung bedeuten: Mühsame Arbeit mit vielen Misserfolgen und Rückschlägen, um dann schließlich doch Erfolg zu haben. Diese Erfolge wurden uns präsentiert und wie wir hörten, auch interessiert und begeistert von den Teilnehmern aufgenommen.”
    Wir hätten auch dieses Jahr wieder eine Fahrt organisiert – und, wir hätten dieses mal sicher einen größeren Bus füllen können.

  4. #4 Ronny
    20. April 2010

    Kurz gesagt: Kein Geld und keinen Bock.

    Armes Österreich 🙁

  5. #5 ali
    20. April 2010

    @Marcus: Also ich hätte nichts gefunden…

    Absence of evidence is not evidence of absence 🙂

  6. #6 soph
    20. April 2010

    Was vorallem interessant ist, da IMHO die Ministerien nur die PR zahlten. Ok, vielleicht zahlten sie auch die Transfers zwischen den einzelnen Stationen.
    Die teilnehmenden Institute bekamen jedenfalls keine Vergütung für ihren Aufwand (etwa Material oder Überstunden).

    Wie wär’s, wenn die Universitäten einfach selbst eine lange Nacht der Forschung ausrufen? Das kann sie auch nicht mehr kosten als sie bisher eh schon aufwenden mussten…

  7. #7 Maria
    20. April 2010

    Zum Weinen…

    Zeit für Open Data. Was ich gestern beim Webmontag in Wien gelernt habe: Wenn ein Ministerium auf Kosten der Steuerzahler eine Studie erstellt, gibt es keine Verpflichtung diese auch zu veröffentlichen.

  8. #9 Constantin
    22. Juni 2010

    WAS? Mir ist gerade wirklich ein bisserl schlecht geworden! Ich habe mich wirklich schon darauf gefreut, nach dem Uniwechsel wieder zur langen Nacht der Forschung nach Innsbruck zu fahren. Die lezten Jahre war die lange Nacht der Forschung wirklich sehr toll. Ueberall begeisterte Gesichter, die Betreuer der Station haben sich soviel Muehe gegeben und wirklich interessant und kreativ den Besuchern ihre Forschung naeher gebracht. Ich kenne viele der Leute, die letztes Jahr Stationen betreut haben. Wenn ueberhaupt haben die ein lange Nacht der Forschung T-Shirt gekriegt und einen Gutschein fuer ein Essen in der Mensa. Es ist laecherlich, wenn bei so einer tollen Veranstaltung ploetzlich aufgrund einer Evaluierung das gesamte Konzept (!!!) gestrichen wird, anstatt das Konzept zu verbessern.

  9. #10 Johannes
    18. Februar 2011

    Wird’s die Lange Nacht der Forschung dieses Jahr wieder geben?

  10. #11 TheBug
    18. Februar 2011

    Also Österreich hat bei der europäischen Chemikalienbehörde ECHA beantragt Siliziumdioxid auf die Liste der besonders bedenklichen Stoffe zu setzen.

    Das passt doch ins Bild…

  11. #12 Florian Freistetter
    18. Februar 2011

    @Johannes: Hmm – hab ich bis jetzt noch nichts gehört. Aber das muss nichts heissen; ich bin ja auch im Ausland…

  12. #13 Johannes
    18. Februar 2011

    @Florian
    Ahja habs gerade in Deinem Profil-Text gelesen 😉
    Ich hab mal eine Mail ans Ministerium geschrieben.