So eine totale Sonnenfinsternis ist eine beeindruckende Sache. Wenn man die Möglichkeit hat, eine zu sehen, dann sollte man sich das nicht entgehen lassen. Ich hatte dieses Glück erst einmal; bei der totalen Finsternis am 11. August 1999. Das Problem mit diesen totalen Finsternissen ist ja, dass sie sich nicht nach uns Menschen richten. An einem konkreten Ort der Erde ist im Schnitt nur all 375 Jahre mit einer totalen Finsternis zu rechnen. Und es gibt auf der Erde jede Menge Orte… und die meisten von ihnen liegen mitten im Ozean oder sonst irgendwie mitten im Nirgendwo. Wenn man also nicht gerade das Glück hat, dass sich die Sonne gerade über dicht besiedelten Gebiet verdunkelt, dann muss man oft weit und kompliziert reisen, um sie beobachten zu können. Wer regelmäßig den Finsternissen hinterher reist, braucht also ein großes Reisebudget. Aber ich wollte eigentlich nicht über die Anbieter von Sonnenfinsternisreisen sprechen. Die verdienen zwar auch Geld – aber man bekommt dafür wenigstens was Vernünftiges geboten. Es gibt aber auch andere, die sich dieses beeindruckende astronomische Phänomen zu Nutzen machen und davon finanziell proftitieren wollen. Astrologen zum Beispiel.
gesehen von der ISS aus (BILD: NASA)
Bis zur nächsten totalen Sonnenfinsternis ist es nicht mehr weit. Sie wird am 11. Juli 2010 stattfinden – allerdings wird es schwer werden, sie zu beobachten. Der Kernschatten des Mondes bewegt sich fast ausschließlich über das Meer. Nur die Osterinseln und die winzigen polynesischen Atolle Hikueru und Amanu liegen auf ihrem Pfad. Ganz zum Ende der Finsternis erreicht der Schatten zwar auch noch die südliche Spitze von Südamerika – hier ist die Totalitätsphase allerdings nur kurz und die Sonne ist auch schon sehr nahe am Horizont weil sie bald untergeht.
Wer diese Sonnenfinsternis also richtig sehen will, muss sich wohl oder übel auf die Osterinseln oder nach Polynesien begeben (ok, es gibt schlimmere Orte, um eine Finsternis zu beobachten 😉 ).
So eine Reise ist sicher nicht billig – aber vielleicht wollen viele doch lieber zu Hause bleiben und sich das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft anschauen (schlechte Wahl!). Wer dann trotzdem noch zuviel Geld übrig hat der kann sich an die “a*sys*akademie” wenden. Denn auch dort wird die Sonnenfinsternis finanziel ausgeschlachtet. Auf der dortigen Homepage werden erstmal die üblichen absurden Allmachtsphantasien der Astrologie wiederholt:
“Worum es wirklich für einen Menschen in seinem Leben geht, ist die wertvolle Botschaft, die Astrologie vermitteln kann, wenn sie genützt wird, um die tiefsten Beweggründe der menschlichen Natur zu erforschen. Projiziert man diese Frage auf die globale Ebene, zeigt sie, was wirklich hinter den vielfältigen weltpolitischen und weltwirtschaftlichen Phänomenen steht.”
Ja klar… Was wirklich hinter den weltwirtschaftlichen Phänomen steht ist sicher interessant zu wissen. Aber die Sterne haben damit nichts zu tun – Astrologie ist Unsinn und funktioniert nicht. Da hilft es auch nichts, wenn man in Sachen astrologischer Deutung Sonnenfinsternisse
bemüht:
“Die Sonnenfinsternis zeigt uns, wie wir mit unseren besonderen Potenzialen Teil des Weltgeschehens sind und warum uns diese Welt braucht, um eine bessere zu werden.”
Aber diese Geheimnisse der Sonnenfinsternis sind nicht für jedemann. Wer wissen will, was der Schatten des Mondes in Sachen Weltverbesserung zu sagen hat und wer
“erforschen [will], wie sich diese Finsternis auch auf der ganz persönlichen Ebene unseres alltäglichen Lebens auswirken könnte”
der muss sich an die a*sys*akademie. Und wer würde das nicht tun wollen? Denn nicht nur erfährt man alles über das Weltgeschehen und die eigene Rolle bei der Verbesserung der Welt – auch das eigene Leben wird durch die Finsternis grundlegend geändert:
“Eine Sonnenfinsternis kann auch für den Einzelnen ein wichtiger Wegpunkt für das Leben sein und eine Zeit einläuten, in der wir die Weichen für eine bessere und glücklichere Zukunft stellen.”
Die 260 Euro, die man für das Seminar zahlen muss, sollte einem seine “bessere und glücklichere Zukunft” schon wert sein.
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