Werbung für Gesundheits- oder Kosmetikprodukte ist ja immer etwas seltsam. Entweder man beruft sich darauf, wie “natürlich”, “biologisch” oder “frei von Chemie” die Produkte sind. Oder man erschlägt die potentiellen Kunden mit wissenschaftlichen (bzw. wissenschaftlich klingenden) Fachausdrücken damit auch jeder sieht was hier für ein High-Tech-Produkt zu Verkauf steht (diese Taktiken hat übrigens Ben Goldacre in seinem Buch “Die Wissenschaftslüge” wunderbar beschrieben).
In einer Apotheke habe ich heute ein schönes Beispiel für den zweiten Fall gefunden. Hier wird gleich mit dem absoluten Maximum der wissenschaftlichen Glaubwürdigkeit geworben: dem Nobelpreis!
Hui! Inspiriert von einer Nobelpreis-Entdeckung… Aber wieso eigentlich “inspiriert”? Wie soll man das verstehen? Haben da die Feuchtigkeitscremeleute in den alten Nobelpreisunterlagen geblättert und auf irgendwelche Geistesblitze gehofft? Welcher Nobelpreis könnte hier die “Inspiration” gewesen sein?
Vielleicht der von Maurice Maeterlinck aus dem Jahr 1911. Damals bekam er den Literaturnobelpreis für seinen “Phantasiereichtum” und seine “verschleierte Form des Märchenspiels” mit der er “auf geheimnisvolle Weise Gefühl und Ahnung des Lesers anredet”.
Ich könnte mir gut vorstellen, dass so etwas die Produktdesigner in der Kosmetikindustrie inspiriert 😉
Oder vielleicht war es Bertil Ohlin und James Edward Meade, die 1977 den Preis für Wirtschaftswissenschaften bekommen haben und zwar
„für ihre bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet der Theorie des internationalen Handels und der internationalen Kapitalbewegung””
“Kapitalbewegungen” waren sicherlich die hauptsächliche Inspiration für viele Produkte der Kosmetikindustrie 😉
Vielleicht war auch der Anblick der Friedensnobelpreisträgerin des Jahres 1979 die Inspiration für eine Feuchtigkeitscreme?
Ein wenig Recherche hat dann aber doch noch den Chemienobelpreis des Jahres 2003 ans Licht gebracht. Da gehts um “Wasserkanäle” in den Zellen bzw. um Aquaporine. Das im Bild beworbene Produkt soll nun das “körpereigene Aquaporin-Netzwerk aktivieren”. Und immerhin:
“93% der Testpersonen bestätigen: Die Haut fühlt sich spürbar glatter und geschmeidiger an.”
Das klingt doch ganz nach ner knallharten Produktstudie 😉 Aber ich will nicht meckern und von Chemie hab ich leider auch zuwenig Ahnung. Vielleicht wirkt das Zeug ja wirklich. Und vielleicht ist es wirklich eine direkte Anwendung der Nobelpreisforschung (obwohl ich dann das Wort “inspiriert” irgendwie fehl am Platz finde). Aber eigentlich bin ich ja skeptisch: ists wirklich so schwierig Feuchtigkeit in die Haut zu bringen dass die Firmen hier nun schon nobelpreisträchtige Forschung aufbieten müssen? Bzw. muss man als gesunder Mensch ohne Hautprobleme wirklich so viel Wasser in seine Haut bringen? Gibts Kosmetiker oder Chemikerinnen die hier Ahnung haben?
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