Der nicht stattfindende Weltuntergang im Jahr 2012 ist im Moment wieder verstärkt in den Medien präsent. Das ZDF hat neben der Sendung über Sonnenstürme, die gerne von den Weltuntergangs-Fans als Beleg angebracht wird gestern auch noch eine eigene Sendung zu den 2012-“Theorien” gebracht: “Apokalypse 2012″ ist der Titel und präsentieren darf sie Guido Knopp im Rahmen von “ZDF History”. Die Sendung muss ich mir wohl auch bald nochmal vornehmen – im Moment habe ich aber ein Fundstück aus der Deutschen Bahn für euch. Denn auch dort ist man anscheinend vom 2012-Unsinn fasziniert.
Auf der letzen Seite der Juni-Ausgabe der Bahn-Zeitschrift “Mobil” fand sich eine kurze Story über Weltuntergang und Sonne:
Erstaunlich! Das sind nur 7 Sätze – und trotzdem so wahnsinnig viel Unsinn. Aber gehen wir es Mal Stück für Stück durch:
“Drei Wintersonnenwenden noch, dann geht die Welt unter. So hat es das Volk der Maya prophezeit: Am 21. Dezember 2012 wird alles Leben auf der Erde enden.”
Die Welt geht natürlich nicht unter und die Maya haben auch nichts dergleichen vorhergesagt – schon gar nicht “das alles Leben auf der Erde endet”.
“Wenn es jedoch nach den Astronomen geht, passiert an diesem Tag etwas anderes: Die Sonne wird aus unserer Sicht im Zentrum der Milchstrasse stehen.”
Nein, das passiert laut Astronomen nicht. Das Zentrum der Milchstrasse befindet sich im Sternbild Schütze und dieses Sternbild liegt entlang der Ekliptik – also der scheinbaren Bahn der der Sonne am Himmel. Und im Winter befindet sich die Sonne tatsächlich in diesem Sternbild. Allerdings jedes Jahr im Winter – und sie ist auch nicht exakt vor dem Zentrum der Milchstrasse zu sehen.
“Dies geschieht nur gut alle 25700 Jahre und hängt mit der Position der Erdachse zusammen. Sie vollzieht in dieser Zeitspanne eine Bewegung, die die Form eines auf der Spitze stehenden Kegels nachzeichnet”
Wie gesagt: die Sonne steht jedes Jahr im Winter im Sternbild Schütze. Mit der Erdachse und deren Präzessionsbewegung, auf das sich die Sache mit den 25700 Jahre bezieht hat das nichts zu tun. Ich habe das hier ausführlich beschrieben.
“Unser Bild zeigt eine Extrem-Ultraviolett-Aufnahme der Sonne vom NASA-Satelliten SDO (Solar Dynamics Observatory), der ihre dynamischen Vorgänge erforscht. Die Farben stellen die verschiedenen Gastemperaturen dar: Rot ist relativ kühl (59726 Grad Celsius), Blau und Grün sind heißer als 999726 Grad Celsius.”
Das hat jetzt zwar nichts mehr mit 2012 zu tun – ist aber trotzdem meine Lieblingsstelle 😉 Zuerst hab ich mich ja ein bisschen gewundert. “heißer als 999726 Grad Celsius” – das ist ja Mal eine exakte Angabe! Kann die NASA tatsächlich per Satellit die Temperatur der Sonne so exakt messen, dass sie gradgenaue Angaben machen kann? Das wäre ziemlich cool – aber warum weiß ich nichts davon? Ich habe immerhin auch über SDO geschrieben und sogar das gleiche Bild vorgestellt. Und schaut man sich an, was die NASA über das Bild geschrieben hat, dann steht da was ganz anderes:
“A full-disk multiwavelength extreme ultraviolet image of the sun taken by SDO on March 30, 2010. False colors trace different gas temperatures. Reds are relatively cool (~60,000 K); blues and greens are hotter (> 1,000,000 K).”
Es hat einen Moment gedauert, bis ich das kapiert habe. Wer auch immer den Text in “Mobil” verfasst hat, dachte anscheinend, man kann den Lesern die Temperatureinheit Kelvin nicht zumuten und müsse das in Grad Celsius umrechnen. Grad Celsius bekommt man aber, wenn man von der Temperatur in Kelvin 273,15 abzieht. Bei “Mobil” hat man also tatsächlich die Angabe “ungefähr 60000 Kelvin” in “59726 Grad Celsius” umgerechnet (und dabei noch falsch gerundet, denn wenn man 273,15 von 60000 abzieht, dann ergibt das 59726,85)! Das macht natürlich absolut keinen Sinn: “ungefähr 60000 Kelvin” sind auch “ungefähr 60000 Grad Celsius” – auf die 273,15 kommt es da auch nicht mehr an und es zeigt nur, das der Autor des Textes keine wirkliche Ahnung hatte, was er da eigentlich gerade tut.
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