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Es wird langsam wieder Zeit für sommerliche Buchempfehlungen. In die Kategorie “Buch für den Urlaub” passt “Nebra” von Thomas Thiemeyer wunderbar. Wie der Titel schon andeutet spielt hier die berühmte Himmelsscheibe von Nebra eine wichtige Rolle. Aber das Buch handelt nicht nur von Archäoastronomie

Auf den ersten Seiten des Buches glaubt man sich zwar noch in einer FSK-18 Version der Fünf Freunde – aber dann entwickelt sich die Geschichte schnell zu einem mehr oder weniger typischen Archäologie-Thriller. Die Hauptperson, Hannah Peters, arbeitet am Landesmuseum von Halle an der Saale und ist dort für die Himmelsscheibe von Nebra zuständig. Dieses berühmte Stück ist – zumindest im Buch – immer noch etwas umstritten und seine Echtheit wird angezweifelt. Der Direktor des Museums hat Hannah nun damit beauftragt, neue Fundstücke aufzutreiben, die eindeutig eine Verbindung zur Himmelsscheibe zeigen und so die Echtheit belegen (und damit auch neue zahlende Besucher ins Museum lockt). Also macht Hannah sich auf in den Harz um dort mehr über die Scheibe herauszufinden.

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Dort, in Wernigerode, lernt sich Michael kennen, der anscheinend jede Menge über die Frühgeschichte der Region weiß und sie auch gleich in eine mysteriöse Höhle schleppt. Vom archäologischen Krimi entwickelt sich die Story nun schnell in Richtung Mystery-Thriller. Geheimnisvolle Wesen entführen harmlose Harzer Wanderer; am Brocken tauchen seltsame Lichter auf und in Schottland findet Hannah Hinweise auf eine Verbindung zwischen der Himmelscheibe und den Babyloniern in Mesopotamien. Alles läuft darauf hinaus, dass eine uralte Sekte die Himmelsscheibe für ihre Beschwörungsrituale benötigt. Ob die Beschwörung erfolgreich ist und vor allem wer da beschworen werden soll, das werde ich nicht verraten 😉

Klingt alles erstmal ein wenig abstrus. Ich kannte bis dahin nur ein anderes Buch von Thiemeyer: Magma, über das ich hier schon mal geschrieben habe. “Magma” war ein originelles Science-Fiction Buch mit vielen wissenschaftlichen Aspekten und hat mir sehr gut gefallen. So etwas hätte ich mir auch von “Nebra” gewünscht. Science Fiction hätte zu der Story meiner Meinung nach besser gepasst als die Dämone-Mystik für die sich Thiemeyer entschieden hat. Aber gut, Hexen und Magie bieten sich im Harz natürlich auch an.

Trotzdem kann ich das Buch empfehlen. Es ist zwar keine große Literatur aber auf jeden Fall fesselnd, spannend und vor allem originell! Mit der Realität hat Thiemeyers Deutung der Himmelsscheibe vermutlich nicht viel zu tun (obwohl die grundlegenden Fakten alle korrekt sind) aber es läßt sich daraus eine schöne Story entwickeln. Und natürlich ist es auch mal eine nette Abwechslung: Geschichten dieser Art finden sonst meistens irgendwo im Dschungel statt oder in Ägypten oder an sonstigen exotischen Plätzen. Sachsen-Anhalt und der Harz bieten hier eine erfrischende neue Kulisse. Und mit dem Weltuntergang am Brocken hätte wohl wirklich keiner gerechnet… 😉

Fazit: Ideale Urlaubslektüre; auch wenn das Buch nur relativ wenig mit Astronomie zu tun hat.

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Das Grauen wohnt unter dem Brocken!




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Kommentare (2)

  1. #1 Christian Reinboth
    18. Juni 2010

    Das Buch hatte ich vor einigen Wochen auch schon in den Händen, immerhin wohne ich seit neun Jahren in Wernigerode und sehe den Brocken jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit – aber als ich dann im Klappentext was von Dämonen gelesen habe, habe ich mir den Kauf verkniffen. Von daher vielen Dank für die Rezension! Wobei mir die Prämisse des Buchs dann doch etwas unrealistisch zu sein scheint. Gerade Wernigerode ist so atheistisch, dass auch ein babylonische Satanssekte hier kaum Fuß fassen könnte…

  2. #2 Stefan Taube
    18. Juni 2010

    Mir ging es ähnlich wie von Florian angedeutet. Der Roman beginnt als spannender SF, der schon allein durch den Mangel an dem SF-typischen Personal originell ist. Kein CIA, kein FBI, keine Air Force, kein Mr. President. Leider kippt das Buch dann zu einem Fantasyklamauk, durch den man sich am Ende durchquälen muss, wenn man wirklich wissen will, wie es ausgeht. Das Buch “Magma” fand ich da besser.

    Das Phänomen, dass SF-Storys unbefriedigend enden, insofern plötzlich völlig unplausible Dinge geschehen und hastig ein Showdown abgespult wird, ist allerdings weit verbreitet. In der SF geht es ja oft darum, eine Geschichte, eine Idee zu entwickeln, das ist, was uns unterhält und fasziniert. Wenn man als Leser von der Geschichte gefesselt ist, hat der Autor sein Ziel erreicht. Die Notwendigkeit, die Geschichte zu Ende zu bringen ist dann oft eher störend. Auch bei Hollywood-SF ist das Ende meistens schlecht, oder?

    Mir hat das im Roman “Binärcode” sehr schön gefallen. Da hört die Geschichte einfach auf, wenn es am besten ist.